So geht das mit dem modernen Leben und den Zufällen: Auf einem morgendlichen Spaziergang mit dem Hund wähle ich auf der Smartphone-App einen Blog zum Einschlafen. Und bin wirklich fasziniert. Die herausstechenden Merkmale:
- Das Thema und der zeitliche Umfang: Eine Stunde lang -- die Dauer kenne ich jetzt erst -- vor dem Einschlafen hören, das ist doch lang.
- Der Sprecher / Erzähler: Er assoziiert halbgesteuert vor sich hin. Alles mit gekonnten Versprechern, total -- wirklich: vollkommen total ungeschnitten. ("AOL hat unfassbar viele Werbe-CDs verteilt." Jou, das ist richtig. "... als Vogelschreck in den Kirschbaum." )
- Das Private: Erzählt von Mama, Frau, der Kindheit, Waffelbacken, Computerspielen, dem Haus das demnächst verkauft wird (mit wirklich vielen Details zum Haus), die Mutter, die ins betreute Wohnen geht. Usw. Usf.
EP 288 – Flohmarkt, Hörertreffen und Immanuel Kant || Dies ist eine Sonderepisode, in der ich Euch zu einem Hörertreffen am 19.07.2014 ab 10 Uhr nach 21255 Wistedt, Am Sportplatz 29 einlade, aus dem Anlass dass meine Mutter an dem Tag einen privaten Flohmarkt zur Haushaltsauflösung unseres Hauses dort veranstaltet. Ihr habt also sowohl die Möglichkeit mich und andere Einschlafen Podcast Hörer mal nicht nur in Schrift und Stimme kennenzulernen, sondern außerdem noch mein Elternhaus zu besuchen und meine Mutter dabei zu unterstützen, den Auszug besser zu wuppen, indem Ihr ihr ein bisschen was auf dem Flohmarkt abkauft. Entsprechend habe ich auch "Flohmarkt" zum Thema der Episode gemacht, sowohl den großen Tostedter Flohmarkt erwähnt auf dem wir früher immer Waffeln gebacken haben, als auch den "Flohmarkt" in EverQuest und World of Warcraft erwähnt, den ich gestern vergessen hatte. Und Factions, die hatte ich auch vergessen. Gute Nacht!
Was folgt daraus: Das ist eine wirklich innovative Kunstform, dieses Podcasten. Und wann wird schon mal Rilke zwischen Alltagsepisoden.
"Rosa Hortensie
Wer nahm das Rosa an? Wer wusste auch,
dass es sich sammelte in diesen Dolden?
Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden,
entröten sie sich sanft, wie im Gebrauch.
Dass sie für solches Rosa nichts verlangen.
Bleibt es für sie und lächelt aus der Luft?
Sind Engel da, es zärtlich zu empfangen,
wenn es vergeht, großmütig wie ein Duft?
Oder vielleicht auch geben sie es preis,
damit es nie erführe vom Verblühn.
Doch unter diesem Rosa hat ein Grün
gehorcht, das jetzt verwelkt und alles weiß.
Rainer Maria Rilke, Herbst 1907, Paris, oder Frühling 1908, Capri"
Und dann liest der -- na, wie heißt er noch gleich -- tatsächlich auch noch Kant vor. Es ist hörbar eine Aneinanderreihung unverstandener Sätze. Aber mehr ist ja wohl auch nicht gemeint.
"Daß diese Auflösung des berühmten Arguments in einem Paralogism so ganz richtig sei, erhellet deutlich, wenn man die allgemeine Anmerkung zur systematischen Vorstellung der Grundsätze und den Abschnitt von den Noumenen hiebei nachsehen will, da bewiesen worden, daß der Begriff eines Dinges, was für sich selbst als Subjekt, nicht aber als bloßes Prädikat existieren kann, noch gar keine objektive Realität bei sich führe, d.i. daß man nicht wissen könne, ob ihm überall ein Gegenstand zukommen könne, indem man die Möglichkeit einer solchen Art zu existieren nicht einsieht, folglich daß es schlechterdings keine Erkenntnis abgebe."
"Rosa Hortensie
Wer nahm das Rosa an? Wer wusste auch,
dass es sich sammelte in diesen Dolden?
Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden,
entröten sie sich sanft, wie im Gebrauch.
Dass sie für solches Rosa nichts verlangen.
Bleibt es für sie und lächelt aus der Luft?
Sind Engel da, es zärtlich zu empfangen,
wenn es vergeht, großmütig wie ein Duft?
Oder vielleicht auch geben sie es preis,
damit es nie erführe vom Verblühn.
Doch unter diesem Rosa hat ein Grün
gehorcht, das jetzt verwelkt und alles weiß.
Rainer Maria Rilke, Herbst 1907, Paris, oder Frühling 1908, Capri"
Und dann liest der -- na, wie heißt er noch gleich -- tatsächlich auch noch Kant vor. Es ist hörbar eine Aneinanderreihung unverstandener Sätze. Aber mehr ist ja wohl auch nicht gemeint.
"Daß diese Auflösung des berühmten Arguments in einem Paralogism so ganz richtig sei, erhellet deutlich, wenn man die allgemeine Anmerkung zur systematischen Vorstellung der Grundsätze und den Abschnitt von den Noumenen hiebei nachsehen will, da bewiesen worden, daß der Begriff eines Dinges, was für sich selbst als Subjekt, nicht aber als bloßes Prädikat existieren kann, noch gar keine objektive Realität bei sich führe, d.i. daß man nicht wissen könne, ob ihm überall ein Gegenstand zukommen könne, indem man die Möglichkeit einer solchen Art zu existieren nicht einsieht, folglich daß es schlechterdings keine Erkenntnis abgebe."
Linguistisch ein äußerst wertvolles Material. Assoziatives Vor-sich-hin-reden. So funktioniert, als Fallstudie zu sehen, Denken und Reden.
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Entdecke die Welt der Amateur-Podcasts! Weiter mit der Episode Wadenfreude, dialogisch jetzt. www.wrint.de. Auch mit Toby. Ja, so heißt er. Jetzt haben wir's.
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