Das ist ja mal ein Fund, auf der Seite der FDP selbst!
9.5.2014 "FDP verurteilt mittelalterliche ‚Schwulenheilungen‘"
Wird da wirklich das Mittelalter verurteilt? Oder heutige Maßnahmen, die "mittelalterlich anmuten". Wenn ersteres gemeint ist, bleibt nur die Frage: Was soll das?! Wenn letzteres, dann: Vorsicht! Die Mediävisten werden gleich aufschreien. Von wegen 'Wieder mal Gequatsche vom dunklen Mittelalter' und so.
Gut, da muss man mal genauer hinschauen. Rechts unten also. Un nun erst mal oberflächlich:
Ein wenig lieblos sieht der Seiteaufbau aus. Nicht schön. Vielleicht setzt die FDP ja auf den Internet-Explorer und lässt Chrome -- der Browser meiner Wahl -- links liegen? Dass das Bild nicht nachgeladen wird, nun gut. Wollen wir mal nicht so sein. Aber natürlich -- sorgfältig sieht anders aus.
Nun denn, jetzt aber mal die Inhalte:
09.05.2014 Gibt es Ärzte, die Schwule umpolen wollen? Dieser Frage ist ein Panorama-Reporter nachgegangen. Ein Selbstversuch mit erschreckenden Erkenntnissen: Der ARD-Journalist berichtet über Ärzte, die Therapien gegen Homosexualität offenbar bei den Krankenkassen abrechnen konnten. FDP-Gesundheitspolitikerin Sylvia Bruns zeigt sich entsetzt: „Wenn tatsächlich das solidarische Gesundheitssystem menschenverachtende Scharlatanerie finanziert, wäre das eine riesige Sauerei." Die FDP will jetzt wissen, welche Maßnahmen die niedersächsische Landesregierung dagegen ergreifen kann und wird. || Die gesundheitspolitische Sprecherin der niedersächsischen FDP-Fraktion, Sylvia Bruns, reagiert damit auf eine Recherche des ARD-Magazins „Panorama“, wonach es hierzulande Ärzte gibt, die Homosexualität als Störung betrachten und deshalb therapieren wollen. Offenbar können solche „Therapien“ sogar mit den Krankenkassen abgerechnet werden.
Was mich ein wenig nervt, das ist auch hier: die Oberflächlichkeit. Sind das wirklich Ärzte, die von sich aus Homosexualität "heilen" wollen? Oder kommen da Schwule zu den Ärzten und sagen, dass sie ihre Homosexualität nicht akzeptieren können. So was könnte es ja geben. Nehmen wir mal an, das letztgenannte sei der Fall. Wie soll ein Arzt da reagieren? In welche Reihe stellt er Homosexualität? Mal ein paar denkbare Ansätze, nur so als Überlegensübung:
- Groß- / Kleinwüchsigkeit
Ok, rein körperlich. Scheidet aus. Es geht umd Psychophysisches und es geht um Sexualität. Was gibt es da noch?
- Heterosexualität
- Transsexualität
- Fetischismus
- Sexuelle Hingezogenheit zu Kindern
Vor kurzem habe ich einmal einen sehr klugen, einfühlsamen Artikel eines Berliner Pädophilen-Therapeuten gelesen. Der sagte, das mit der Pädophilie -- es sei halt eine Spielart der menschlichen Sexualität, da könne man im Grunde nicht "heilen". Man könne nur den Umgang lehren. So, dass die Kinder und Jugendlichen nicht mehr gefährdet würden.
Das ist doch mal eine sachliche Aussage! Ich würde in dem PANORAMA-Fall, wenn ich nichts anderes weiß, erst mal annehmen, dass da Schwule freiwillig zum Arzt gehen. Sie werden ja kaum von der Polizei hingeschleppt worden sein. Und selbst sagen, dass sie mit ihrem Schwulsein nicht zurechtkommen. Der Arzt wird ja kaum gesagt haben: "Sind Sie eigentlich schwul? Sie kommen mir so vor." -- "Ja? Dacht ich's mir doch! Das müssen wir jetzt aber was dagegen unternehmen!" Und dann? Muss dann der Arzt unbedingt sagen: "Mein Lieber, das mit Ihrer Homosexualität ist doch aber voll natürlich! Schauen Sie sich doch bloß um, wer sich da alles als schwul geoutet hat. Großartige und sehr erfolgreiche Menschen sind da darunter!" Wird da der, der zum Arzt gekommen ist, nicht zu Recht sagen: "Herr Doktor! Halten Sie mich für blöd? Glauben Sie nicht, dass ich mir das schon x-mal selbst gesagt habe?!" Wenn also der Arzt ein vernünftiger Mensch ist und das eben Gesagte gilt -- kann er dann ein nachfolgendes therpeutisches Gespräch nicht bei der Kasse anmelden?
Summarisch: Bei diesem FDP-Beitrag ist unangenehm, dass er in die politische Rubrik der wohlfeilen Aufgeregtheit fällt. Da kann man sich aber auch gut fühlen! Und politisch punkten! Denkt die FDP. Ein wenig mehr Grundsätzlichkeit, Nachdenklichkeit, die stünde der FDP gut an. Ungefähr so, wie eben versucht.
Abschließend: Ich gebe zu, dass ich mir jetzt doch noch den TV-Beitrag anschauen sollte. Vorab will ich meine Vorurteile offenliegen: Wenn das mit dem "Selbstversuch" stimmt, dann muss der Mann, der das gemacht hat, aber auch einen sensationslüsternen Journalistenschaden am Kopf haben. Immer unter der Rubik: "Wie kriege ich ein kleines Sensatiönchen für meine Karriere hin? Indem ich ein paar Ärzte vorführe!"
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Die Diskussion auf der Panorama-Seite ist immerhin lebhaft. Und dabei finden sich dann auch solche Hinweise:
09.05.2014 22:14 | Interessant.... | Einige Foristen meinen ja sinngemäß, dass der Reporter ja schließlich nach Hilfe gesucht hätte - und natürlich würde sie ihm da geboten. || FALSCH! Die Hilfe, die ein Homosexueller von einem ernstzunehmenden Arzt/Psychologen/o.ä. erwarten muss, der mit dem Wunsch kommt, "geheilt" - also hetero - zu werden ist (OBACHT IHR RELIGIÖSEN EIFERER!): Der Arzt hat ihm zu erklären, dass er gegen seine Gefühle nichts tun können wird, da diese Gefühle angeboren und nicht wegzutherapieren sind. Er hat ihm aufzuzeigen, dass das Problem nicht die Homosexualität ist, sondern die Reaktion der Umwelt auf die Homosexualität (siehe hier). Er hat ihm dabei zu helfen, sich selbst zu akzeptieren und ihm den Rücken zu stärken bei seinen Entscheidungen, die er bezüglich eines Outings trifft (ob überhaupt und wenn ja, wie). Er hat ihn aufzufangen, wenn die Reaktionen nach einem Outing schlecht und sich für ihn zu freuen, wenn er positive Reaktionen auf ein Outing erfährt. Das sind die Aufgaben eines guten Arztes! Was nur Scharlatane tun: Zu erklären, Sie werden das Problem schon wegmachen! Und dass es Scharlatane gibt, war Inhalt des Berichts - nicht mehr und nicht weniger. Nicht die Homosexuellen haben ein Problem mit Ihrer Homosexualität, sondern ihre Umwelt hat ein Problem mit den Homosexuellen.
Wenn die Leute doch akzeptieren würden, dass sie wie die anderen mit "Setzungen" operieren. Wenn einer kommt und sagt: "Ich komme mit mir und meinem Schwulsein nicht zurecht ..." Was dann? Siehe oben. "Herr Doktor! Halten Sie mich für blöd? ..."
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Die Diskussion auf der Panorama-Seite ist immerhin lebhaft. Und dabei finden sich dann auch solche Hinweise:
09.05.2014 22:14 | Interessant.... | Einige Foristen meinen ja sinngemäß, dass der Reporter ja schließlich nach Hilfe gesucht hätte - und natürlich würde sie ihm da geboten. || FALSCH! Die Hilfe, die ein Homosexueller von einem ernstzunehmenden Arzt/Psychologen/o.ä. erwarten muss, der mit dem Wunsch kommt, "geheilt" - also hetero - zu werden ist (OBACHT IHR RELIGIÖSEN EIFERER!): Der Arzt hat ihm zu erklären, dass er gegen seine Gefühle nichts tun können wird, da diese Gefühle angeboren und nicht wegzutherapieren sind. Er hat ihm aufzuzeigen, dass das Problem nicht die Homosexualität ist, sondern die Reaktion der Umwelt auf die Homosexualität (siehe hier). Er hat ihm dabei zu helfen, sich selbst zu akzeptieren und ihm den Rücken zu stärken bei seinen Entscheidungen, die er bezüglich eines Outings trifft (ob überhaupt und wenn ja, wie). Er hat ihn aufzufangen, wenn die Reaktionen nach einem Outing schlecht und sich für ihn zu freuen, wenn er positive Reaktionen auf ein Outing erfährt. Das sind die Aufgaben eines guten Arztes! Was nur Scharlatane tun: Zu erklären, Sie werden das Problem schon wegmachen! Und dass es Scharlatane gibt, war Inhalt des Berichts - nicht mehr und nicht weniger. Nicht die Homosexuellen haben ein Problem mit Ihrer Homosexualität, sondern ihre Umwelt hat ein Problem mit den Homosexuellen.
Wenn die Leute doch akzeptieren würden, dass sie wie die anderen mit "Setzungen" operieren. Wenn einer kommt und sagt: "Ich komme mit mir und meinem Schwulsein nicht zurecht ..." Was dann? Siehe oben. "Herr Doktor! Halten Sie mich für blöd? ..."