Mittwoch, 25. Juni 2014

Das Olivenöl des STERN

Ein Auszug aus dem Wikipedia-Café

Ich kaufe normalerweise den STERN nicht. Manchmal lese ich ihn beim Friseur, im Café (also in dem am ...platz). Heute war es mal wieder soweit. Ich koche gern. Ich koche gern Italienisches. Der STERN macht die Titelseite:

"Der Olivenölbetrug. Extra ranzig statt extra vergine. ... PLUS: Woran Sie Qualität erkennen."
Ich hätte das alles am Zeitungsstand kurz durchsehen können. Aber ich finde, dass die "Printmedien" auch was verdienen müssen. Also gekauft. Was bekomme ich? Einen äußerst allgemeinen Berichte mit Erkenntnissen dieser Art:

"390 Millionen Liter Olivenöl exportiert Italien jedes Jahr. Ein Großteil des Ölst stammt aber nicht von dort, sondern aus Spanien ..."
Na, das hab ich mir schon gedacht. Überall, wo es um Geld geht, läuft irgendwann was in Richtung Betrug. Siehe unsere Bio-Eier. Der Rest sind Hinweise von der allerallgemeinsten Sorte:

Ein Experte: "Der Preis bestimmt alles. Jeder in der Brache weiß doch, wass es für zwei oder drei Euro pro Liter kein 'extra vergine' geben kann."
So, da wär ich jetzt nicht draufgekommen. Interessiert hätte mich, ab welchem Betrag man denn mit EV rechnen kann. Und vielleicht nicht bei ausgesuchten Feinkostgeschäften, die eben mal 350 Kilometer von meinem Wohnort entfernt liegen. (Hallo, Einwohner: Köln, Ebringen, Bremen, Pohlheim, Saarwellingen Untersiemau und Würzburg werden genannt. Man kann sich das Öl von dort auch schicken lassen! "... per Paketdienst bequem ins Haus." Ja, sapperlot! Da schau her. -- Erfahren hätte ich, so 20 Namen / Hersteller aus den Supermärkten hätten mir schon gereicht, wie denn die gängigen Öle so abschneiden. Nix da. -- Der Hinweis:

"Es kann leicht 20 bis 30 Euro pro Liter kosten",
das gute Öl. Also, da wär ich jetzt nicht draufgekommen.

"Gutes Öl duftet nach Heu und Artischocke."
Ja, wenn da so ist, dann besorg ich mir ein paar Artischocken und ein paar Pfund Heu. -- Also, ran ans Verkosten!

"Und so geht's: Nase ins Glas, einen Schluck nehmen, Luft durch den Mund ziehen, Öl runterschlucken. Nein, davon stirbt man nicht."
Da bin ich jetzt aber froh.

Warum schreibe ich das alles! Damit ihr den STERN nicht kaufen müsst. (Ich such dann mal im Netz konkrete lebensmittelchemische Untersuchungen. Da wird ja was zu finden sein.) -- Und aus weitergehender Neugier: Wo kauft ihr denn zu welchem Preis euer gutes Öl? Und wenn ich mir hier im Café einen Salat bestelle, welches Öl wird denn da verwendet? --Delabarquera (Diskussion) 16:21, 23. Jun. 2014

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zu deinen beiden Fragen:
Du wirst jetzt sicher verschnupft sein, wenn ich dir sage, dass ich mein Olivenöl beim Hofer (Aldi) kaufe. Es gibt immer wieder Aktionen, bei dem relativ gutes Öl unter 10 Euro angeboten wird. Ich verwende Olivenöl seit 1980, hab schon einen Riecher und Schmecker für annehmbare Qualität. Ich warne dich nur vor Olivenölen, welche extrem mundig sind und relativ günstig sind. Damit kann man Anfänger mit Billistzeug ködern, gutes Olivenöl (bis auf ein paar kretische und portugiesische Hersteller) schmeckt einfach so aus der Flasche nicht mundig. Der bittere, scharfe Zug ist kein Zeichen für schlechtes Öl.
Als Österreicher setze ich natürlich auf Kernkraft. Was sonst! Was anderes - außer Olivenöl - kommt mir nicht auf den Salat. Auch gemischt ist es ok.
Du tust aber grad so, als ob mit dem Öl auf dem Salat dieser schon fertig wäre! Den Zauber des Essigs, den musst du noch dazugeben! Der nämlich macht aus der Bitterkeit des Olivenöls erst etwas Mundiges, Weiches! Und über Essig kann man sich (ohne das Thema Balsamico auch nur zu berühren) endlos auslassen. Denk dabei immer dran, dass der Ursprungswein für den Essig nicht schlechter sein soll als der Wein, den du gerne zum Essen trinkst. Also, dahin geht die Marschroute! Ein halber Liter Essig um 2 Euro, dafür gibsts wahrscheinlich nichts Gutes. Man kann Essig übrigens auch selbst machen. Aus dem Wein, den man will. Allerdings nur den Roten. Der Weiße eignet sich nur dann, wenn man das Essigmachen wirklich beherrscht. Wegen dem zugesetzten Schwefel, den die Essigsäurebakterien einfach nicht mögen.--Hubertl (Diskussion) 16:57, 23. Jun. 2014

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Ehrlich gesagt, ist mein Lieblingsöl für die meisten Küchenzwecke Rapsöl, und zwar genau, weil es mittlerweile sehr neutral schmeckt, und nicht mehr bitter. Für welche Zwecke, außer Salat, braucht man denn wirklich besonders aromatisches Olivenöl? Bei den hochpreisigen Olivenölen kann ich mir kein Urteil erlauben, aber ich hege den Verdacht, dass es sich da wie bei den Spirituosen verhält: bis zu einer Grenze von 20-30 Euro pro Liter ist der Zusammenhang zwischen Preis und Qualität linear. Weiter drüber bekommt man für mehr Geld nicht zwingend etwas besseres, sondern nur etwas "besonderes". Geoz (Diskussion) 17:13, 23. Jun. 2014

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Ich nehm das *Extra Vergine* zu 3,50 €/l beim Discounter meiner Wahl (naja, Wahl nicht wirklich; er liegt einfach am nächsten). Werd auch *davon* schon nicht sterben, und so fein sind meine Geschmacksnerven nicht (ja, es ist etwas "scharf", aber nur pur, sonst merke ich das nicht). Bei unserem Familienverbrauch von 20-30 l/Jahr wären mir 20-30 €/l auch viel zu viel. Man kann sich schließlich nicht nur von Olivenöl ernähren ;-) Erinnere mich übrigens dunkel an irgendwelche Blindtests, bei denen es keine erkennbare Korrelation zwischen Preis und Geschmackseinschätzung gab. Dito beim Gehalt von Stoffen, die da nicht reingehören. --AMGA (d) 17:15, 23. Jun. 2014

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Genitiv des Sterns ist „Sterns“. —★PοωερZDiskussion 17:25, 23. Jun. 2014

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Ich benutze immer Mobil 1. Das ist sehr gut und kostet ca. 11,- Euro pro Liter. --91.50.126.24 00:25, 24. Jun. 2014

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@Amga: Leider ist es modern, dass das Olivenöl diesen fiesen Beigeschmack ("scharf") hat. Das ist richtig so.
Infos zu Olivenöl finden sich z.B. hier: [4], dort ist auch das Deutsch Olivenöl-Panel aufgehängt. Infos zu den Tests: [5] Den einen der 16 Tester kenne ich persönlich (Lebensmittelchemiker) und bin mir recht sicher, dass er sich nicht für Blödsinn hergeben würde. Was den Geschmack angeht wird dort sehr genau geprüft, was da in den Falschen drin ist.[6]
Mein Frau verarbeitet übrigens das Olivenöl von "Feinkost Albrecht" in hochwertigen Seifen, das ist schon ein ziemlich gutes Öl. Die Formel Discounter = mieses Öl, Feinkostläden = gutes Öl geht leider gar nicht. Da die Discounter aber auch mal die Lieferanten ihrer Hausmarken wechseln, ohne das man das direkt mitbekommt, macht die Sache nicht gerade leichter.
Hört auf Euren Geschmack und gut ist (sorry, blöder Wortwitz). Ob das Öl wirklich nativ extra oder "nur" nativ ist, wen juckt's? Hauptsache es schmeckt und der Preis ist angemessen (gibt leider auch teuren Schrott aka Lamptanöl). --Ingo Fish icon (The Noun Project 27052).svg 15:16, 24. Jun. 2014 P.S.: Ich "tanke" üblicherweise Raps-, Reis, oder Kürbiskernöl, je nach Anwendung

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Wunderbare Hinweise und Informationen! Ich mag eigentlich gar nichts hervorheben, um andere nicht hintanzusetzen. Na ja, vielleicht: "Infos zu Olivenöl finden sich z.B. hier: ..." Dem werde ich nachgehen. -- Ach, und das noch, in einer ganz anderen Richtung: "Genitiv des Sterns ist 'Sterns'". Könnte man denken. Ist aber nicht so. Ich verwende das Beispiel immer, um was über die formale Grammatik und das Sprachgefühl zu sagen. Die Argumentation geht so: Wer legt fest, wie "es" heißen muss, wie "man" sagt? Die Grammatik? Mit welcher Berechtigung? Der Berechtigung, die einfache Analogien nun mal haben? Das ist Deutschlehrer-Selbstsicherheit. Linguistisch, sachlich: Nein, das Sprachgefühl der ominösen "Sprachgemeinschaft" über die Zeit hin legt fest, wie "es" heißen muss, und das wird dann in Grammatiken -- stets veränderbar -- kodifiziert. Im vorliegenden Fall ist naheliegend: des Spiegels = Gen. des Badezimmerspiegels usw. des SPIEGEL = Gen. des Hamburger Magazins. Also eben: Die Journalisten des STERN (nicht des Sterns)... Hab das mal schon vor Jahren mit ca. 100 Studenten ausgetestet. -- Ok, das hat nun wenig mit Olivenöl zu tun, zugegegben. --Delabarquera (Diskussion) 21:34, 24. Jun. 2014