Donnerstag, 21. Januar 2016

Litwinenko. Oder: Die Werte der FAZ

Ich beschließe spontan, mich bei der FAZ anzumelden, um einen Litwinenko-Bericht und später vielleicht einiges andere zu kommentieren. Die Anmeldung wird zurückgewiesen mit dem Hinweis, dass man sich mit Echtnamen anmelden müsse. Stein des Namensanstoßes ist der Name "Bernardo" alle Mexikaner und die übrigen spanischsprachigen Länder werden also als undeutsch ausgeschlossen? Da rufe ich doch: "Was'n das denn?!"

Wie auch immer, es geht auch ohne das FAZ-Meinungsspalte. Schauen wir halt beim SPIEGEL nach. Die Probleme bleiben ja bei den unterschiedlichen Berichten die gleichen. Nämlich:
  • Auf welchem Weg hat der Richter Sir Robert Owen, der den Untersuchungsbericht vorgestellt hat, seine Informationen eingesammelt? "Beweise für das Mitwissen oder die Zustimmung Putins legte Richter Owen nicht vor. Für seine Schlussfolgerung spräche aber die Kommandostruktur des Geheimdienstes, über die Zeugen in den Anhörungen gesprochen hatten. Für erwiesen hält er, dass Lugowoi und Kowtun ihren Landsmann Litwinenko absichtlich töteten, indem sie seinen Tee mit dem radioaktiven Gift verseuchten."
  • Das erinnert -- kühner, aber zutreffender Vergleich -- an die VW-Affäre. Muss der oberste Herr Winterkorn -- 'für eine solches Wissen spräche die Informationsstruktur in einem gut geführten deutschen Unternehmen' --, dass bei den Abgaswerten getrickst worden ist? 
  • Winterkorn wie Putin kommen in eine wirkliche Zwickmühle. Entweder sie haben nicht gewusst, dann haben sie ihren jeweiligen Laden nicht im Griff; oder sie haben ihren Laden im Griff, dann müssen sie davon gewusst haben.
Die Sache müsste anders laufen: Wir bräuchten bei der UNO eine Stelle, der sich die Mitglieder bedingungslos unterwerfen, Bei Fällen wie dem Mordfall Litwinenko wird eine internationale Kommission gebildet, die das Recht hat, in den betroffenen Ländern intern, also auch in den Geheimdiensten zu ermitteln. Utopisch? 
Ok, dann werden wir nie etwas Gesichertes erfahren, und die dreiviertelgesicherten Untersuchungen werden immer ein Viertel Zweifel lassen. Bericht stimmt mit einer 75%igen Wahrscheinlichkeit -- was haben wir davon?

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Wer war eigentlich Litwinenko? Ein vormaliger Agent des KGB, dann FSB. Immerhin.

"1998 trat Litwinenko erstmals als Kritiker des russischen Machtapparates an die Öffentlichkeit: Auf einer Pressekonferenz in Moskau beschuldigte er – zusammen mit Michail Trepaschkin und einigen anderen maskierten Geheimdienstlern – die Führung des Geheimdienstes FSB der Anstiftung zum Mord. Sie hätten von dieser den Auftrag bekommen, den damaligen Sekretär des Staatsicherheitsrats, Boris Beresowski, zu töten." (Wikipedia)

Weiter unten, und vielleicht doch etwas zu bizarr:

"Litwinenko beschuldigte im Juli 2006 auf der Website der tschetschenischen Separatistenbewegung Wladimir Putin der Veranlagung zur Pädophilie. Er verglich ihn mit dem bekannten ukrainischen Serienmörder und Kannibalen Andrei Tschikatilo."

Auch das andere in dem WP-Artikel ist lesenswert! Zwischen einem "Erstaunlich!" und "Räuberpistole!"

"Russische Theorien über die Täterschaft || Der Berater des Präsidenten, Sergei Jastrschembski, vermutete in einer Reportage des russischen Staatssenders Westi ein Komplott gegen die Regierung: „Ich denke, wir haben es mit einer gut organisierten Kampagne oder einem konsequenten Plan zur Diskreditierung Russlands und seiner Führung zu tun.“ | Ende Dezember 2006 bezeichnete die russische Generalstaatsanwaltschaft Leonid Newslin als möglichen Auftraggeber für den Mord an Litwinenko. Der seit 2003 in Israel lebende ehemalige Mitbesitzer des Ölunternehmens Jukos hat die Verdächtigung zurückgewiesen."