In der Uni versucht man, jungen Menschen etwas Merkwürdiges beizubringen: Bei Veröffentlichungen, bei der Verfasserangabe, geben sich akademische Würdenträger, von der Tradition gezwungen, sehr sachlich, ja bescheiden. Kein Professor und kein Doktor tauchen auf der Titelseite auf. Wer dennoch seinen Doktortitel dazuschreibt, der folgt -- und das geht nur bei populärwissenschaftlichen Büchern -- dem Verlag, der sich dadurch das Dr.-Signal einen Expertenbonus beim Leser verspricht. Auch kein Herr und kein Frau ist in wissenschaftlichen Texten üblich. Also nicht: Frau Professor Roberta Müller hat angemerkt: ..., sondern Roberta Müller hat ... . Meist sogar nur Müller ...
Nun also Post von einem bekannten Journalisten, der tatsächlich noch auf einen Einwurf von mir, geschrieben vor vier Wochen, antwortet. Dass der Journalist einen Doktortitel trägt, das wusste ich; aber nun kommt der Brief von Büro Prof. Dr. ... Ich merke: Die Verwendungsgepflogenheiten bei den Titeln, das ist etwas, was auch einmal untersucht gehört.
Nachgelesen bei dem Journalisten: 2010 wurde er dort zum Honorarprofessor ernannt. Ah so, ja. Ich muss wieder an Thomas Mann und seinen Tagebuch-Eintrag denken, geschrieben, nachdem er, TM, seinen ersten Ehrendoktor bekommen hatte: "Heute im Hotel Adlon eingetragen, unter erstmaliger Verwendung des Doktortitels." Oder war es doch das Excelsior in Berlin? Anyway.