Mittwoch, 8. Dezember 2010

Homöopathie usw.

Ich setze in die größte = längste Diskussionsseite der Wikipedia, die Seite über Homöopathie die folgenden Zitate aus der SZ von heute:

'Ausleitende Verfahren' wie mit Cantharidin-Gift habe bereits Hippokrates (460 bis 370v.Chr.) theoretisch fundiert, erklärt Rampp, denn der Heilgrieche habe behauptet, 'dass keine zwei Krankheiten zur gleichen Zeit da sein könnten'. Und auf den brandaktuellen Experten Paracelsus (1493 bis 1541) gehe die These zurück, dass 'nur der den Namen Arzt verdiene, der mit Canthariden-Pflaster Gicht heilen könne'. // Keine zwei Leiden gleichzeitig - was für ein Mumpitz. Bei Millionen Diabetikern sind außerdem die Gefäße verkalkt und die Augen geschädigt. Krebskranke können einen Infarkt oder Schlaganfall bekommen. Wer Rheuma hat, leidet manchmal auch unter Grippe oder Fußpilz. [...]
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Ähnlich mager sind bisher die wissenschaftlichen Beweise zur Wirksamkeit von Bach-Blüten, Homöopathie und all den anderen 'alternativen' Heilverfahren. Dafür betonen ihre Vertreter auffällig oft, wie sich die Verfahren abrechnen lassen.
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Auch finanzielle Verflechtungen scheinen Anhänger der Natur- heilkunde nicht abzuschrecken. 'Klar ist die Studie gesponsert, wir bekommen Geld vom Hersteller', sagt Rainer Stange, Vorsitzender der Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren in Berlin-Brandenburg. Er beruft sich auf Dioskurides und Hildegard von Bingen und hat an wenigen Dutzend Probanden untersucht, wie sich ein Lavendel- präparat auf Schlaf und Stimmung auswirkt, die Daten sind noch unveröffentlicht. Jedem Kardiologen, Onkologen oder Psychiater, der sich - was oft vorkommt - die Studie vom Hersteller finanzieren lässt, würden Medizinkritiker zu Recht Abhängigkeit vorwerfen und die Untersuchung um die Ohren hauen. Vor allem, wenn die methodischen Mängel so offensichtlich sind und die Studie nur so wenige Probanden umfasst.
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Artenschutz für bestimmte Therapien dürfe jedenfalls nicht gewährt werden, sagt Willich. Es ginge nicht, dass ein Behandler behauptet, seine Methode ließe sich nun mal nicht naturwissenschaftlich evaluieren.

Werner Bartens: Alles so schön sanft hier. Giftpflaster, Arsen, Blutegel und Schröpfen - alternative Heilverfahren boomen, auch wenn manche drastisch sind. (Kritischer Bericht vom Kongress für Integrative Medizin am 3.-4. Dezember 2010 in Berlin.) In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 284, 8. Dezember 2010, S. 16


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Die Antworten:


Ach nee, Delabarquera, bitte nicht so. Seit langem wird hier darum gekämpft, nur wissenschaftlich fundierte Quellen zu nehmen - so sie existieren. Das ist bei kritischer Literatur kein Problem. Deshalb bitte nicht einen beleglosen Zeitungsartikel hinzufügen. Davon gibt es dutzende. Wenn noch ein gut recherchiertes Buch (wie von Lambeck) dazukommen würde - okay. Aber kein "Kongressbericht" eines Journalisten als "gute Quelle". :-) Mux 12:27, 8. Dez. 2010

Dem schließe ich mich gern an. Bitte wieder raus.--Gloecknerd disk WP:RM 12:31, 8. Dez. 2010 (CET)


Just done. Und Delabarquera, sei mir nicht böse für das Revertieren. Wenn Du mitarbeiten willst, so bist Du herzlich eingeladen. Wenn Du Deine Vorschläge vorher zur Diskussion stellst, muss auch niemand revertieren. :-) Mux 14:12, 8. Dez. 2010



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Nein, es war wirklich nicht so, dass ich das mit dem Einsetzen des SZ-Berichts nur gemacht habe, weil ich an einer Wikipedia-Studie schreibe und mal sehen wollte, wie die Gemeinde der Eingefleischten reagiert. Vielmehr: Ich gehe davon aus, dass jemand in zwei, drei Jahren eine wissenschaftliche Arbeit über die Homöopathie schreibt; nicht in Medizin oder Statistik, sondern in Fächern wie Geschichte oder Soziologie. Da ist dann sicherlich ein guter Bericht über einen Kongress in aller Regel wertvoller als eine weitere in den eigenen Vorurteilen festzementierte wissenschaftliche Veröffentlichung, die die Grundlagen ihres Vorgehens nicht reflektiert. 


Und immer wieder schön ist es, die Wikipedia-Verehrung "der Wissenschaft" zu sehen! Ich, der ich zwei Drittel meines Leben mitten in der Wissenschaft zugebracht habe, ich finde diese Hingezogenheit immer wieder so rührend wie naiv. Und dann auch noch dieses schöne Peer-group-Gefühl, das sich da in die Brust wirft: Wir, die Wissenden und Eingeweihten, gegen einen Außenseiter...! Ha, dem haben wir es aber gezeigt! -- Aber was kann man erwarten von Menschen, die ihre Antworten mit "Ach nee..." beginnen?


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Hier geht es weiter, mit der H-Diskussion-Statistik.

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