Aus der Wikipedia-Diskussion und da aus gegebenem Anlass:
Rückführungspatenschaften« und »Corona-Diktatur« sind . Das hat die Jury der sprachkritischen Aktion bekannt gegeben. Die Corona-Pandemie sei dominierendes Thema der 1826 bis zum 31. Dezember eingegangenen Einsendungen mit 625 unterschiedlichen Vorschlägen gewesen, sagte eine Sprecherin. Zuvor war bereits »Corona-Pandemie« von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres gewählt worden. (spiegel.de)
Ich habe keine Lust, mich jetzt durch endlose Zeitungskommentare durchzuarbeiten. Aber: Es muss einfach eine Einordung der Unwort-Kürung geben: Wie viele andere Ansätze geht es um Versuche, in die Sprachentwicklung einzugreifen und nach erlaubt / unerlaubt, positiv / negativ, fortschrittlich / rückschrittlich zu sortieren. Das dient nicht selten den Machern, die einfach Publicity wollen. Man konnte das sehr schön ablesen an dem "Schönsten deutsches Wort der deutschen Sprache". Da hat Jutta Limbach zum Amtsantritt beim Goethe-Institut geschickt was Öffentlichkeitswirksames kreiert. Langenscheidt bekommt mit seinem Jugendwort des Jahres immer wieder kostenlose Werbung in den Blättern. Wissenschaftlich gesehen sind derartige Unternehmungen vom Ansatz und Ergebnis her bestenfalls zum Schmunzeln. Auch die Rechtschreibreform 1996 würde ich da, bei den Eingriffen in die Sprachentwicklung, einordnen. Und die GfdS hatte jedes Jahr ihre recht große Aufmerksamkeit. Die Entwicklung ist im vorliegenden WP-Artikel schön erfasst: "Nach Konflikt mit dem Vorstand der GfdS machte sich die Jury als 'Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres' selbständig."
Dass da versucht wird, Einfluss zu nehmen, ist ok. Es gehört zu einer freien Gesellschaft dazu, auch zur freien Meinungsäußerung. Genauso wie die Kritik an derartigen Versuchen zugelassen und dokumentiert werden sollte. Was m. E. aber nicht geht, das ist: Da irgend etwas "Sprachwissenschaftliches" zu sehen. Alle Sprachkämpfe sind normale politische Auseinandersetzungen. Die Wissenschaft kann und sollte diese Auseinandersetzungen beobachten und systematisierend dokumentieren; Partei ergreifen kann sie nach meinem Wissenschaftsverständnis nicht, wenn sie denn nicht zur Ideologie einer Gruppe oder Richtung werden bzw. in verschiedene Richtungen zerfallen will.
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