Ich ziehe meinen Beitrag zu einer Wikipedia-Diskussion hierher:
In einem Buch von Susanne Schulte ein Aufsatz von Elisabeth Leiss, folgend dem Leissschen Sprachphilosophie-Buch. Die Stelle, die ich meine:
"Auffallend ist, dass sowohl dem Rationalismus als auch dem Empirismus das Vertrauen in die Erkennbarkeit von Realität verlorengegangen ist, nur dass jeweils eine andere Instanz verantwortlich gemacht wird. Der Empirismus ist heute die wissenschaftstheoretische Grundlage der meisten Vertreter der Naturwissenschaften, während die Geisteswissenschaften deutlich rationalistische Positionen präferieren. Dabei kommt es zu zunehmenden Radikalisierungen des Skeptizismus in Bezug auf die Erkennbarkeit von Welt. Diese werden im Folgenden als radikaler Skeptizismus zusammengefasst: || 4) RADIKALER SKEPTIZISMUS Welt ≠ Denken ≠ Sprache || Hier besteht keinerlei Strukturhomologie zwischen Welt, Denken und Sprache mehr. Sprache wird nicht einmal mehr als Kommunikationsinstrument bestimmt, als Erkenntnisinstrument ohnehin nicht. Was ist Sprache dann? Sie wird als bloßes Geräusch, das nichts repräsentiert, eingeordnet. Sprache drückt also nicht mehr unsere Gedanken aus. Sie ist reduziert auf ein Geräusch zum Zweck der Manipulation anderer. Vertreter dieser Position ist Richard Rorty."
Leider wird nicht genau angegeben, auf welche Stellen in welchen Veröffentlichungen sich diese Rorty-Interpretation stützt. Was natürlich wichtig wäre. Ich habe Rorty durchaus gelesen, allerdings, wie das so ist, nicht alles und jedes. Meine allgemeine Schlussfolgerung aus dem, was ich von Rorty kenne: So kann Rorty nicht gedacht haben! (Mal von dem schönen Paradoxon abgesehen, dass es eh egal wäre, was er gedacht hat. Wenn denn seine veröffentlichte Sprache mit seinem Denken nichts zu tun hat.) Aber vielleicht hat er doch. In einem Aufsatz, den ich nicht kenne?
In dem vorliegenden WP-Artikel kommt das Stichwort Strukturhomologie nicht vor, ja noch nicht einmal Struktur bzw. Skeptizismus. Da die Leiss-These schon sehr relevant ist / wäre, Fragen an die, die den ganzen Rorty überblicken:
- Stimmt die These?
- Und egal, ob richtig oder nicht, auf welche Stelle(n) bei Rorty bezieht sich Leiss da?
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Und so ging es weiter:
Nu ja, bald 3 Jahre vorbei, und noch immer nichts zu dieser Frage? Die ja nicht unwichtig ist. Woran liegt's? -- 8. Juni 2017
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Ich bleibe am Ball. Endlich überhaupt etwas zu Strukturhomologie gefunden! Darum ausführlich, mit viel Kontext:
First, for Rorty democratic politics is a matter of an ever-expanding social inclusiveness, of increasing the number of people included in the conversational “we.” Chantal Mouffe (1996b, 5) raises the problem with Rorty’s account of democratic politics as follows:
"Like his hero, John Dewey, Rorty’s understanding of social conflict is limited because he is unable to come to terms with the implications of value pluralism and accept that conflict between fundamental values can never be resolved.
If Mouffe is right, if this is indeed the case, then the faith that Rorty puts in persuasion and economic progress seems misplaced. Economic equality, while both a desired and necessary end, will not of itself solve the problem of value difference. If the dimension of antagonism or conflict is central to the political process and there are diverse and irreconcilable conceptions of the good, then it would seem dangerous and naive to think that we can limit our involvement in politics simply to pressing for specific reforms or to changes to the law.
Second, it seems to me that there is a structural parallel between Rorty’s claims concerning difference and identity at the level of the nation, and his claims, perhaps, only implied, concerning value difference and identity, at the international level. The first part of this structural homology can be established by reference to a passage from David Palumbo-Liu (1999, 47), who writes:
"Rorty wants to jettison notions of a “common humanity” yet his aesthetics are precisely that which confirm the content of a transcendental “human being.” And this is where literature comes into play so forcefully. Rorty seeks a transcendental form to mediate and anchor his “pragmatics”: it will be the narrative form of the nation. This prereflexive, intuited “shudder” is nothing less than a sublime, unexaminable, objective, but invisible thing out there called “our country.”" (Michael A. Peters (ed.): Richard Rorty. Education, Philosophy, and Politics, p. 191)
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Wie das mit dem Welt-Gedanke-Bedeutung-Problem zusammengeht, darüber muss ich jetzt erst mal nachdenken. -- 28. Juni 2017
== 10.09.2019 ==
Philosophisch argumentiert Searle insbesondere, dass ohne unsere traditionellen Begriffe der Wahrheit, Realität und Rationalität unsere sprachlichen Praktiken gar nicht verständlich seien. Rorty hat dieser transzendentalen Argumentation Folgendes entgegengesetzt:
„Wo Searle Bedingungen der Verständlichkeit oder Voraussetzungen erblickt, sehe ich rhetorische Schnörkel, die den Anwendern der betreffenden Praktiken das Gefühl vermitteln sollen, dass sie loyal an einer gewaltigen und starken Sache festhalten, nämlich am inneren Wesen der Realität.“ (Wikipedia)