Der Beitrag von Astrid von Friesen "50 Prozent aller 18- bis
24-Jährigen sind tätowiert | Gepierct, tätowiert, operiert | Warum
Menschen an ihrem eigenen Körper arbeiten" (Deutschlandradio
Kultur, Ortszeit, 16.05.2013 07:20) ist, nu ja -- der ist ... Drucksen wir ruhig etwas
herum und sagen wir dann endlich, verlegen: "Ja, das ist -- anregend! Jawohl, anregend ist der Beitrag."
Warum nicht mehr? Weil stellenweise feuilletonistisch in der negativsten Bedeutung dieses Wortes.
Warum nicht mehr? Weil stellenweise feuilletonistisch in der negativsten Bedeutung dieses Wortes.
Begründungsbedürftig? Nun denn, Zitat:
"Es [die Tätowierungen usw.] sind sowohl öffentliche wie
private Mitteilung: Liebesbeziehungen, Schwüre, Dank nach schweren
Krankheiten - wie bislang auf Votivtafeln - werden symbolisiert, man
signalisiert Insider oder Outsider zu sein. Das ICH betont seine
Individualität durch diese Körperbilder, durch den Mut zur
Selbstverletzung beim Piercing oder den vergrößerten Busen - gegen
die als immer unerträglicher empfundene Fremdbestimmung. || Heute
geht es um individuellen Protest gegen das Schönheitsideal der
Natürlichkeit. Als wild und ungezähmt möchte man sich von der
Elterngeneration abgrenzen und merkt nicht - wie alle Pubertierenden
zu allen Zeiten, dass man sich nun einem anderen Gruppenzwang
unterwirft. || All dies sind Kompensationen des Narzissmus. Sie
verweisen auf ein niedriges Selbstwertgefühl und innere Leere.
Gesucht werden Reize und Risiko. Dies entsteht, wenn das Kind nicht
wirklich als einmalig durch die Eltern wahrgenommen wird; die
verschlüsselten Hilfeschreie nehmen zu.«
Da sagt doch jeder schnell denkende Mensch: "Wow! Gut
formuliert! Ja, da ist was dran!"
Jaja, aber nur -- was?! Was ist dran? Viel? Ich nehme nur zwei Sätze
einzigen Satz heraus.
Gesucht werden Reize und Risiko. Dies entsteht, wenn das Kind
nicht wirklich als einmalig durch die Eltern wahrgenommen wird; die
verschlüsselten Hilfeschreie nehmen zu.
These ist also: Die Jugendlichen tätowieren sich, die von ihren
Eltern nicht ›als einmalig wahrgenommen‹ worden sind.
Das ist, fordert man auch nur halbwegs vernünftige Thesen, ein
einziger großer Quatsch. Warum? Weil diese These, vornehm gesagt,
mit Blick auf einen möglichen Nachweis oder Widerspruch, zirkulär
ist. Sie haben Kinder, die nicht tätowiert usw. sind? Dann haben sie
sie ›als einmalig wahrgenommen‹! Ihre Kinder sind tätowiert?
Ja, verdammt, dann haben Sie Ihre Kinder eben nicht ›als einmalig
wahrgenommen‹. Punktum. Das Phänomen beweist zwangsläufig seine Ursache. Nur – was heißt das überhaupt, dass man
ein Kind als einmalig wahrnimmt, jenseits solcher dusseligen Zirkel?
Wie macht man das? »Hey, Hasi! Du bist toll!« Dreimal am Tag. So?
Ach Gott, werden wir doch ehrlich. Solche Sätze wie der mit den verschlüsselten Hilfeschreien sind einfach für
den bürgerlichen Kandelaber*. Schön scheinend und vollkommen
inhaltsleer.
--
| * Es fällt mir zum ersten mal in meinem Leben auf: Kande-laber. Was für ein passendes Wort!