Wie ist das denn nun mit Amazon? Kundenfreundlichst? Vom Käuferstandpunkt aus gesehen: Ja, aber klar! Und bei Büchern? Leser- und käuferfreundlich, aber autorenfeindlich? Ich lese ein wenig herum.
Amazon-Streit: Die Diktatur des drohenden Monopolisten. Ein Debattenbeitrag von Jan Brandt. Vom August 2014. Online.
George Orwell ist mit seinen dystopischen Roman "1984" berühmt geworden. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs galt sein Werk als überholt. Könnte sein, dass es 2014 auf ganz andere Weise eine Renaissance erlebt. Eine Gesellschaft, die sich politisch nie für die Diktatur entscheiden würde, wählt aus Bequemlichkeit und Geiz eine wirtschaftliche Alleinherrschaft. Im Namen der Kunden werden Erzeuger, Lieferanten, Händler geschröpft. Diese brutale Strategie wird irgendwann auf die Kunden zurückfallen. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der es nur noch Amazon gibt. Denn daran darf kein Zweifel bestehen: Amazon wird sich erst zufriedengeben, wenn alle Mitbewerber ausgeschaltet sind. "Gnadenlos" ist immer noch der heimliche Schlachtruf. Wer heute relentless.com eingibt, wird auf amazon.com umgeleitet.
Vorab mal: das mit relentless.com stimmt.* Die Frage ist nur, ob die herkömmlichen Verlage gnadenvoll -- oder wie immer der passende Gegensatz zu gnadenlos lauten mag -- waren oder sind. Die Sache ist, glaube ich, so richtig beschrieben: Bei herkömmlichen Buchverlagen lebten ziemlich viele Menschen von dem Buch der Autoren. Der Autor war aber auch zuerst Bittsteller, dann Lieferant. Die Honorare waren spärlich und wurden immer spärlicher. So zwischen 10 und 5 %, in bestimmten Fällen haben Verlage auch versucht, ganz am Honorar rumzukommen. Ihre großen Kosten halt!
Und immer wieder kann man lesen, dass zwar der Feuilleton-Mainstream auf Amazon draufhaut, dass die Amazonen aber Arbeitgeber sind wie andere.
Ich bleibe erst mal bei dieser Sicht der Dinge, die ich eben mal aus dem Wikipedia-Café-Archiv rausgekramt habe:
Die deutschen Literaturverlage, Kulturträger ersten Ranges im Selbstverständnis, sind immer schon auch Wirtschaftsunternehmen gewesen, die sich geschickt als Kulturbewahrer geriert haben. Und sie hatten das sättigende Gefühl der Macht, wie der Unseld-Siegfried seligen Angedenkens: Diejenigen, die das Lektorat akzeptiert und die der Verlag dann "herausgebracht" hat, die durften sich Schriftsteller nennen. Die anderen eben nicht. Nun ist es soweit, dieses Geldverdien- und Kulturmachtmodell trägt dank der technischen Entwicklung und dank Amazon (und Books on Demand und Internet) nicht mehr. An die Stelle der Verlage alten Schlags werden mietbare Dienstleister treten, die lektorieren und formatieren. Wenn das eine Autorin oder ein Autor nicht selbst hinbekommt. Was gelesen wird, entscheiden die Leser, die vorab in ein Buch hineinschauen können. Bei Amazon die Rubrik: "Blick ins Buch". Und für die, die eine schwach ausgebildetes Urteilsvermögen haben und gerne erst mal Fachleute urteilen lassen, werden sich Online-Rezensenten genug finden, über die Amazon-Besprechungen hinaus.
So schlimm finde ich es nicht, wenn die Randomhouses, Suhrkamps und Hansers etwas von ihrer Macht an die Straße, also an die Direktautoren und die Direktleser abgeben.
Ich bleibe erst mal bei dieser Sicht der Dinge, die ich eben mal aus dem Wikipedia-Café-Archiv rausgekramt habe:
Die deutschen Literaturverlage, Kulturträger ersten Ranges im Selbstverständnis, sind immer schon auch Wirtschaftsunternehmen gewesen, die sich geschickt als Kulturbewahrer geriert haben. Und sie hatten das sättigende Gefühl der Macht, wie der Unseld-Siegfried seligen Angedenkens: Diejenigen, die das Lektorat akzeptiert und die der Verlag dann "herausgebracht" hat, die durften sich Schriftsteller nennen. Die anderen eben nicht. Nun ist es soweit, dieses Geldverdien- und Kulturmachtmodell trägt dank der technischen Entwicklung und dank Amazon (und Books on Demand und Internet) nicht mehr. An die Stelle der Verlage alten Schlags werden mietbare Dienstleister treten, die lektorieren und formatieren. Wenn das eine Autorin oder ein Autor nicht selbst hinbekommt. Was gelesen wird, entscheiden die Leser, die vorab in ein Buch hineinschauen können. Bei Amazon die Rubrik: "Blick ins Buch". Und für die, die eine schwach ausgebildetes Urteilsvermögen haben und gerne erst mal Fachleute urteilen lassen, werden sich Online-Rezensenten genug finden, über die Amazon-Besprechungen hinaus.
So schlimm finde ich es nicht, wenn die Randomhouses, Suhrkamps und Hansers etwas von ihrer Macht an die Straße, also an die Direktautoren und die Direktleser abgeben.
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* “Friends suggested that it sounded a bit sinister,” Stone writes. “But something about it must have captivated Bezos: He registered the URL in September 1994, and he kept it.”
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So, und hier beim TAGESSPIEGEL kann man dann weiterlesen:
In gewisser Weise ist Hanni Münzer geradezu die Inkarnation der E-Book-Autorin: weiblich, Ende vierzig, bevorzugte Genres Liebesromane, Thriller und historische Stoffe. Nur beim Verdienst fällt sie ein wenig aus dem Rahmen. Denn während durchschnittliche „Indies“, wie sich E-Book-Autoren auch gern selbst nennen, von dem Ertrag ihrer Arbeit eher nicht leben können, ist es bei Hanni Münzer ein bisschen anders. | Über 150 000 E-Books und rund 9000 Taschenbücher hat sie von ihrem aktuellen Roman „Honigtot“ bereits verkauft und damit 73 Tage lang die Kindle E-Books-Beststellerliste angeführt. Zur Zeit rangiert sie auf Platz vier, tummelt sich aber schon rekordverdächtige 181 Tage in den Top 100. Der Download ihrer Bücher auf Amazon kostet zwischen 2,99 und 3,99 Euro, davon bekommt sie 70 Prozent. Das sind über 320 000 Euro, nur für die E-Book-Ausgabe von „Honigtot“ und allein in diesem Jahr. Die Einnahmen für die Taschenbuchausgabe sind noch nicht mitgerechnet.
Also -- zwar niedriger Verkaufspreis, aber 70% für die Autorin! Und das nicht viele von ihren Büchern leben können, ich denke, das gilt auch für die Hanser-Autoren. Auch wenn die natürlich so tun, als sei Geld eine infame Kategorie, über die man nicht spricht. Aber, ach ja! Was hat der Rühmkorff, Gott hab ihn selig, damals gezetert, weil andere mehr verdient haben als er. Und dabei war er doch gar nicht schlecht im Geschäft und halbwegs berühmt!