Aus einem Grund, der hier nicht interessiert, habe ich bei der Wikipedia den Artikel über Joschka Fischer aufgerufen. Ein Ausschnitt:
»Fischer wurde als drittes Kind eines Metzgers geboren. Die Eltern hatten als Ungarndeutsche 1946 ihren Wohnort Wudigeß[...] verlassen müssen. Die Familie siedelte nach Langenburg im Hohenlohischen über. [...] | In der frühen Jugendzeit war Fischer Ministrant in seiner katholischen Heimatkirchengemeinde Oeffingen. Noch vor Beendigung der Untersekunda (10. Klasse) verließ er 1965 das Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Stuttgart-Bad Cannstatt ohne Abschluss und begann in Fellbach eine Lehre als Fotograf, die er 1966 abbrach. |...| Bis 1975 war Fischer Mitglied der linksradikalen und militanten Gruppe Revolutionärer Kampf. Er beteiligte sich an mehreren Straßenschlachten mit der Polizei (›Putzgruppe‹), in denen Dutzende von Polizisten zum Teil schwer verletzt wurden. Ein Foto vom 7. April 1973 zeigt den mit einem schwarzen Motorradhelm vermummten Fischer und Hans-Joachim Klein, später Mitglied der Revolutionären Zellen (RZ), wie sie gemeinsam auf einen Polizisten einschlagen. Als Außenminister gestand Fischer seine damalige Gewalttätigkeit ein, wollte sich aber nicht von ihr distanzieren. | Er beteuerte allerdings, niemals Molotowcocktails geworfen zu haben. Hintergrund war eine vorläufige Festnahme Fischers 1976, bei einer Demonstration für die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof, unter dem Verdacht, einen solchen Brandsatz während einer Demonstration aus Anlass des Todes Ulrike Meinhofs am 10. Mai 1976 auf ein Polizeifahrzeug geworfen zu haben, wobei der Polizeiobermeister Jürgen Weber lebensgefährlich verletzt und dauerhaft entstellt worden war. Gegen Fischer wurde wegen Landfriedensbruchs, versuchten Mordes und der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Fischer wurde aus der Haft entlassen, weil sich der Verdacht gegen ihn nicht erhärten ließ.«
Was fällt mir dazu ein? Erst einmal, dass man von dem Polizeiobermeister Jürgen Weber wenig, von Fischer anschließend um so mehr gehört hat. Dann: dass die Bundesrepublik Deutschland ein freies Land ohne Vorurteile ist. Wie sonst hätte ein Schulabbrecher ohne jegliche berufliche Qualifikation, einer, der nachgewiesenermaßen auf Polizisten eingeschlagen hat, Außenminister werden können? Ein Leben als Bildungsroman von der Sorte: Verrückter Junge wird im Leben erfolgreich.
Dass es in der Politik auch andere gab, die ohne Schulabschluss und ohne nennenwerte berufliche Tätigkeit höchst erfolgreich wurden -- geschenkt. Der Vergleich ist auch nur in ganz geringem Maße statthaft. Nur soweit: Wenn du vor die Leute treten und flammende Reden halten kannst, dann kannst du es ohne weitere Vorbildung im Leben, also: als Politiker, zu was bringen.
Dass die Wirtschaft Jugendsünden, wenn die Taten Fischers denn solche waren, verzeiht, ist schon eher verständlich:
»Ein knappes Jahr nach der Bundestagswahl 2005 zog sich Fischer aus der aktiven Politik zurück. Seit dem Ende seiner politischen Karriere ist er als journalistischer Kommentator und Unternehmensberater sowie in verschiedenen Positionen in der Wirtschaft tätig, u. a. als Lobbyist für Siemens, den Autokonzern BMW sowie die Energieversorger RWE und OMV (Nabucco-Pipeline).«
Da gibt es einerseits den Spruch, dass nichts erfolgreicher ist als der Erfolg, und dann auch die These, dass man schon ein Maniac sein muss, um wirklich in der Wirtschaft großen Erfolg zu haben. (Wie hieß der Professor gleich noch mal, der das erforscht hat und der dabei so ganz nebenbei herausgefunden, dass er selbst zu der Gruppe der erfolgreichen Maniacs gehört? Hm? Weiß nicht. -- Na gut, wird mir schon irgendwann wieder einfallen.*)
Und am erstaunlichsten: Nicht einmal die Lachnummer mit dem Dünner- und dann wieder Dickerwerden hat dem Ex-Außenminister geschadet. Niemand, der ihn als Birne oder als Kürbisgurkenkürbis verspottet hat. Also -- ein rundum gelungenes Leben!
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| * Ich konnte das nicht ertragen. Dass mir der Name nicht einfällt. Also habe ich nachgeschlagen. James Fallon heißt er. Es war von ihm schon mal die Rede hier.