Ein Gottesdienst morgens. Um 5 Uhr früh. Noch gerade Nacht, und ein Osterfeuer vor der Kirche. Der Einzug mit: LUMEN CHRISTI. Alle haben - fast alle haben Kerzen dabei, die angezündet und in den Bänken aufgestellt werden. Wir haben keine Kerzen, weil wir um den Brauch nicht wussten. Die Kirche ist voll. Familien mit kleinen Kindern darunter. Feierlichkeit und Weihrauch. Der katholische Ritus eben.
Ja, so ist das, nicht erst seit heute: Polen versorgt Katholisch-Deutschland mit Priestern. Es scheint, dass das Oberbayerische und das Polnische des Pfarrers eine Bindung eingegangen sind: Der Gottesdienst dauert ziemlich genau 2 Stunden. Viele Lesungen. Eine Litanei, die weit über die offizielle Heiligenreihe des Gesangbuchs hinausgeht. "Seliger Rupert Mayer" -- "Bitte für uns!"
Die Lesungen, so steht es im Gesangbuch, müssen die Begebenheit vom Gang der Israeliten durch das Rote Meer enthalten.* Ich erinnere mich nicht daran, dass das immer so war. Jedenfalls, die Geschichte ist am Ostersonntag befremdlich: Die Ägypter ersaufen gottgewollt, als sie die Israeliten verfolgen. Wieder die alte Sache: das Alte Testament ist auch eine Gewalttaten-Sammlung. (Das Neue, so schön widersprüchlich, wie es wohl für jede Heilige Schrift, die der Religionsstiftung dienen soll, obligatorisch ist, damit Theologen was zum Deuten haben: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." -- "Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert!"
Und später, wieder zuhause, im Radio, bei der dritten Tasse Kaffee, spricht ein junger Mann, Physiker wohl, davon, dass man manches halt nicht wissenschaftlich erklären könne. So glaube er, ohne Erklärung, an ein Leben nach dem Tod. (Irgendwo hier.)
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* Die Verse:
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