Dienstag, 18. April 2017

Bohrer, Karl Heinz

Im Radio höre ich eine Besprechung des, sagen wir: Lebensrückblicks von KHB. Ich muss unmittelbar denken: Bohrer, einer von den Männern, die sich die Welt nicht ohne sich selbst vorstellen wollen. Sie sagen sich, dass sie doch immer dazugehört haben! Es war doch alles so herrlich aufregend auf sie ausgerichtet. Sie wurden hoffiert, ihnen hörte man zu. Und auf einmal -- Peng! Über Achtzig. Und die Uhr tickt ihrem Ende entgegen.


Da passt doch auch dies vorzüglich:

"Bei seinen Recherchen stieß Sven Michaelsen auf Erzählungen über Bohrers Regentschaft beim Merkur. Als der neue Chef von einem Redakteur gefragt wurde, ob er die Bleiwüste der Zeitschrift mit Bildern auflockern wolle, antwortete er: »Nein, ich finde Fotos vulgär.« Für die monatlichen Themenkonferenzen führte er den Namen »Apostelgespräche« ein." (sueddeutsche.de)

Was soll ich sagen? Ich habe auch Männer kennengelernt, die vor ihrem 60. Lebensjahr gar nicht und anschließend nur mit großer Mühe das Phänomen Zeit mit sich selbst in Verbindung bringen konnten. Ständig schienen sie sich selbst zu sagen: 'Aber ich, ich bin ewig!' Angenehm waren diese Männer allesamt nicht. Was ja nicht heißt, dass ich nicht instinktiv Mitleid mit ihnen habe, wenn sie, alt und tatterig geworden, dasitzen und sich beständig wundern, dass sie nicht mehr allüberall hofiert werden. Wenn sie erkennen müssen, dass die Welt sich wahrscheinlich auch ohne sie dreht.