Manchmal gibt es interessante argumentative Volten. Hier zu Beispiel, im FOCUS:
"11.02.2014, 11:04. Kisslers Konter. Politiker sind die wahren Steuerhinterzieher. | Von Alexander Kissler. || Die Debatte um Steuerbetrug und Steuergerechtigkeit läuft in die falsche Richtung. Für viele Deutschen ist ihr einziger Gott der Staat – dabei plündern dessen Gehilfen, die Politiker, Steuerkassen am schamlosesten. Neuestes Beispiel: Andrea Nahles. | Über eine Million Euro lässt die „Bundesministerin für Arbeit und Soziales“ es sich kosten, um für den größten anzunehmenden Anschlag auf die Generationengerechtigkeit zu werben. 1 Million und 150.000 Euro teuer war die Plakatkampagne der Andrea Nahles für „Das neue Rentenpaket“. Das Amt der Verantwortlichen steht unten links, der Hinweis auf eine Webseite ihres Ministeriums unten rechts, über beiden prangt sehr groß ein knallrotes Päckchen. Der Bund der Steuerzahler sieht in dieser PR-Aktion zu Recht eine Zweckentfremdung von Steuermitteln. Denn natürlich öffnete Andrea Nahles nicht ihre Privatschatulle, sondern bediente sich im noch nie so prall wie jetzt gefüllten Staatssäckel - beim Geld also anderer Leute."
Das klingt doch auf den ersten Blick originell. Und lehrreich. Und auf den zweiten Blick? Ist es immer noch originell. Aber von der Art dieser argumentativen Fügung: Die Mörder und Totschläger schließen sich zusammen und lassen ihren Sprecher, der natürlich selbst kein Mörder ist, sondern Rechtsanwalt -- ihren Sprecher also lassen sie verkünden: Man solle bitte nicht auf sie böse sein. Jedenfalls nicht so sehr. Schließlich gebe es da diese vielen Autofahrer, die jemand totgefahren hätten. Manche von diesen Autofahrern seien gar betrunken gewesem, und manche seien fahrerflüchtig davongefahren.
Ist das ein Argument? Das nennt man dann wohl eine Relativierung der Schuld mit ausgestrecktem Zeigefinger. Wird am Ende jemand da die Mörder und Totschläger weniger schuldig finden? Morden die Mörder vielleicht nur, weil die Autofahrer ein so schlechtes Vorbild sind?