Lange nichts mehr über Norbert Tadeusz gelesen. Dann finde ich heute das hier, mit den Stichworten "Helmut Schmidt", Ex-Kanzler, und Norbert T., Über die Kunst. Benjamin Jahn Zschockes Interview mit Peter Iden, Professor für Theater– und Kunsttheorie in Frankfurt a. M., Sonntag, 1 Februar 2009. Auf der Seite mit dem schönen Namen blauenarzisse.de.
"13 großformatige Gemälde aus den Jahren 1978 bis 2002 sind derzeit in den Kunstsammlungen Chemnitz ausgestellt. Zur Eröffnung der Ausstellung erlebten die Chemnitzer den 1940 in Dortmund geborenen Sonderling in zwiefacher Gestalt. Witzig und ironisch, verklärt und eigensinnig berichtete Tadeusz von seinen 'künstlerischen' Anfängen, welche im Schnitzen kleiner Holztiere ihren Anfang nahmen. Behutsam geleitet Iden den Künstler immer wieder in den Gang des Gespräches zurück. Nun erfuhr man auch, dass ihm sein künstlerisches Talent einen Posten als Dekorateur in einem Warenhaus einbrachte. Hier konnte er Schaufensterwände bemalen. Auf Anraten einer Mitarbeiterin bewarb er sich an der Werkkunstschule in Dortmund, von welcher er 1961 an die Düsseldorfer Kunstakademie überwechselte. Tadeusz’ ungemeines Talent öffnete ihm Tür und Tor. | Nicht zuletzt wurde er Schüler von Joseph Beuys, welcher ihn trotz seines fehlenden Bezugs zu dessen Kunst 'malen ließ'. Beuys wurde dann aber auch beinahe zu einem Streitpunkt zwischen den Gesprächspartnern, als Tadeusz Beuys ironisch als 'Heiligen Joseph' bezeichnete, was für den Interviewband gestrichen wurde. Tadeusz hielt weder die radikale Arbeitsweise von Beuys noch dessen Zeichnungen und überhaupt seine Abstrahierungen für bedeutsam. | Zwiefacher Sonderling bleibt Tadeusz auch deshalb, weil er einen für die 60er Jahre sehr ungewöhnlichen künstlerischen Weg ging. Während um ihn alle von Abstraktion und gesellschaftlichen Umwälzungen durch Kunst sprachen und Beuys 'Jeder Mensch ist ein Künstler' propagierte, widmete er sich dem Realismus und blieb auch dabei. Sein Stil kann mit den deutschen Expressionisten Emil Nolde und Otto Mueller verglichen werden, aber ebenso auch mit seinem englischen Zeitgenossen Francis Bacon. Dessen Wirkung auf sein eigenes Werk versucht Tadeusz aber auch gern zu relativeren."