Wieder einmal sehe ich im Vorbeigehen eine Textstelle, die Rilkes "... und vernichte die Zahl" sinnfällig werden lässt:
Erst vor wenigen Jahren haben Historiker des Militärgeschichtlichen Forschungsamts der Bundeswehr in Potsdam nach umfassender Sichtung der deutschen und russischen Akten die tatsächlichen Vorgänge rekonstruiert. Dabei stellte sich heraus, dass die deutschen Verluste bei Kursk gerade einmal 252 Kampfwagen betrugen – gegenüber 1956 Verlusten der Roten Armee. Bei den Flugzeugen ein ähnliches Bild: 159 deutschen stehen 1961 sowjetische Maschinen gegenüber. Insgesamt betrugen die Personalverluste der Roten Armee mehr als 300.000 Soldaten, die der Wehrmacht 54.182. Ein entscheidender Sieg sieht anders aus. (WELT Online)
Da gerinnen Tote zu Zahlen, und manchmal sind, wenn es um die Zahl der zerstörten Panzer geht, die Toten -- wie soll man es formulieren: den Maschinen unterstellt.
So funktioniert es nun mal, das klassische Denken der Historiker. Nicht nur das klassisch-militärische Denken. Fuzzis, die wichtige Positionen erklommen haben -- Positionen, die man nur bekommt, wenn man ein entsprechender Fuzzi ist --, die lassen alles in Zahlen gerinnen.
Der lebendige Mensch sagt: Jeder Tote war der Untergang einer Welt. Er wendet sich mit Grausen ab. Und nach einer kurzen Zeit der Trauer hilft er mit, die Zahl zu zerstören. Auf dass alles ungenau und Leben werde.
Der lebendige Mensch sagt: Jeder Tote war der Untergang einer Welt. Er wendet sich mit Grausen ab. Und nach einer kurzen Zeit der Trauer hilft er mit, die Zahl zu zerstören. Auf dass alles ungenau und Leben werde.