Ein ganzer Abend, eine Nacht, für Mascha Kaléko.
"24.12.2011 · 23:05 Uhr | Die Verse der Dichterin Kaléko über den Alltag für den Alltag sind sowohl gegenwartsnah als auch zeitlos | ... | "Allein mit meinem Spiegelbild" | Eine Lange Nacht über Mascha Kaléko | Von Hans Bräunlich | 1907 als Tochter einer österreichischen Mutter und eines russischen Vaters in Galizien geboren, wird die jüdische Dichterin Mascha Kaléko um 1930 in Berlin als moderne Bänkelsängerin für das Feuilleton entdeckt. | Ihre zuerst in Zeitungen, später auch in Büchern gedruckten Verse über den Alltag für den Alltag sind sowohl gegenwartsnah als auch zeitlos. Geprägt von Melancholie und Ironie ähneln sie zwar den Gedichten von Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz, haben jedoch ihren eigenen, weiblich-zärtlichen Klang und ihren unverwechselbar poetisch-sarkastischen Charme."
Was für ein Leben. Ohne Ausrufezeichen. Verbindungen zu schlagen: Zu Holthusen und dann zu Jean Améry.
"Einerseits ist hier ein offener Brief wie derjenige an den ehemaligen SS-Mann und "Merkur"-Autor Hans Egon Holthusen (1967), der lange vor dem späten SS-Geständnis eines Günter Grass in der angesehenen Zeitschrift jovial von seinem ehemaligen Eintritt in die NS-Elite-Organisation schrieb wie über einen lässlichen, ja vielleicht sogar zu Teilen noch heute verständlichen Lausbubenstreich, ein unschätzbares Zeitdokument. Andererseits verwehrt sich Améry hier in einer zunächst unfassbar freundlichen, dann aber doch hart zuschlagenden Rhetorik gegen eine Gleichsetzung Lebens- erfahrungen von Täter und Opfer, die auch angesichts der international umstrittenen aktuellen Berliner Ausstellung "Erzwungene Wege" des "Zentrums gegen Vertreibungen" und der Präsidentin des Bunds der Vertriebenen, Erika Steinbach, abermals so aktuell erscheinen muss wie ehedem: "Sie gingen zur SS, freiwillig", schreibt Améry an Holthusen. "Ich kam anderswohin, ganz unfreiwillig"."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen