Dienstag, 28. Februar 2017

Die ZEIT und das Gute


Abschiebung. Zurück ins Land der Traumata || Gegen alle Widerstände starten regelmäßig Abschiebeflüge von Deutschland nach Afghanistan. Viele Rückkehrer stehen in ihrer alten Heimat vor dem Nichts. Von Ferdinand Otto || 28. Februar 2017, 7:34 Uhr 291 Kommentare || Abschiebung: Ein abgeschobener Flüchtling bei seiner Rückkehr nach Afghanistan. Ist das Land sicher genug? || Shams A. weiß nicht genau, an welcher Straßenecke er gerade ist. Schon wieder dröhnt es in seinem Kopf. So sehr, dass er seinen Schädel gegen die nächste Wand schlagen will, wie er sagt. Krankheit schützt eigentlich vor Abschiebung. Und doch ist Shams wieder in Kabul und hat keine Ahnung, wie er an den Ort gekommen ist, wo er jetzt sein Handy abnimmt. Auf Nachfrage am Telefon sagt er nur: "Ich bin in Sicherheit", und schiebt nach: "vorerst". Denn was heißt schon sicher in Afghanistan, in einem Land, in dem 2016 laut Vereinten Nationen über 11.000 Zivilisten getötet oder verletzt wurden? Shams schläft außerdem auf der Straße, weil er keine Wohnung hat.

Ich kopiere meinen Kommentar, den ich eben geschrieben habe, hierher:

Ich weiß, dass das wenig sinnvoll ist, wenn man vorschlägt einmal, nur für ein Gedankenexperiment, die Rollen zu tauschen. Trotzdem, einmal ein Versuch: Der Journalist, im vorliegenden Fall: Ferdinand Otto, sollte einmal sagen, wie er denn das Problem "Rückführung" oder eben auch "Nicht-Rückführung" angehen würde, wenn er, ausgestattet mit sehr weitreichenden Befugnissen, aufgerufen wäre, die Sache zu regeln. Wir wissen ja, was im Hintergrund dräut. Fragen, die man als unzulässig oder rechts oder sonstwas einstufen kann, die sich aber halt einfach stellen: a) Kann Deutschland alle Menschen aufnehmen, deren Heimatländer ins Chaos driften? (So merkwürdige Begriffe wie 'Sogwirkung' bei guter Aufnahme ohne Abschiebung stehen im Raum.) b) Wenn nicht, dann: Wie wird ausgewählt? c) Wenn ja: Was bewirkt die umfassende Aufnahme in Deutschland, mit Blick auf die Wahlen, auf die Kosten, die nicht-gelingende Integration? Usw.

Was bleibt da unterm Strich zu sagen? Die Arbeitsteilung in die Guten, Journalisten, die berichten und an Einzelfällen die Grausamkeit bestehender Verfahren vorführen, und in die Deppen in Politik und Verwaltung, die angesichts von a), b), c) usw. die Probleme irgendwie händeln müssen, ist vorhanden und eingeübt, aber halt auch eine mit der Zeit ziemlich unsinnige Routine. Also, Frage direkt: "Herr Otto, was würden Sie denn tun?"