Ach, das Internet! Es gräbt die schönsten alten Dinge aus:
"Bürgers Neugierde und Erwiderung des Gedichtes. 281
Obgleich
Bürger in einem Briefe an Boie sagt, die Verse des anonymen
Gedichtes seien leider nicht viel wert, hatten sie tiefen Eindruck
auf ihn gemacht. Seine Phantasie wurde durch den poetischen
Heiratsantrag mächtig erregt, seine Gedanken gehörten fortan nur
seiner unbekannten Verehrerin. „Ist die ganze Geschichte nicht
drollig? Es ist doch wenigstens eine artige Anekdote in der
Geschichte der deutschen Litteratur," meinte der arglose
Dichter, der von dem Ausgange dieses Abenteuers keine Ahnung haben
konnte, da er sonst vor der poetischen Ehewerberin schleunigst die
Flucht ergriffen hätte. Der Bedauernswerte dachte sogar mit Vorliebe
daran, ob nicht doch vielleicht daraus Ernst werden könnte; dieses
kühne Schwabenmädchen wäre vielleicht imstande, ihm die
unvergessliche Molly zu ersetzen. Er sah ein, „dass das Weib,
welches das Bild der Einzigund Höchstgeliebten unvergesslichen
gänzlich in Schatten zurückzudrängen vermöchte, ein wahres
Meister- und Schöpferwerk an ihm verrichten würde", aber warum
sollte es dieser feurigen Emanzipierten nicht gelingen? Gewiss eher
ihr, als einer anderen! Längst hatte er geglaubt, dass ihm ein
solches Glück an seines Lebens „Nachmittag" nicht mehr
beschieden sei -- was er jedoch dafür hielt, war nur ein Unglück,
das seinen Lebensabend noch verkürzte." (Wurzbach)