Auch so ein Beispiel, mit dem man sich über Sprachnormen verständigen oder -- lustig machen kann.
Hamburger Abendblatt online || 30. Jun. 2014 || Hamburg. Der neue Sprachtrend bei Jugendlichen klingt noch gewöhnungsbedürftig. "Ich komm mit Fahrradmahrrad" oder "Ich bring Colamola". Das heißt so viel wie: Ich komme mit dem Fahrrad. Und ich bringe dann auch Cola mit, erklärt Heike Wiese, Sprachwissenschaftlerin an der Universität Potsdam. Ihre Germanistikstudenten haben Teenagern diese Sätze in türkisch geprägten Stadtvierteln Berlins abgelauscht. Das Wiederholen eines Wortes mit einem "m" davor habe seinen Ursprung im Türkischen. || "Kiezdeutsch" ist bei mehrsprachigen Jugendlichen besonders dynamisch und wandlungsfähig. Dabei hat Kiezdeutsch automatisch etwas mit Migration zu tun. Das hat jüngst die Berliner Soziolinguistin Diana Marossek in ihrer Doktorarbeit belegt. Sie war dafür ein Jahr lang in 30 Berliner Schulen zu Gast. In allen Berliner Bezirken hörte die Doktorandin zu, wie insgesamt rund 1400 Acht- und Zehntklässler miteinander redeten. Sie notierte zum Beispiel, wie oft Teenager mit Deutsch als Muttersprache "zum" oder "beim" wegließen. Ob im tiefbürgerlichen Zehlendorf oder in den Migrantenvierteln Neuköllns – sie fand keine großen Unterschiede. Überall fielen Sätze wie "Kommst du mit Klo?" oder "Ich war Fußball". || "Kiezdeutsch verstärkt, was ohnehin schon da war", sagt auch Forscherin Wiese. Im gesprochenen Deutsch gebe es schon seit Langem den Trend, Artikel und Präpositionen zu verkürzen oder wegzulassen.
Sicher scheint zu sein: Es muss eine Untersuchung her, die zeigt, mit welchen Meldungen LinguistInnen es in die Zeitung oder gar in die Tagesschau schaffen. Das "Unwort des Jahres"? Und, mal so nebenbei: Ist Unwort nicht selbst ein solches?