Ich bin nach meiner eigenen Einschätzung kritisch und zuweilen vielleicht auch überkritisch. Nun lese ich, dass die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Waltraud Wende einen Brief "voller Tipp-, Komma- und Grammatikfehler" geschrieben hat. Und ich reagiere überhaupt nicht kritisch.
"Tatsächlich hat auch nicht ein Referent oder eine Referentin, sondern die Ministerin selbst die Fehler gemacht. "Das war die iPhone-Falle", sagt ihr Sprecher Thomas Schunck. Die Ministerin habe von unterwegs unter Zeitdruck über das iPhone schnell ein paar Änderungswünsche am – fehlerfreien – Originalschreiben durchgegeben. Diese seien dann zwar eingefügt, aber nicht mehr korrigiert worden. "Im Ministerium arbeiten wie überall auch nur Menschen", sagt Schunck. "Aber natürlich ärgern wir uns trotzdem." || In der Opposition im Kieler Landtag amüsieren sich einige derweil hinter vorgehaltener Hand köstlich über die Fehler. Das ist ein bisschen so wie früher, wenn man den Lehrer dabei ertappte, dass er etwas nicht wusste."
Warum nicht kritisch? Nun ja, weil mir das mit den Fehlern egal ist. Allerdings bleibt ein gewisses Erstaunen. Ein Mensch in einer Führungsposition schickt einfach keine Briefe wohin auch immer, die nicht von mindestens zwei Kontrollinstanzen gegengelesen worden sind. Wieder einmal muss ich daran denken, dass ich vor langer Zeit gehört habe, Günter Grass' Blechtrommel habe seinerzeit ein pensionierter Gymnasiallehrer korrigiert, weil im Manuskript so viele Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler drin waren. Na und? Nur eben -- unredigiert drucken kann man ein Manuskript natürlich nicht.