Und gleich noch ein Ausschnitt aus der heutigen Süddeutschen, zunächst in der Papierausgabe gelesen.
"Kultur | Mittwoch, 16. November 2016 | Artikel 9/20 | Vorschlag-Hammer | Wörterfön* | An Menschen, die schreiben, ist kein Mangel, es fehlt eher an Menschen, die sich Zeit zum Lesen nehmen | Von Antje Weber || Wer schreibt, der bleibt. Ob der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil wohl diesen alten Spruch im Sinne hatte, als er bei der Eröffnung des Literaturfests vehement für das tägliche Aufschreiben plädierte? Dabei ist an Menschen, die schreiben, ja heutzutage sowieso kein Mangel, wie der Medienwissenschaftler Jochen Hörisch später beim Symposium bestätigen sollte, es fehlt eher an Menschen, die sich noch die Zeit zum Lesen nehmen. 'Das bisschen, was ich lese, schreibe ich mir selbst', dieser Tucholsky-Spruch passt da ebenfalls schön dazu, und ich muss gestehen, dass ich ihn in allzu arbeitsreichen Phasen selbst schon zitiert habe -- um mich sofort ähnlich zu schämen wie Eröffnungs-Moderatorin Luzia Braun, die einmal errötend in der U-Bahn auf einer Jute-Tasche las: 'Haben Sie schon mal einen Sarkasmus vorgetäuscht?'"
So, um nun noch die ZEIT-FRAGE zu stellen: Wozu hätten Sie den Zeit (in der Sie natürlich auch nicht bzw. nichts anderes lesen können!)? Kleine Liste aus dem Weber-Artikel extrahiert:
- Mathias Énards hochgelobten Roman "Kompass" (Mittwoch, 16. November, 20 Uhr, Literaturhaus) ["als Romanlektüre ... eine Geduldsprobe]
- Peter-Rühmkorf-Abend (Mittwoch, 16. November, 19 Uhr, Einstein)
- Pop-Kollektiv Fön, zwei Tage später im Einstein (Schriftsteller Tilman Rammstedt, Kollegen Florian Werner, Michael Ebmeyer und Bruno Franceschini)
- Bänkelbar (Mittwoch, 16. November, 21.30 Uhr, Hofspielhaus; Stimmen von Jan Wagner bis Najet Adouani)
Frage noch einmal: Wann soll ich eigentlich noch lesen? Und wenn ich da überall hinginge -- wie sollte ich noch zum Denken kommen? Aber gut, es ist ja vielleicht das Ziel solcher Veranstaltungen, Kultur dadurch zu schaffen, indem sie das eigene Denken unterdrücken! (Denken sie darüber auf dem Nachhauseweg mal nach.)
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* Da habe ich, in der Neueinrichtung von Geschichten, den Fön fürs Haartrocknen mit Bauchgrimmen an die neue Rechtschreibung angepasst: Föhn. Und jetzt das!