Montag, 4. November 2013

Konfix

Ich fühle mich gedrängt, um der Redlichkeit willen, in der Wikipedia-Diskussion zu Konfix Folgendes anzumerken:

"Ein Konfix ist ein gebundenes lexikalisches Morphem wie z. B. bio-, biblio- oder omni-. In der Terminologie einiger germanistischer Linguisten werden sie als Unterklasse der Kombineme aufgefasst."

Wenn es nicht so was sie die verpönte Theoriefindung wäre, würde ich da gerne im Namen der kritischen Rationalität Folgendes Hinzufügen: Liebe Linguistik-StudentInnen! Bitte macht euch klar, was da für ein Spiel gespielt wird: Es taucht in der Sprache irgendwo irgendwas auf, das intuitiv eine Rolle in der Wortbildung spielt. Dann kommt einer dahergehüpft, erfindet was gelehrt Klingendes wie Kombineme, und, Hurra!, schon 'gibt es da was Neues' und ihr habt ihr wieder was zu lernen. Der Philosoph Paul Feyerabend hat diese Gepflogenheiten mal so gefasst: "Dieses Verfahren, das manchmal einen ungeheuren logischen Apparat erfordert und deshalb oft als der letzte Schrei einer wahrhaft wissenschaftlichen Philosophie angesehen wird, ist noch schlechter als die einst recht beliebte Forderung, Zweifelsfragen durch Übersetzung [der Fragen] ins Lateinische zu klären."

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Und es gibt eine Antwort dazu. Von Dr. Karl-Heinz Best, einem der ganz wenigen, die in der Wikipedia nicht anonymisiert unterwegs sind. Sie, diese Antwort, klingt ein wenig unentschieden, vielleicht kann man sogar sagen: ratlos. Ich habe eine Antwort geschrieben:

Hallo, Herr Dr. Best! Dank für die Anmerkungen, denen ich, was das WP-Auskunftgeben in Sachen "über einen Begriff stolpern" angeht, voll und ganz zustimme. Es geht mir aber, etwas grundsätzlicher, um den terminologisichen Wildwuchs, der in den Geisteswissenschaften als selbstverständlich angenommen und mit der Liebe zum wild wuchernden Naturgarten gepflegt wird. Um ein anderes, einfaches Beispiel zu nennen: Bei den Wortarten wird die Zahl der Grund-Termini irgendwo zwischen 4 (neuerdings, glaub ich, Dürscheid), 5 (Glinz) und 15 angenommen. Ohne dass ich jemand wäre, der in jeder Hinsicht die Naturwissenschaften für vorbildlich hält, in Sachen terminologischer Disziplin sind sie es. Man stelle sich mal vor, Geisteswissenschaftler würden die Elemente klassifizieren. Sie würden ohne mit der Wimper zu zucken sagen, dass die Anzahl der Elemente irgendwo zwischen 50 und 5.000 liegt, mit den folgenden theoretischen Ansätzen: ... Ein gängiges und handhabbares Periodensystem würde da nie draus. -- So, und weil diese Anmerkungen, wenn ich jetzt weiter mache, auf keinen Fall mehr zum Terminus "Konfix" passen, halte ich es so: Ich mache in meinem User-Bereich in den nächsten Tagen eine Seite auf, die sich generell mit dieser Frage der Terminologie-Disziplin in der Linguistik beschäftigt. Ich denke, ich darf das hier, also auch Ihre Antwort, mit rübernehmen. Natürlich gleich hier die Einladung an Sie, auch da mitzumischen. 9. Nov. 2013