Montag, 1. August 2011

Martenstein mal wieder

Ich möchte auch so eine Kolumne haben wie der Martenstein. Jede Woche in der ZEIT oder in dren Magazin. Das wär's. Denn merke: Was der Lyriker unter den Literaten, das ist der Kolumnist unter den Journalisten. Was Edleres halt. Wobei, unter Lohnschreiber-Gesichtspunkten und sozusagen in Euro / Wort gesprochen: da hat es der Kolumnist natürlich besser als der Lyriker, der finanziell gesehen allemal eine arme Sau ist. Ich glaube, fast auch, wenn er Enzensberger heißt. Ich meine, was die Lyrik-Erlöse angeht, nicht das sonstige Intellektuellen-Salär. Das wird bei dem Enzensberger schon prächtig sein. Kein noch so kleiner Vortrag unter 15.000 Euro, wie man so hört.

Also loben wir mal wieder Martenstein mit einem Zitat:

MARTENSTEIN
"Die Grillen rackerten sich echt ab für mich. Allein, ich kannte ihr Lied"
Harald Martenstein über den Verlust des Südens

Sehr geehrte Frau N., danke für Ihren Brief. Sie bringen mich doch glatt dazu, zum zweiten Mal eine Kolumne über einen Bob-Dylan-Song zu schreiben. Übrigens habe ich fast auf den Tag genau vor acht Jahren die erste dieser Kolumnen verfasst. Als ich so alt war, acht Jahre, fuhren meine Eltern zum ersten Mal mit mir ans Mittelmeer, nach Italien. Oder waren es überhaupt nicht meine Eltern? Sie ließen sich scheiden, etwa zu dieser Zeit. Von da an lebte ich abwechselnd bei den Großeltern und meiner Mutter und fuhr zweimal im Jahr mit meinem Vater in den Urlaub. Diese Urlaube fand ich schön, vor allem die ersten Tage. In der zweiten Woche hatte mein Vater meistens eine neue Freundin. Waren meine Eltern noch zusammen, als ich zum ersten Mal in Italien war, oder bin ich nur mit meinem Vater und seinen Freundinnen dort gewesen? An andere Details dieser Reise kann ich mich viel deutlicher erinnern als an die familiäre Konstellation, an das Zirpen der Grillen, den Duft der Bäume, deren Namen ich erst später lernte, an den Geschmack des Essens.

In den folgenden Jahren fuhr ich oft in den Süden. ... Weiter hier.