Donnerstag, 4. Juni 2015

Argumentieren: "Wie schauen denn Ihre Leintücher aus?"

Eines der Probleme des Argumentierens, ein zentrales, ist dies: Es gibt keine Abstufungen in der Meinungs- und Urteilsbildung. Entweder man fühlt sich gut vertreten = 100% Zustimmung. Oder es gibt was zu mäkeln: 100% Ablehnung mit sehr selbstbewusst vorgetragenen Begründungen. Beispiel:


Beispiel (diepresse):

Haben die feinen Herren in der U-Haft noch ihre Maßhemden an? | In den USA nennt man es „white collar crime“: Bestechung, Korruption, Betrug. Dafür gelten, hier wie dort, andere Regeln als für gewöhnliche Kriminalität. | Sibylle Hamann (Die Presse) || Wenn die Kantonspolizei nicht in der berüchtigten Zürcher Langstraße vorfährt, sondern vor dem noblen Seehotel Baur au Lac, kommt es zu ungewohnten Szenen. Man kann beobachten, wie die Angestellten versuchen, im Morgengrauen Stil zu bewahren. Wie sie blütenweiße, gestärkte, gebügelte Leintücher als Sichtschutz gegen die Kameraleute aufspannen, während Tatverdächtige zu den Autos geführt werden. Nein, keine Maybachs mit Chauffeur, sondern schlichte Opel Corsas. Ausnahmsweise benützen manche distinguierte Gäste in dieser Situation sogar den Personaleingang.

Eine Gegenmeinung vom Typus "Jemanden auflaufen lassen":

"Humerus | 03.06.2015 | Ein bißl ein Klassenkampf - oh je... || Die Maßhemden (wie verwerflich!!!) und die "blütenweißen, gestärkten, gebügelten Leintücher" (offenbar was Schreckliches----- nur nebenbei: wie schauen denn Ihre Leintücher aus? schmutzig? nicht gebügelt?). Und dann kommen noch die armen schwarzen Gewalttäter in den USA ins Spiel, die nach Meinung der Autorin zu Unrecht im Häfn sitzen, nur weil sie ein bißl Tankstellenüberfalle gemacht haben... | Was ist jetzt das eigentlich Schlechte an der jüngsten Situation? Daß die FIFA-Funktionäre einmal von der Polizei verhört werden? Das ist doch lobenswert, oder was? Vorher gab es jahrelang Gerüchte, das war Ihnen keine Kolumne wert, aber jetzt wo es los geht kommt so ein seltsamer Quatsch daher."