Peter Eisenberg hat einen Preis bekommen, den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. In der Berichterstattung wird auch erwähnt, dass er den Rechtschreibrat verlassen hat. Dazu passt, was unten einmal hervorgehoben sei:
Sie [die Rechtschreib-Kenntnisse bei Schülern] haben sich [...] bei allen Schultypen dramatisch verschlechtert. Dafür werden zwar verschiedenste Gründe, unter anderem neue Unterrichtspraktiken, angeführt. Aber ein erstaunlich hoher Anteil von Fehlern geht offenbar unmittelbar auf die Reform von 1996 zurück. Sie scheint auf bestem Wege, sich als der größte Rohrkrepierer der deutschen Kulturpolitik seit 1945 zu erweisen.
Schon 2008 hatte der Germanist Uwe Grund (Saarbrücken, heute Hannover) in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass sich die Fehlerquote in Schülerdiktaten und -aufsätzen gegenüber der Zeit vor der Reform erhöht hat. Kritiker hatten ihm darauf eine zu schmale Datenbasis angekreidet. Jetzt hat Grund auf der Jahrestagung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Frankfurt/Main nachgelegt und auf der Grundlage einer erdrückenden Datenmenge ermittelt, dass die falschen Schreibungen in Diktaten und Aufsätzen seit der Rechtschreibreform verdoppelt haben.
Die Reform provoziert Fehler
Dem Befund liegen für die Auswertung von Schülerarbeiten aus der Zeit vor der Reform ein Korpus von 1500 Klassenarbeiten der Gymnasialstufe mit 400.000 Wörtern, die Sekundärauswertung einer DDR-Studie mit 2,2 Millionen Wörtern sowie zwei Schweizer Studien zur 6. Klasse der Primarschule sowie zu den Abiturklassen zugrunde. Für die Zeit nach der Reform hat Grund zusätzlich zwei Studien im Auftrag der Kultusministerkonferenz zum Leistungsstand bei Neuntklässlern (2008 und 2010) sowie die erst vor wenigen Wochen publizierte Erhebung des Gießener Germanistikprofessors Wolfgang Steinig über die Rechtschreibleistungen von Viertklässlern 1972/2001 herangezogen. Insgesamt kann er sich damit für diesen Bereich auf einen Korpus mit 3,5 Millionen Wörtern stützen. (WELT)
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