Der Autor Clemens Setz im FREITEXT der ZEIT berichtet dies:
Als die Lampen gedimmt wurden, hörten die Geräusche im Saal auf. So zumindest hätte ich das Leiserwerden beschrieben, aber der Veranstalter kam auf die Bühne und erklärte uns, dies sei ein besonderer Abend, an dem sich das Publikum bitte so lautlos wie möglich zu verhalten habe. Man zeichne das Konzert auf, daher bitte keinerlei Geräusche, besonders während der leisen Stellen. | Als Nächstes kam Keith Jarrett. Er sah nicht sehr glücklich aus. Er trat ans Mikrofon und sagte: „Ich spiele nicht eine einzige Note auf diesem Klavier, bis die zwei Personen, die Fotos gemacht haben, das Gebäude verlassen haben!“ Unsicherer Applaus. „Sie, die neben diesen Personen sitzen, haben hiermit meine Erlaubnis, die betreffende Person zu nehmen und hinauszubegleiten. Ich warte derweil hinter der Bühne. || ... || Und er ging tatsächlich zurück hinter die Bühne. Wieder Applaus, aber auch einzelne wütende Stimmen. Schließlich stand ein Mann auf, schrie „Aufruf zur Denunziation! Mir ist schlecht!“ und verließ den Saal.“
Der Wiener STANDARD fasst dasselbe Vorspielen von Jarrett so:
"Er mag zwar etwas überspannt wirken. Es ist allerdings der Preis dafür, dass einer den Augenblick des Spiels zum magischen Moment erklärt, in dem er hoffentlich das Ungespielte spielt und das musikalisch Ungedachte aus sich herausholt. Der Anspruch ist so monströs wie utopisch und dann auch wieder sympathisch."
Ich sage dazu: Nun ja, kommt mir überspannt bis unverständlich = leicht spinnert vor, das mit dem 'musikalisch Ungedachten'. Die Attribute zu 'Anspruch' sind ebenfalls allesamt sehr eigenartig. Mir fällt aber ein: Es gibt ja auch Menschen, die zu Dominas gehen und daraus großes Vergnügen ziehen. Jeder (Erwachsene) wie er mag. Ich und viele andere auch, denke ich mal -- wir mögen auch keine Dominas. Ob sie nun in ihrem Atelier sind oder mit Flügel auf der Bühne stehen.