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Mittwoch, 27. Februar 2019

Katholische Kirche: "vor Schande schützen"

Die menschliche Sexualität ist -- nun ja, sagen wir: mit extrem vielfältigen Verbindungen ein Teil des Lebens und der Gesellschaft. Früher umfassend tabuisiert, ist sie heute zu einem Teil des Sport- und Freizeitvergnügens geworden. (Kulturkritische Seelen sagen: 'zu einem Teil ... verkommen'.) Jeder darf mit jedem. Die Bekanntschaftsanzeigen legen Zeugnis ab: FF, MF, MM. Freiwillig und einverständig muss er allerdings sein, sonst droht #metoo!

Der Sex ohne Einverständnis, die Vergewaltigung, und der Sex mit Nicht-Erwachsenen, Kinder, Heranwachsende, gilt als weit und breit Einziges noch als strafbar. Und da trifft es auf einmal die katholische Kirche, die über Jahrhunderte hin, so bis 1972 sagen wir mal, Sex außerhalb der Ehe für eine Todsünde gehalten, jedenfalls solches gepredigt hat. Selbst an ihre Gebote gehalten haben sich wahrscheinlich die wenigsten Priester. Gelebte schizoide Moral ... 

Nun also ein gewesener Kardinal, ein großer Mann, auch im Wortsinn.

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Tirsdag, 26. februar 2019 - 20:26 Ny skandale i Vatikanet: Kardinal dømt for pædofili Journalist Thomas Riber-Sellebjerg ... Her bliver George Pell ført ud af retten i Sydney. Foto: MEGA Den 77-årige kardinal, George Pell, er blevet dømt for at have forgrebet sig på to kordrenge Den ene skandale efter den anden har ramt den katolske kirke de seneste årtier. Katolske præster over hele verden har udnyttet deres position til at begå overgreb på små børn. Det skriver The Guardian og Reuters. Nu er 77-årige George Pell blevet dømt for fem forhold, hvor han har seksuelt misbrugt to kordrenge i Australien. (seoghoer.dk)

Etwas leichter verständlich, für die Deutschen, beginnend mit "Damals, 2014":

Australien. Kardinal. . Dabei bleibt er auch unter Eid vor einer Regierungskommission. Er sagt aber noch mehr. ... Pell ist neute Budgetverwalter im Vatikan und hat vor der australischen Untersuchungskommission zu Kindesmissbrauch durch Kirchenvertreter ausgesagt.Die katholische Kirche in Australien hat Kindesmissbrauch durch Priester jahrelang heruntergespielt. Das räumte der ranghöchste Kardinal George Pell am Montag als Zeuge vor einer Regierungskommission ein. Er stritt aber ab, persönlich Fälle vertuscht zu haben. Er habe vor 40 Jahren Gerüchte gehört, aber nie von konkreten Fällen. Insofern habe er auch nichts dagegen tun können.  Anzeige Anzeige Pell (74) machte bei seiner Befragung Erinnerungslücken geltend. Die australische Kommission untersucht seit drei Jahren Kindesmissbrauch in Institutionen von Staat und Kirche. Generell habe die Kirche Kindern damals nicht geglaubt, sondern eher Priestern, die Vorwürfe abstritten, so Pell. „Ich bin nicht hier, um das Unhaltbare zu verteidigen“, betonte er. „Es waren meist persönliche Schwächen, kein Versagen der Struktur... Der Instinkt war, die Institution, die Gemeinschaft der Kirche, vor Schande zu schützen.“ (tagesspiegel.de)

Und nun ...

27. Februar 2019 Kirche. Ehemaliger Papst-Vertrauter Pell nach Verurteilung verhaftet. Direkt aus dem dpa-Newskanal Melbourne (dpa) - Nach seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ist der ehemalige Finanzchef des Vatikans, George Pell, verhaftet worden. Ein Gericht in Melbourne ordnete an, dass der australische Kardinal in Haft genommen wird. Der Vorsitzende Richter verzichtete darauf, dem 77-Jährigen wegen seines Alters oder seines Gesundheitszustands Haftverschonung zu gewähren. Pell war für schuldig befunden worden, sich in den 1990er Jahren als Erzbischof an zwei 13-jährigen Jungen vergangen zu haben. (sueddeutsche.de)

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Montag, 10. November 2014

Nicht-ausgrenzende Religionen

Es ist ein Kennzeichen der bekannten drei Buch-Religionen, dass sie sich im Besitz der einzigen Wahrheit wähnen. Islam, Christentum, Judentum, in der Reihenfolge. Tolerant und modern sind allein die nicht-ausgrenzenden Religionen: Römischen Götter (Tempel: "Dem unbekannten Gott"), Voodoo.

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And Jesus was a sailor / when he walked upon the water ... (Leonard Cohen)

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In dieser Sache: Eine lesenswerte Predigt der Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann vom 13. April 2008.

Sonntag, 26. August 2012

Luthers Apfelbäumchen

Also, ich bin Katholik. Und nach einem kleinen familiären Disput eben -- nun gut: Ich wollte Luther eins in den Kaffee tun. Auch wenn der den Kaffee ja nun nicht mehr trinken kann. 

Und was lese ich bei den Wiki-Zitat-Protestanten?! Ich lese:

"Fälschlich zugeschrieben

"Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." 

Der früheste Beleg für den Satz findet sich in einem Rundbrief der hessischen Kirche vom Oktober 1944. Alexander Demandt: Über allen Wipfeln - Der Baum in der Kulturgeschichte. Böhlau-Verlag 2002. S. 211 f., zitiert in der Rezension des Buches in Welt am Sonntag 20. April 2003" 

Also, das mit dem Demandt, das ist der übliche schlechte Wiki-Stil. Aus dritter Hand die Belege herholen! Welt am Sonntag. Wie unpassend. Und was soll dieser Titel! Der Baum in der ... Da muss dann wirklich das Apfelbäumchen herhalten!? 

Und statt wenigstens bei dem Demand direkt nachzulesen wird die WELT bemüht, passend zum Weltuntergang. Wir lesen also demnächst nach, recte:

Alexander Demandt:* Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte. Böhlau-Verlag 2002. S. 211f.

Mit anderen Worten: Luther hat das mit dem Apfelbäumchen gar nicht gesagt?!

Wenn das stimmt, dann kann ich nur den Protestanten, die das immer zitieren, eins in den Kaffee tun. Nicht Bruder Martin selbst. Das mit dem Kaffee jedenfalls, das geht so:

Das mit dem Apfelbäumchen ist großer Quatsch. Groß, weil in doppelter Hinsicht.

  • Glaubt Luther an Gott -- Ist der Papst katholisch? --, dann sollte er angesichts des Jüngsten Tags mit seinem Gott reden. Vulgo: Beten. Statt einfach so als Gärtner zu arbeiten. Wenn anschließend alles weg ist. Auch das Bäumchen. Luther könnte Gott immerhin erst mal fragen: "Wenn ich einen  kleinen Kirschbaum pflanzen würde, würdest Du, Herre Gott, den mit in die Neue Welt nehmen? Damit ich ihn übermorgen aufwachsen sehe."
  • Wenn Luther aber Rationalist ist und nicht an Gott glaubt -- Wer sagt eigentlich, dass der Papst an Gott glaubt? --, dann sollte Luther sich, lebte er heute, eine gute Prise Kokain,  einen Streifen LSD und eine wirklich exzellente Flasche Whiskey besorgen, sich auf seine Terrasse setzen und andächtig wartend in den Sternenhimmel schauen.  

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|* Fußnote: Woher hat der Demandt das? Schauen wir doch mal schnell hier nach:

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben. Dieser Satz lässt sich ihm aber nicht belegbar nachweisen. Wahrscheinlich wurde dieser Spruch dem Reformator in der schwierigen, zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankenden Situation nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt, vermutet Volkmar Joestel, Autor des Buches "Legenden um Martin Luther und andere Geschichten aus Wittenberg"."

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Und auch das soll der Luther nicht gesagt haben!

"Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?" 

Angeblich aus Luthers Tischreden. Dort wie auch anderswo in der Gesamtausgabe jedoch nicht feststellbar. Christoph Drösser, DIE ZEIT 6/2001 1. Feb. 2001

Montag, 20. Juni 2011

Religionen 2: Die Katholiken

»Neuer Hirte in Görlitz« heißt eine kleine Meldung in der heutigen SZ, S. 6, links unten. Seltsamer Titel. Der zukünftige Bischoft heißt Wolfgang Ipolt, ist 57 Jahre alt und im Moment offenbar Regens des Priesterseminars von Görlitz. Wie viele Mitglieder das Seminar hat, wird nicht gesagt, es wäre aber interessant zu wissen.

Die katholische Kirche! Was war das mal für ein machtvoller Verein. Heute wird die Pracht des Papstes noch als Großkuriosum in den Nachrichten gehandelt. In Deutschland freilich gibt es bald keine Priester mehr. Was waren das noch für Zeiten, als Joseph Ratzinger geweiht wurde! Man konnte es gestern, wegen einer Feier in Freising, allenthalben im Radio hören.

60 Jahre ist es her, dass der heutige Papst Benedikt (84) und sein älterer Bruder Georg (87) im Freisinger Mariendom von Kardinal Michael Faulhaber die Priesterweihe empfingen.

Heute also: Priestermangel und Niedergang. Gewiss nicht, die Maßnahme Gottes wg. Kindermissbrauch. Aber vielleicht doch eine Maßnahme.

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In einer nicht ganz öffentlichen Seite des Internets gibt es einen langen Bericht. Auszug:

18. 4. 02
Der Hochwürdige Herr Direktor sagt, ich darf abends noch zu ihm kommen. Er hat auch eine tolle Bibliothek mit Büchern, Karl May alles, kann man immer zu ihm kommen sich eins ausleihen. Komm doch rein. Du musst doch frieren in deinem Schlafanzug. Setz dich doch her Komm doch. Hier ist doch viel wärmer. Du zitterst ja noch. Ist es dir jetzt nicht wärmer. [...] Und, das geht keinen was an. Das ist nur etwas zwischen uns beiden! Gelogen Herr N... 


Im Sommer 1963 muss ich das Ottonianum verlassen, weil ich nicht würdig bin Priester zu werden. Wenn ich nicht gehe flieg ich raus. Dann sagt der Hochwürdige Herr Direktor: Dass ich mich mit einem Mädchen getroffen habe! Heimlich! Und ihn angelogen! Aber er ist großzügig, wenn ich selber gehe, sagt er nichts.
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2002, das ist das Datum des Eintrags. Das, worauf sich der Bericht bezieht, trug sich in den 1960er Jahren zu. Männer in sehr gestandenem Alter erinnern sich an ihre Kindheit im katholischen "Knabenseminar" in Bamberg. Schon erstaunlich.