Donnerstag, 21. Januar 2016

Der Markt

"Der Markt" ist ein dunkler, unklarer Begriff. Angebot, Nachfrage -- alles das, was gehandelt wird, ist Markt. Flankiert von Raub und Schenkung. Deutschland liefert Waffen aus Bundeswehrbeständen an die Peschmerga, und am Zielort entsteht -- ein Waffenmarkt. Man muss die Meldung langsam und vollständig lesen.

Denn diese Meldung macht die Komplexität und Einfachheit des Marktes deutlich:

"Waffen finanzieren Flucht | Mustafa S. (Name geändert) kommt aus der kurdischen Autonomieregion im Irak. Er hat fast 30 Jahre lang für die Peschmerga gekämpft. Zweimal wurde er im Kampf gegen den IS verwundet. Vergangenes Jahr wurde er 40 Tage lang von der Bundeswehr im Nordirak ausgebildet - ein deutsches G36 kann er mit verbundenen Augen zerlegen, sagt er. | Doch vor vier Monaten hat sich Mustafa S. entschieden, den Krieg hinter sich zu lassen. Er ist mit seiner Familie nach Deutschland geflohen. Finanziert hat er dies mit dem Verkauf einer Waffe - in diesem Fall keinem deutschen Gewehr, sondern einer Kalaschnikow. 1800 US-Dollar habe er dafür bekommen. Sein Cousin habe jedoch sein G36 verkauft - für immerhin 4000 US-Dollar. Mittlerweile seien die Schwarzmarkt-Preise für die deutschen Sturmgewehre jedoch deutlich gefallen, auf unter 3000 US-Dollar, so Mustafa S. Das Angebot sei zu groß geworden. | Aufnahme auf einem Handy von Peschmerga-Kämpfern im Nordirak. galerieMustafa S. zeigt Aufnahmen aus dem Nordirak. Hier hat er für die Peschmerga und gegen den IS gekämpft. | Mustafa S. sagt, er kenne etwa 100 Peschmerga, die in den vergangenen Monaten ihre Waffen verkauft hätten, um zu fliehen. Die Situation sei für viele unerträglich geworden. Der niedrige Ölpreis, ausbleibende Zahlungen der irakischen Zentralregierung und der Kampf gegen den IS, der täglich etwa fünf Millionen Dollar verschlingt, haben die kurdische Autonomieregierung an den Rand des Bankrotts gebracht. Er selbst habe fünf Monate lang keinen Sold erhalten und wusste nicht, wie er Miete, Essen und Medikamente für seine behinderte Tochter bezahlen sollte. Jetzt lebt er mit seiner Frau und ihren sechs Kindern in einem Asylbewerberheim in Ostdeutschland." (tagesschau.de)