Montag, 3. Juni 2019

Cultural Appropriation

Notizbuch 



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Ach, diese sanfte Formulierungskunst der Streiflicht-Autoren! Sie sollten allesamt den Loriot-Preis für Journalisten bekommen, die Autoren. Heute wieder! 

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Auffindbar im Klartext:

Zu den neuesten und feinsten Künsten der Betroffenheitskunde gehört die Lehre von der Cultural Appropriation, der kulturellen Aneignung. Von selbiger sprechen Menschen, welche die Gabe besitzen, im Namen anderer Völker und Kulturen beleidigt zu sein – ohne dass, und hier beginnt erst die wahre Könnerschaft, diese davon etwas wissen oder auch nur wissen wollen. Die Theoretiker der kulturellen Aneignung scheinen jedoch erkannt zu haben, dass besagte Völker und Kulturen noch nicht entwickelt genug sind, um westliche Gekränktheitsstandards zu erreichen. So nahmen es die Gäste einer indischen Hochzeit klaglos hin und zeigten sich sogar erfreut, dass die Sängerin Beyoncé auftrat und zu Ehren der Gastgeber in ein indisches Gewand gekleidet war. Da mussten natürlich akademische Aktivisten aus dem Westen die sozialen Netzwerke anwerfen und die armen Inder belehren, welch ein Unrecht ihnen angetan worden war. Die undankbaren Inder haben aber leider nicht begriffen, dass ihre Nation eine unterprivilegierte Gesellschaftsgruppe darstellt und dass Beyoncé mit daran schuld ist.

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