Mittwoch, 3. November 2010

Flugsicherheit

Die naheliegenden Denkweise der Politiker: Einer sagt, so höre ich es im Radio: Während weltweit Passagiere schikaniert würden, würde die Luftfracht nicht hinreichend kontrolliert. Was macht man mit Menschen, die sich so gerne reden hören, dass es ihnen ständig unreflektiert und unsauber aus dem Mund herausfließt?

Der Gute kann sich also wieder einmal einen wohlfeilen Schlag gegen irgendwen nicht verkneifen, obwohl ziemlich klar sein dürfte, dass sorgfältige Personenkontrolle kein Gegensatz zur sorgfältigen Frachtkontrolle ist. Schikanen mag es geben, aber das ist dann doch eine Sache der Einzelfalldarstellung. So wie man eben einen Polizisten, der sich danebenbenimmt, anzeigen kann.

--

Ich habe mir so etwas schon mal für die Sicherheit im Internet überlegt; jetzt lässt sich das Gedankenexperiment auf die Luftfahrt übertragen: Nehmen wir an, wir haben drei Sicherheitsstufen, die vollkommen frei gewählt werden können:

a) Sehr sorgfältige Kontrolle, manchmal nahe der Schikane -- sehr langsam.
b) Mittelsorgfältige Kontrolle, mal so mal so -- mittellangsam, ungefähr wie heute.
c) Gar keine Kontrolle -- sehr schnell.

In welchen Flugzeugtyp steigen -- bitte ganz ehrlich antworten -- Sie dann ein?

Die Unzufriedenen: Entweder Meckerer, die immer alles zugleich wollen, auch das Unversöhnliche und das Unmögliche. Auftrag an die Regierung: das Unmögliche möglich machen! Oder solche, die mit der dämlichen Statistik kommen. Klar ist: Statistisch würde auch den c-Passagieren kaum was passieren. Aber wenn der erste c-Flieger vom Himmel kracht -- Chance, da unter c umzukommen war und ist 1 : 13 Mio. auf Einzelpersonenen und Flüge gerechnet -- dann wollen wir mal sehen, wer in den nächsten c-Flieger einsteigt! Aber auch das Verhalten vorher, vor dem ersten Crash, wäre interessant. Wären die Kritikaster wirklich unter den c-Passagieren?

Nachtrag: Es könnte natürlich auch sein, dass eine a-Maschine zu Schaden kommt, abstürzt. Wie wäre die Reaktion derer, die in c eingestiegen sind? Nun, zu vermuten ist: Kein Mitleid. Häme allüberall. Überhaupt: Mitleid! Was für eine Looser-Kategorie für die mittleren Angestellten um die 40, heute. "Das Leben ist ein Kampf! Jawoll. Und wir sind die Tüchtigen, die ohne Netz und doppelten Boden unterwegs sind, um die Welt der Wirtschaft am Laufen zu halten! Ihr, die Ängstlichen, die Looser! Bleibt doch zuhause. Wir sind mit vollem Datenschutz unterwegs. Kein Transponder nirgends! Das Risiko muss einfach sein."

--

Nachtrag: Waren denn die guten alten '68er mal wieder die Urheber auch dieses Denkens? Ist dieses Freiheitsgerede ins Bürgerliche hineindiffundiert, wie so vieles aus der Zeit um 1970? "Seid realistisch -- verlangt das Unmögliche!" Poetisch. Der Strand unter dem Pflaster. 'Man kann ja mal daherquasseln. Fühlt sich auf jeden Fall prima an.'