Dafür ist das Internet-Wort surfen erfunden worden: Ich komme auf eine Seite und kann mich nach einer hlaben Stunde nicht mehr erinnern wie und warum. Aber die Seite -- der Reiter mit der Seite steht noch in Chrome. Schreierische Überschrift, ein Ton, der inzwischen fast total normal ist: "Sex mal anders". Sex -- das Wort zieht immer. Ein Zitat:
"... Und dann wieder so ein Moment, eines Tages, sie sagte: Das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Alles – das soll die Liebe sein? Ein Mensch für den Rest des Lebens, durch dick und dünn, in guten wie in schlechten Zeiten, blindes Verstehen, Seelenverwandtschaft, keine Zweifel. Und noch mehr: Romantik, Sehnsucht, Verzehren, Aufregung, Erotik, Abenteuer. Sex. Ein Mensch, der uns ein Leben lang begleitet und nach dem wir uns trotzdem jede Sekunde verzehren. Soul mate und sex bomb, Sicherheit und Abenteuer. Das kann eigentlich nicht funktionieren. | Keiner hat diesen Widerspruch bislang so gut analysiert wie die israelische Soziologin Eva Illouz in ihrem viel besprochenen Buch Warum Liebe weh tut. Dieser Widerspruch ist die Quelle eines riesigen, universellen Liebesfrusts, der seinen Niederschlag in durchheulten Nächten und leer gekratzten Schokoeispackungen, massenweise Ratgeberliteratur und unzähligen Therapiesitzungen findet. Gibt es einen Ausweg? Erst ein radikales Umdenken, eine neue Definition von Erotik und romantischen Sehnsüchten, könnte uns helfen, so schreibt jedenfalls Illouz. Aber wie sieht das in der Wirklichkeit aus? Wie geht es Menschen, die versuchen, in der Liebe umzudenken. | In den sechziger und siebziger Jahren wurde schon einmal versucht, den Widerspruch zwischen der Vorstellung von Liebe und der Realität zu überwinden. Langhans, Obermaier, Kommune I, freie Liebe und Feminismus stellten alte Denkmuster auf den Kopf. Doch trotz aller Versuche, Liebe anders zu leben, trifft man auch heute samstags beim Ausgehen immer wieder alkoholisierte Menschen in T-Shirts, auf denen steht: “Ich bin ein Junggeselle. Holt mich hier raus!” Weise Voraussicht? Denn weder Alkohol noch Junggesellenabschiede schützen die meisten Paare vor dem Gedanken: Das kann doch nicht alles gewesen sein."
Ach ja. Und was ist das Fazit? Dass Menschen mit nichts zufrieden sein können. Mit sich selbst nicht. Mit dem, mit dem sie zusammenleben nicht. Mit den Verhältnissen und der politischen Lage, mit dem Leben insgesamt sowieso nicht. Sie überschätzen sich permanent. Man sieht es am besten, wenn es einmal Sendungen über die "Suchenden" gibt. Ganz normale Menschen, nicht sonderlich attraktiv, die aber den Märchenprinzen resp. die Märchenprinzessin suchen. Und die Verliebtheit in Liebe umwandeln wollen, mit denselben heftigen Gefühlen, wie sie am Anfang da waren. Selbsttäuschung allenthalben. Aber sagt ihnen das mal einer, dann werden sie böse. Das wollen sie nicht hören. Da gehen sie dem, der ihre Träume zerbricht, ganz schnell an die Kehle. W_ie gut, dass es da hin und wieder Journalisten gibt, die sich der Sache annehmen und berichten. Das bleibt dann übrig: einfühlsam-sinnlose Berichte.