Der FOCUS meldet's um neun // gefährlich knurrn die Wipfel // ..., usw. Also, die Bürger geben mal wieder Noten. Sind unzufrieden. Sie sind ja im Moment meist sehr unzufrieden. Im vorliegenden Fall und in anderen Fällen auch darf man fragen: Mit welcher Ausbildung, mit welcher Qualifikation und also mit welchem Recht 'die Bürger' da urteilen?
Umfrage || Bürger geben Bildungssystem schlechte Noten || Donnerstag 14.04.2011 || Einer großen Online-Umfrage zufolge sehen viele Bürger in Deutschland Handlungsbedarf beim Bildungssystem. Vor allem in deutsche Schulen müsse in den Augen der Befragten investiert werden, doch auch Kitas und Krippen hätten eine hohe Priorität. Die Bürger sprachen sich in der Umfrage insgesamt für eine bessere Vergleichbarkeit im Bildungssystem aus. || Das Bildungssystem kommt im Urteil der Bürger schlecht weg: Viele Deutsche sind unzufrieden mit der Situation in Kitas, Schulen und Unis und wollen einen echten Wandel. In einer Online-Umfrage mit 500 000 Teilnehmern, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde, sprach sich die deutliche Mehrheit für eine Kita-Pflicht, längeres gemeinsames Lernen, mehr Ganztagsschulen und einheitliche Abschlussprüfungen in ganz Deutschland aus. Fast drei Viertel der Befragten würden für Verbesserungen im Bildungssystem auch höhere Steuern in Kauf nehmen.
Ich meine, in Zeiten, in denen in Zeitungen Sätze wie der die Korrekturinstanzen offenbar anstandslos passieren: "Einer großen Online-Umfrage zufolge sehen viele Bürger in Deutschland Handlungsbedarf beim Bildungssystem.", in solchen Zeiten sollte man mal ein Generalmoratorium empfehlen. Einfach einmal Ruhe einkehren lassen. Die Bürger sollten sich mal vorübergehend abregen. ...die Bürger sehen Handlungsbedarf beim Bildungssystem... Ach du grüne Neune!
Aber egal. Hier ist die Grundrichtung wieder einmal die: Unzulänglichkeit im Bereich XY. Hier also XY = Bildungssystem. (Was für ein Wort!) Geld her. Geld reinpumpen. Dann wird das schon.
Nur -- was soll denn da konkret geschehen? Mit all dem vielen Geld, das da dann vielleicht demnächst, so heißt da ja heute: in die Hand genommen wird. Ganztagsschulen liegen bei den Bürgern voll im Trend, heißt es. Und im Parallelprogramm stöhnen die Schüler: Stress! Nur noch Schule! Leistungsdruck! Es ist wie bei den erneuerbaren Energien. Ja, schon. Aber -- bloß kein Windrad und keine Stromleitung in der Nähe meines Hauses! Wieder: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Die neue Bürgerparole. Gültig für alles und jedes.
Vielleicht sind -- nur mal so als Gedankenspiel -- die "vielen Bürger", die Elternhäuser, die Schüler, die Ministerien, die Bertelsmannstiftungen -- vielleicht sind all diese 'Bereiche' einfach inzwischen falsch konstruiert und gewickelt, und die Schulen sind eigentlich ganz gut. Nur mal angenommen. Was gibt denn den Bertelsmannstiftungen und den Bürgern die Sicherheit, dass sie es sind, die erkennen können, was an den Schulen nicht gut ist?
Wir könnten doch mal ganz klein anfangen. Beispielsweise mit der einfachen Frage: Was ist ein guter Lehrer?
a) Bitte einen Kurzvortrag, in dem die wichtigsten Kriterien aufgeführt werden. Die Kriterien bitte operationalisierbar formuliert. (Opererationalisierbar, das heißt, abgekürzt: Fünf Untersuchungsgruppen kommen vollkommen unabhängig voneinander bei der Beurteilung desselben Lehrers zu denselben Ergebnissen, was dessen Qualität als Lehrer angeht.) -- Und dann:
b) Konkrete Beispiele müssen her, am besten auf Video. So macht das ein guter und so macht es ein schlechter Lehrer, bei dem Inhalt ..., im Fach ... Denn einen Unterschied zwischen einem guten Mathe-Lehrer und einem guten Deutschlehrer wird es ja wahrscheinlich geben.
Solange wir keine an der Wirklichkeit geeichten Kriterien für den richtigen Unterricht, den guten Lehrer und die gute Schule haben, bleiben solche Diskussionen wie die über das Bildungssystem inhaltsleeres Gewäsch!
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