Donnerstag, 27. August 2020

Maxim-Biller-Interview

Manchmal - nur manchmal! - muss ich MB einfach recht geben.

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SPIEGEL: Sie ha­ben den Ruf ei­ner ge­wis­sen Gna­den­lo­sig­keit ge­ra­de auch bei Leu­ten aus dem eher lin­ken, li­be­ra­len Mi­lieu.


Bil­ler: Weil ich die­ses Mi­lieu im­mer als ver­lo­gen er­lebt und be­schrie­ben habe. Die­se Leu­te sind nicht be­reit, auf ihre So­zia­li­sa­ti­on und his­to­ri­schen Prä­gun­gen zu schau­en. Wie sol­len sie sich für je­man­den wie mich in­ter­es­sie­ren, der sie ge­nau da­für kri­ti­siert? Für mei­ne Li­te­ra­tur? Für mei­ne Idea­le? Für das Nicht-Bol­sche­wis­ti­sche? Das Nicht-Kom­mis­sar­haf­te? Für das ra­di­kal Mit­te­haf­te? Sie soll­ten mich aber mehr le­sen, statt nur über mich zu re­den und bei je­dem neu­en Buch ent­setzt aus­zu­ru­fen: O Gott, schon wie­der die­ser Bil­ler!

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Bil­ler: Jü­di­sche Iden­ti­täts­po­li­tik ist Zio­nis­mus. Wenn ich als deut­scher Schrift­stel­ler die deut­sche Li­te­ra­tur neu er­fin­de, ihr et­was Jü­di­sches hin­zu­fü­gen will, so wie Isaak Ba­bel der rus­si­schen, Hen­ry Roth der ame­ri­ka­ni­schen, Jiří Weil der tsche­chi­schen, dann wer­de ich das ohne Be­dro­hung nur kön­nen, weil es Is­ra­el gibt. In­so­fern ist Ben­ja­min Net­anya­hu, den ich nie wäh­len wür­de, ge­nau­so mein Mi­nis­ter­prä­si­dent wie An­ge­la Mer­kel mei­ne Kanz­le­rin ist, die ich auch nie ge­wählt habe. 


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