Die Wagner-BILD-Kolumne von heute, mal in voller Länge. Mögen zukünftige linguistische Forschungen das darin enthaltene Unergründliche ergründen!
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14.07.2014 - 23:59 Uhr || Von FRANZ JOSEF WAGNER
Lieber Mario Götze (Wunderkind),
die Flanke von Schürrle, eigentlich zu hoch und nicht verwertbar, stoppten Sie mit der Brust. Es sah so leicht aus, wie selbstverständlich, wie der erste Ton einer Mozart-Oper. Es ist die 113. Minute, als das Kunstwerk geschah. In einer nie vorher gesehenen Schönheit schießen Sie Volley, Ihr Körper ist in der Rücklage, das Königstor.
Jogi Löw nennt Sie Wunderkind. Er hat Sie in der 88. Minute eingewechselt - als sein Wunderkind.
Wunderkinder haben es schwerer. Wunderkinder sind isoliert, es ist die Einsamkeit der Hochbegabten. Schon als Kind hörte Mario Götze, dass er ein Genie sei.
Er war mit seinen Füßen besser als jeder Mensch mit seinen Händen. Erschwerend kommt hinzu, dass er ein Professoren-Söhnchen ist. Sein Vater ist Professor für Datentechnik an der TU Dortmund.
Mario Götze spricht die Sprache der Fußballer nicht. Er spuckt nicht, er kratzt nicht. Er ist anders. Er sieht aus wie 17. Er ist ungewöhnlich. Er ist ein Genie. Er ist ein Wunderkind.
Herzlichst,
Ihr Franz Josef Wagner
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- Wo andere anbiedernd-kumpelhaft duzen, das Sie!
- Wie der erste Ton einer Mozart-Oper!
- Erschwerend: ein Professoren-Söhnchen!
- Die Sprache der Fußballer...!