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Dienstag, 4. Februar 2020

Abelards Kastration

Vor ein paar Tagen einen Podcast, ZeitZeichen*, gehört, über Abelard und Heloise. Heute auf einmal die Frage, wie man das mit der Kastration sich vorzustellen hat. Auch hier wird man in den Weiten des Internets schnell fündig.

Warum ist Abelard da nicht verblutet? Antwort: Es gab da Technik und Erfahrungen. Man musste vorher, was man tun würde.

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Das im wahrsten Sinne des Wortes einschneidendste Ereignis** im Leben des Philosophen war seine gewaltsame Kastration durch Mitglieder der Familie Fulberts. Die Schnittverletzung, die zum Verlust der Testikeln und der Zeugungsfähigkeit führte, hinterließ zwar bei Abaelard ein erhebliches psychisches Trauma, welches erst nach Jahren qualvoller Selbstvorwürfe einigermaßen sublimiert und aufgelöst wurde, stellte per se jedoch nur eine relativ geringfügige Verletzung dar. Den Vorgang der Kastration, die in der bäuerlich geprägten Gesellschaft des Frühmittelalters an Haus- und Nutztieren häufig praktiziert wurde, hat man sich folgendermaßen vorzustellen: Während mindestens zwei Helfer den Körper des sich wehrenden Opfers niederdrückten und festhielten, umschnürte ein weiterer mit einer dünnen und scharf schneidenden Darmsaite oder einem dünnen, reißfesten Zwirn den Hodensack des Betroffenen unter kompletter Drosselung der Blutversorgung ab und durchtrennte anschließend das Organ distal der Ligatur mit einem schnellen Messerschlag. Dabei wurden die Samenleiter - ductus deferentes - und die zu- und abführenden Blutgefässe und Nerven durchtrennt. Wegen der Ringligatur war die offene Wundfläche nur relativ gering. Der Vorgang dauerte nur einige Sekunden und dürfte wegen der durch das Abschnüren eingetretenen Anästhesie nur wenig schmerzhaft gewesen sein. Wegen der Ligatur kam es auch zu keinem nennenswerten Blutverlust. Falls die Wunde per primam intentionem, d.h. steril und ohne Wundinfektion, abheilte, fiel nach einigen Tagen die Ligatur von selbst ab, und es entstand eine trichterförmige, insgesamt nur wenig entstellende Narbe. Der Penis einschließlich der darin liegenden Harnröhre wurde bei dem Eingriff weitgehend verschont, so dass auch künftig die Harnkontinenz und eine ungestörte Miktion gewährleistet waren. Die notwendige Mindestzahl von drei Helfern - zwei haltende und ein schneidender - wird übrigens in einem anonymen Gedicht aus dem Kloster Fleury an der Loire, welches von einem Zeitgenossen Abaelards stammt und sich mit dem Schicksal des Philosophen beschäftigte, ausdrücklich bestätigt: "Drei Schurken haben sich verabredet: Stürzen wir auf den einen, packen wir ihn und schnüren wir ihn mit dem dreifach gekordelten Strick..." Abaelard selbst hat bestätigt, dass ihm nach dem Attentat weniger das Ausmaß der körperlichen Verwundung als die Scham darüber schwer zu schaffen gemacht habe: "Ich litt mehr am Mitleid als an der Wunde, fühlte mehr die Scham als meine Versehrtheit, war mehr bedrückt von der Schande als vom Schmerz..." Selbst die Kastration von Menschen war zur damaligen Zeit durchaus nichts Ungewöhnliches. Offensichtlich kam es mitunter nach dem Vorbild von frommen Männern wie Origenes zur Selbstkastration von religiösen Fanatikern. Das kanonische Recht enthielt genaue Regeln, wie mit solchen Personen zu verfahren sei. Die Kastration war auch fester Bestandteil der Sippenrache: Wenn ein Mädchen unehrenhaft entjungfert oder geschwängert worden war, drohte dem Delinquenten seitens der Familie des Mädchens eine entsprechende Strafe nach dem Talionsrecht. Eine derartige Selbstjustiz war in der Krondomäne allerdings weder durch das kanonische, noch durch das weltliche Recht abgedeckt. Deshalb drohte den Tätern in einem solchen Fall eine nicht minder schwere Strafe. Im oben genannten Gedicht aus dem Kloster Fleury ist - als einziger Quelle - auch die Rede davon, dass in Abaelards Heimat Graf Matthias von Nantes, der Sohn Hoëls, des Herzogs der Bretagne, und der jüngere Bruder des Nachfolgers Alain Fergent, vor seinem gewaltsamen Tode um 1103/1104 kastriert worden war.  Im Falle Abaelards wurden zwei der gefassten Täter - einer davon sein verräterischer Diener - geblendet und ebenfalls kastriert. Der dritte konnte entwischen. (abaelard.de)

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Die Stelle ist mit reichlich Fußnoten versehen (die ich hier weggenommen habe). Auch an Bildern fehlt es nicht.

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* Héloïse, Äbtissin (Todesjahr 1164). WDR ZeitZeichen, 26.12.2019 14:53 Min. (Online)

** Und wenn noch eine kleine Stilkritik erlaubt ist: "Das im wahrsten Sinne des Wortes einschneidendste Ereignis im Leben des Philosophen" -- diese Formulierung ist wirklich nicht gut. Weil ? Nun ja, überexplizit aus Freude an der Darstellung des Selbstverständlichen. Irgend so etwas.

Mittwoch, 12. Juni 2019

Heiner Wilmer, Bischof

Notizbuch 

Ein ausnehmend gutes, lesenswertes Interview in der SZ von heute.

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11. Juni 2019 | Bischof Heiner Wilmer im Gespräch "Wir haben Gott zum Softie gemacht" | Pater Heiner Wilmer. "Wir müssen als Kirche die Kontrolle abgeben": Heiner Wilmer, aufgewachsen auf einem Bauernhof im Emsland, ist seit September 2018 Bischof von Hildesheim. || Er will den Zölibat aufbrechen und auch Frauen in Verantwortung bringen: Der Hildesheimer Bischof Wilmer über den schwierigen Weg aus der Vertrauenskrise und den richtigen Umgang mit den Missbrauchsskandalen. Interview von Matthias Drobinski

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Ganz sachliche Frage: Wie konnte die Kirchen nur jemals glauben, dass sie die Sexualität dom-estizieren können?

Samstag, 11. Mai 2019

Maria 2.0

Notizbuch

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Mittwoch, 27. Februar 2019

Katholische Kirche: "vor Schande schützen"

Die menschliche Sexualität ist -- nun ja, sagen wir: mit extrem vielfältigen Verbindungen ein Teil des Lebens und der Gesellschaft. Früher umfassend tabuisiert, ist sie heute zu einem Teil des Sport- und Freizeitvergnügens geworden. (Kulturkritische Seelen sagen: 'zu einem Teil ... verkommen'.) Jeder darf mit jedem. Die Bekanntschaftsanzeigen legen Zeugnis ab: FF, MF, MM. Freiwillig und einverständig muss er allerdings sein, sonst droht #metoo!

Der Sex ohne Einverständnis, die Vergewaltigung, und der Sex mit Nicht-Erwachsenen, Kinder, Heranwachsende, gilt als weit und breit Einziges noch als strafbar. Und da trifft es auf einmal die katholische Kirche, die über Jahrhunderte hin, so bis 1972 sagen wir mal, Sex außerhalb der Ehe für eine Todsünde gehalten, jedenfalls solches gepredigt hat. Selbst an ihre Gebote gehalten haben sich wahrscheinlich die wenigsten Priester. Gelebte schizoide Moral ... 

Nun also ein gewesener Kardinal, ein großer Mann, auch im Wortsinn.

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Tirsdag, 26. februar 2019 - 20:26 Ny skandale i Vatikanet: Kardinal dømt for pædofili Journalist Thomas Riber-Sellebjerg ... Her bliver George Pell ført ud af retten i Sydney. Foto: MEGA Den 77-årige kardinal, George Pell, er blevet dømt for at have forgrebet sig på to kordrenge Den ene skandale efter den anden har ramt den katolske kirke de seneste årtier. Katolske præster over hele verden har udnyttet deres position til at begå overgreb på små børn. Det skriver The Guardian og Reuters. Nu er 77-årige George Pell blevet dømt for fem forhold, hvor han har seksuelt misbrugt to kordrenge i Australien. (seoghoer.dk)

Etwas leichter verständlich, für die Deutschen, beginnend mit "Damals, 2014":

Australien. Kardinal. . Dabei bleibt er auch unter Eid vor einer Regierungskommission. Er sagt aber noch mehr. ... Pell ist neute Budgetverwalter im Vatikan und hat vor der australischen Untersuchungskommission zu Kindesmissbrauch durch Kirchenvertreter ausgesagt.Die katholische Kirche in Australien hat Kindesmissbrauch durch Priester jahrelang heruntergespielt. Das räumte der ranghöchste Kardinal George Pell am Montag als Zeuge vor einer Regierungskommission ein. Er stritt aber ab, persönlich Fälle vertuscht zu haben. Er habe vor 40 Jahren Gerüchte gehört, aber nie von konkreten Fällen. Insofern habe er auch nichts dagegen tun können.  Anzeige Anzeige Pell (74) machte bei seiner Befragung Erinnerungslücken geltend. Die australische Kommission untersucht seit drei Jahren Kindesmissbrauch in Institutionen von Staat und Kirche. Generell habe die Kirche Kindern damals nicht geglaubt, sondern eher Priestern, die Vorwürfe abstritten, so Pell. „Ich bin nicht hier, um das Unhaltbare zu verteidigen“, betonte er. „Es waren meist persönliche Schwächen, kein Versagen der Struktur... Der Instinkt war, die Institution, die Gemeinschaft der Kirche, vor Schande zu schützen.“ (tagesspiegel.de)

Und nun ...

27. Februar 2019 Kirche. Ehemaliger Papst-Vertrauter Pell nach Verurteilung verhaftet. Direkt aus dem dpa-Newskanal Melbourne (dpa) - Nach seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ist der ehemalige Finanzchef des Vatikans, George Pell, verhaftet worden. Ein Gericht in Melbourne ordnete an, dass der australische Kardinal in Haft genommen wird. Der Vorsitzende Richter verzichtete darauf, dem 77-Jährigen wegen seines Alters oder seines Gesundheitszustands Haftverschonung zu gewähren. Pell war für schuldig befunden worden, sich in den 1990er Jahren als Erzbischof an zwei 13-jährigen Jungen vergangen zu haben. (sueddeutsche.de)

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Donnerstag, 25. Oktober 2018

Der Zölibat -- Eine absolute Lesempfehlung!

Das solltest du -- Älter als 40? Das sollten Sie unbedingt lesen! Süddeutsche Zeitung vom 24. Oktober 2018, ein Interview.

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Zölibat

"Für mich war das kein Bruch mit der Kirche"

...

Wie sah das Doppelleben aus, das Sie dann führten?
Ich habe angefangen, heimlich nebenher Betriebswirtschaft zu studieren, um mir ein neues Leben aufbauen zu können. Es durfte ja niemand mitkriegen, was lief, sonst wäre sofort alles aus gewesen. Wir haben nur drei bis vier Leute eingeweiht. Meine Eltern wussten nichts davon, meine Geschwister auch nicht. Unsere Treffen waren immer voller Angst. An meinem freien Tag waren wir mal in Paderborn, wir hatten gerade unsere Hände losgelassen - da kommt der Generalvikar von Münster um die Ecke. Das sind Schrecksekunden, die braucht man nicht so oft.

Dann kam der Tag, an dem Sie dem Bischof die Wahrheit sagten.
Ich habe mich vorher beraten lassen, in Köln, wo ich untertauchen konnte. Das System zwingt zur Heimlichkeit. Ich habe die Bischofssekretärin angerufen: Ich wünschte dringend ein Gespräch - und hatte am nächsten Tag um zehn Uhr einen Termin bei Bischof Lettmann. Ich hatte mir vorgenommen: Noch bevor du sitzt, muss die Wahrheit draußen sein, und sagte sofort: Herr Bischof, ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich aufhöre. Er fragte nur: Mann oder Frau? Ich sagte ihm, dass ich meine Freundin heiraten wolle. Er drängte mich dann, ich sollte mich laisieren lassen. Dazu hätte ich erklären müssen, bei der Weihe nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte gewesen zu sein oder gelogen zu haben. Das wollte ich nicht. Ich bin damals bewusst Priester geworden. Als ich ging, musste er sich die Tränen wegdrücken.

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Dazu dann hier noch. Ähnlicher Fall, aus der Sicht einer Frau.

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28. Oktober 2016 | Katholische Kirche | Zölibat und Leidenschaft | Er ist katholischer Pfarrer - und liebt heimlich eine Frau. Sie leiden unter der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Eine anonyme Abrechnung. || Seit sechs Jahren bin ich die heimliche Frau eines katholischen Priesters. Würde der Zölibat nicht existieren, wäre ich vermutlich seit 15 Jahren, bald nach unserer ersten Begegnung, die offizielle Frau und wir hätten Kinder. Aus sicherlich nachvollziehbaren Gründen möchte ich anonym bleiben, wenn ich mit meinen Erfahrungen an die Öffentlichkeit gehe. | Der Zölibat beeinflusst unseren Lebensverlauf auf extreme Art und Weise. | Kennengelernt haben wir uns bei einem gemeinsamen Projekt ... 

Dienstag, 10. Oktober 2017

Stilistisches zu Harald Glööckler

Eben da reingeschrieben, in diese einschlägige Diskussionsseite der Wikipedia:


Ich bin vom heutigen -- sehr lesenswerten -- "Streiflicht"* der Süddeutschen hierher geleitet worden. Dieser Satz ist mir in diesem WP-Artikel aufgefallen:

"Er wurde von Lollobrigida nach Rom eingeladen und lernte bei ihr seine Liebe zur Malerei kennen."

Klingt irgendwie schräg und, ja: auch ein wenig erotisch überhaucht. Aber so ist es wohl nicht gemeint. Leider weiß ich es inhaltlich nicht genau genug, um da etwas zu verbessern. Wie hat die Lollo denn unseren Harald ans Malen gebracht?

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* Auszug Streiflicht der SZ, wie immer Seite 1: "Hält man sich vor Augen, was die Predigt laut dem Lexikon für Theologie und Kirche ist oder sein soll, nämlich die „den Menschen einfordernde Anrede und Mitteilung Gottes in Christus durch den geweihten und amtlich befugten Diener der Kirche zwecks Einberufung und Zurüstung der sichtbaren Heilsgemeinschaft auf die Parusie des Herrn hin“, so drängt sich natürlich die Frage auf, ob Harald Glööckler der Mann für diese Aufgabe ist. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sich der glamouröse Modedesigner jetzt auch auf diesem Feld zu schaffen macht, beispielsweise in Niederhöchstadt, wo er auf Einladung der risikofreudigen evangelischen Andreasgemeinde in einem Kino predigte. An seinen Füßen funkelten, wie man vom Höchster Kreisblatt erfährt, strassbesetzte Stiefeletten, doch war er ansonsten eher zurückhaltend ausstaffiert und hielt ein handfestes Plädoyer für Liebe, das die Zeitung wohl nur in Anspielung auf seinen Namen „pompöös“ nannte."

Dienstag, 20. Januar 2015

Der Papst und die deutschen Kaninchenzüchter

Das musste ja so kommen! Das hat gerade noch gefehlt! Kaum bist du Papst und sagst was, schon hast du jemanden beleidigt. Im Zweifelsfall eben die Kaninchenzücher! 

Kaninchenzüchter kritisieren Papst | "Nur wilde Kaninchen sexuell ausschweifend" | 17:25 Uhr || Papst Franziskus erklärt vor Journalisten seine Sicht von einer „verantwortungsvollen Elternschaft“. | Deutsche Kaninchenzüchter verwahren sich gegen die Äußerungen von Papst Franziskus. Man dürfe nicht allen Kaninchen pauschal ein erhöhtes Sexualverhalten unterstellen, ... 



... sagte der Präsident des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter. (TAGESSPIEGEL)

Oder kommt das doch von der TITANIC?

Montag, 15. Dezember 2014

Wikipedia-Diskussionsseiten

Ich überblicke die Wikipedia einfach nicht. Damals nicht und auch heute nicht. Beispiel, ein Hinweis, bei dem ich den Nick-Namen mal weglasse:

Hi, ich habe deinen Diskussionsbeitrag hier entfernt - bitte lies Wikipedia: Diskussionsseiten #Wozu_sind_Diskussionsseiten_gut?: Zur Koordination der Arbeit am Wikipedia-Artikel Larry Sanger trug das nun wirklich nichts mehr bei. Deine Frage, wo man auf solche Medienberichte über Wikipedia hinweisen kann, beantworte ich aber gerne: Wikipedia:Pressespiegel. Den Focus-Artikel hatte dort schon lange jemand eingetragen, aber wenn du in Zukunft mithelfen möchtest, diese Bibliographie möglichst vollständig zu halten, würde mich das freuen. grüße, HaeB 23:26, 8. Jan. 2007

Das bezieht sich auf meinen Eintrag:

Sehr nützlicher Hinweis! Zeigt die Probleme klar. Dank! 19. Nov. 2006 -- Focus über Wikipedia Wieder ein kleiner Nachtrag: In der Nr. 52. / 2006, S. 114 - 116, bringt der ''Focus'' einen Artikel über WP: Internet. Mehr Qualität, bitte!". Lead: "Fehler, Verleumdungen und Manipulationen bringen die kostenlose Online-Enzyklopädie Wikipedia in Verruf. Im kommenden Jahr will die Community deshalb ein Siegel für geprüfte Artikel einführen". Unterm Strich übrigens nicht so kritisch wie sich der Anfang anhört. -- Wo passt das hin? Ja kaum in den Focus-Artikel selbst. Gibt es eine Stelle in WP, in der solche Artikel ''über WP'' in einer Bibliographie gesammelt werden? Wäre durchaus nützlich. 6. Jan. 2007.

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Unterm Strich: Keine Organisation kommt ohne Organisation aus. Aber es ist so wie immer an den Orten, an denen Geist und Verwaltung aufeinandertreffen: Die Leute mit den Akten unterm Arm, die sich rasch unentbehrlich machen und dann glauben, sie seien die Herren des Geschehens - diese Leute sind einfach nicht sonderlich sexy. In der Kirche nicht, in der Wissenschaft nicht, in der Kunst nicht. Und auch nicht in der Wikipedia.

Dienstag, 4. März 2014

Die Schwestern des Perpetuellen Doofseins

Der Karneval geht allmählich zuende. In Ordnung. Das Folgende ist aber kein Kölner Humor ...

Mir fällt es zunehmend schwer, in einer Gesellschaft zu leben, die kein Gespür für korrektes Benehmen hat. Im Großen wie im Kleinen. In einer Gesellschaft, deren Gruppen schnell kuschen, wenn auch nur das mindeste Risiko besteht, die aber die Sau rauslassen, wenn sie das ungestraft tun können. (Natürlich gibt es wie immer Ausnahmen.) -- Beispiel, per Zufall gefunden:

"Schwestern der Perpetuellen Indulgenz", Rohübersetzung: "Schwestern der beständigen Nachsicht".

Natürlich ist der katholische Schwestern- und Ordensbegriff heute nicht mehr schützbar. Aber dass da höhnisch mit alten Mustern getönt wird, das ist einfach ein Zeichen von gesellschaftlich akzeptierter Doofheit, die heute allüberall waltet und oft zum Medien-Leitbild erhoben wird. ("Witzischkeit kennt keine Grenzen", nicht wahr, Stefan Raab?)


Wer zeigen will, dass er einen tapferen Humor besitzt und außerdem dafür ist, dass der Islam mehr noch als heute ein Teil von Deutschland wird, der könnte doch mal die Gemeinschaft der Ayatollahs des Arcus Caelestis gründen. Mit entsprechender Kostümierung. Und dann abwarten, was geschieht.

Interessant wird irgendwann wahrscheinlich die Frage: Was, wenn christliche Gruppierungen sich entsprechend radikalisieren und Leib und Leben der Religionslästerer bedrohen? Schnell würden diese "Schwestern" wieder brav über die Straßen huschen, in bürgerlicher Kleidung, um nicht aufzufallen.

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Da diese "Ordengsgemeinschaft" den Wikipedia-Artikel wohl selbst geschrieben hat, bin ich einmal gespannt, ob eine Anfrage in der WP-Diskussion weitere Informationen bringt. (Nachtrag 05.03.2014)

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Nachtrag: Alte Diskussionen gelesen. Das gefunden:

"Lieber Herr Jansen [= Janßen]

Nonnen und Schwestern gibt es nicht nur in der katholischen Religion. Fast jede Religionsgemeinschaft hat Nonnen. Es gibt niemand der das alleinige Recht darauf hat, als Nonne bezeichnet zu werden. Es gibt auch für die katholische Kirche keinen Schutz für die Bezeichnung Nonne und die im Ordenswesen verwendeten Begriffe.

Wir sehen uns nicht als Veralberung der Nonnen sondern wir arbeiten in ihrem Sinne. Unentgeltlich, ohne persönliche Vorteile für uns selbst, nur zum Wohle der Gemeinschaft. Wir nutzen die Ordensstrukturen um unsere Arbeit effektiv zu gestalten. Persönlich haben wir keinerlei Vorteile schon gar keine finanziellen. Alles was wir unternehmen (Fahrten, Kleidung usw.) finanzieren wir aus eigener Tasche.

Als "Dauerkarnevalist" möchte ich mich definitiv nicht bezeichnen lassen. Parodie empfinde ich als absolute Frechheit. Meine Arbeit hat einen sehr ernsten Hintergrund angesichts der steigenden AIDS Neuinfektionen und der steigenden Syphillis Neuinfektionen. Mein Make up und meine Kleidung macht mich einerseits für alle erkennbar, wer uns sieht, der weiß er kann bei uns unentgeltlich Safer Sex Utensilien bekommen, seine Probleme los werden oder sich einfach nur informieren."

Usw. Usf. Man sollte da weiterlesen. Denn der "Herr Jansen" weiß durchaus seine Worte und Argumente zu wählen. Spannend!

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Klasse ist das: "Parodie empfinde ich als absolute Frechheit." Klasse auch die Zeichensetzung.

Ich hatte, bevor ich das gelesen habe, meinen Diskussionsbeitrag überschrieben: "Kritik 2: Warum parodistisch-religiöse Aufmachung?"

Nun könnte ich mich auf einen Definitionswettstreit zum Begriff Parodie einlassen (den ich wahrscheinlich gewinnen würde). Aber was soll's. Es geht auch das Wort Verhohnepipelung. Da wird ja kaum jemand was dagegen sagen können, der Bilder betrachten und Texte lesen kann.

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Diese zurückliegenden WP-Diskussionen ähneln im Übrigen vereinsinternem Kaffeeklatsch. Höchst eigenartig.

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Ich beginne weiterzudenken. Ich denke an: "Was darf Satire? Ignaz Wrobel, Berliner Tageblatt 36, 27.01.1919"

Nur -- wetten? Wenn itzud jemand kommt und sagt, das SPI-Projekt, das sei halt Satire, und die Satire dürfe ja bekanntlich...? Alles! Jawohl! Dann haben diese Schwestern auch da etwas einzuwenden.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Franz-Peter Tebartz-van Elst (Bischof)

Ich habe mich schon vor Jahren gefragt, was der mangelnde Priesternachwuchs für Folgen für die deutschen Bischofsämter haben wird. Es scheint ja zwangsläufig: Wenn die Auswahl geringer wird, dann bestehen sehr gut Chancen für die Mediokren und Schrägen und irgendwann für die ganz Schrägen. Jetzt scheint es also so weit zu sein.

Limburger Bischofsresidenz deutlich teurer | „Wir sind durch den Bischof hinters Licht geführt worden“ || 07.10.2013 Ursprünglich waren für die neue Limburger Bischofsresidenz drei Millionen Euro eingeplant, jetzt ist nach Informationen der F.A.Z. von mindestens 31 Millionen die Rede. | Von VOLKER ZASTROW | Ihm wird Verschwendung vorgeworfen: Bischof Tebartz-van Elst. (faz.net online)


(Foto hier*)

Gutwillig würde ich, nach dem Foto-Augenschein, den Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst -- schöner Name übrigens -- als schrägen Vogel bezeichnen. Verzeihung, Euer Eminenz, iss so!

Was wohl der neue Papst im Herzen von solchem Verhalten seines Bischofs hält? Könnte ihn nicht jemand mal fragen, bei einer Privataudienz?**

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|* Interessanter Blog, den ich im Auge behalten werde. Brights. Die Natur des Zweifels. De omnibus dubitandum.

|** Ok, gesehen: Der Bischof Robert Zollitsch fragt in diesen Tagen beim Heiligen Vater nach. Auch in Ordnung. (14.10.2013)

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Ein Horoskop für den Fürstbischof

Was sagt die katholische Kirche heute und seit einiger Zeit zu Horoskop und Wahrsagerei? Aberglaube! Humbug! Verboten!

Und was sagt die Geschichte? Nun ja -- etwas anderes. 


"Faust war 1520 in Bamberg, um dem Bamberger Fürstbischof Georg III. Schenk von Limpurg ein Horoskop zu erstellen. Dies geht aus einer Hofkammerrechnung des Bischofs hervor, in der es heißt: „Item X guld[en] geben und geschenckt doctor faustus ph[ilosoph] o zuuererung hat m[einem] g[nedigen] herrn ein nativitet [Horoskop] oder Indicium [Geburtshoroskop] gemacht, zalt am Sontag nach stolastice Jussit R[everendissi]mus“."

Im Lichte der Geschichte sieht eben alles anders aus, und die sittenstrengen Herren von heute, sie haben nicht nur ihre schwarzen Schafe aus dem Klerus zu verkraften, sondern auch die Skandalgeschichte der Renaissance-Päpste.

Freitag, 25. November 2011

Scherz oder Gehirnerweichung

Wenn das ein notorischer Scherzbold ist, dann -- na gut. Nicht lustig. Aber wenn er's braucht. Sei's drum. Wenn das allerdings ernst gemeint ist, dann fällt es unter die Rubrik: "Ich hör mich gerne reden und erstatte gerne blödsinnige Anzeigen." Und ansonsten: Für Geld und ein paar Bekanntwerdenspunkte tun einige Rechtsanwälte ja fast alles. Wie etwa Internet-Abzockern Rechtsbeistand angedeihen lassen.

"BENEDIKT XVI.
25. November 2011
Weil er bei seinem Besuch in Freiburg unangeschnallt im Papamobil saß, soll Benedikt XVI. zahlen.
...
Die Anzeige ging bei der Stadt Freiburg ein. Der Dortmunder hatte eine Kanzlei in Unna beauftragt, die sich dafür nicht zu schade war. Die Kanzlei ließ erklären, ihr Mandant könne nicht nur zwei eigene Zeugen aufbieten, sondern auch den Erzbischof von Freiburg, den Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne). Sie könnten die Ordnungswidrigkeit sicher ebenfalls bezeugen, so die Kanzlei."

Donnerstag, 17. November 2011

Benetton und der Papst

Und wir halten fest: Benetton weiß noch immer, wie man's macht! Ein bisschen Skandal muss sein Und wenn die Werbung dann zurückgezogen wird, ist der Firmenname wieder in den Köpfen der Leute drin.


"Benetton schockt den Papst || Der Modekonzern Benetton hat nach Protesten des Vatikans ein Motiv der neuen Werbekampagne „Unhate“ wieder zurückgezogen. Auf der Fotomontage war Papst Benedikt XVI. abgebildet, wie er den ägyptischen Imam Ahmed al-Tajjeb innig auf den Mund küsst."

Schwulissimo heißt die Seite, die das vermeldet. Auch ganz kreativ, dieser Name ...

Wenn die Werbung dann nicht mehr auf die Litfaß- säulen geklebt wird, dann hat das Netz sie natürlich immer noch.


Und wir dürfen, ja müssen an die großen Zeilen des Dichters Jürgen von Lippe denken:

Nehm' wir mal an: Ich und der Papst -- 
Hackevoll auf allen Vier'n.
Muss das an die große Glocke?
Kann man das nicht ignorier'n?

Freitag, 5. August 2011

Was ist aus der katholischen Kirche geworden!

Lieber Gott und lieber Papst Benedikt, was ist aus Eurer Kirche geworden?! Was habt Ihr vor nicht allzu langer Zeit den Menschen für Angst vor Sex eingeredet. Und dann solcherlei!

Hildesheim/Lebenstedt –Das Gottvertrauen, das ihm die Eltern seiner Schützlinge entgegen brachten, nutzte er schändlich aus: Andreas L. (46), der katholische Priester aus Lebenstedt, gestand sexuellen Missbrauch von drei Kindern. Auf der Suche nach möglichen weiteren Opfern vernahm ihn die Soko „Sünde“ jetzt zum zweiten Mal. Im Verhör gab L. zu, dass er mit seinem jüngsten Opfer (13) sogar Urlaub geplant hatte: Zwei Wochen am Palmen-Strand von Bayahibe (Dominikanische Republik) für 2335 Euro – im „Superior“-Zimmer mit Meerblick...
Nach BILD-Informationen wollte der Pfarrer mit dem Kind am 29. Juli um 9.05 Uhr von Brüssel nach Punta Cana starten. Rückreise am 12. August. Gebucht hatte Andreas L. schon Mitte März, aber am 27. Juni stornierte er den Urlaub plötzlich, musste dafür 933 Euro Gebühr zahlen.

Und wir erfahren davon, dank BILD.