Schmale, kluge Analyse des Fernsehspiel-Formats "Krimi".
"Tatort mit Ulrich Tukur | Ein Bruch mit der Glückseligkeit | Von Joachim Huber | Der Tatort aus Wiesbaden war ein verwirrendes Experiment. Das darf mal sein, muss aber die Ausnahme bleiben, wenn der Tatort nicht sterben soll. Ein Kommentar.In diese Glücksseligkeit ist am vergangenen Sonntag der „Tatort: Wer bin ich?“ mit Ulrich Tukur eingebrochen. Mindestens ein Film-im-Film, ein Metakrimi, 90 Minuten, die nicht wenige der sieben Millionen Zuschauer verstörten, verärgerten. Die Produktion des Hessischen Rundfunks brachte eine für das Krimiformat gefährliche Frage, herauf: Was soll das? Sind die Redakteure, die Produzenten, die Schauspieler der Ulrich-Tukur-Schwergewichtsklasse derart selbstverliebt, dass sie sich nur noch für Stoffe und Dramaturgien interessieren, die ihnen gefallen? Die Wiedergeburt des Experimentalfilms ausgerechnet am Sonntag um 20.15 Uhr? | Der „Tatort“ läuft in seinem 45. Jahr, 2015 gab es mit 40 Premieren so viele wie nie zuvor. Da kann es den neun ARD-Landesrundfunkanstalten nicht genügen, Krimis quasi nach der „Tatort“-Schablone zu fertigen. Erste Minute: Mord; 46. Minute: „Wo waren Sie gestern zwischen 20.15 Uhr und 21.45 Uhr?“; Schlussminute: Geständnis, Verhaftung. Fernseher aus, Krimi tot. ... Es gab mancherlei Entgrenzung: Der NDR setzte einen Fall nach drei Jahren fort, der HR produzierte einen Shakespeare-Western, Til Schweiger schießt seinen „Tatort“ erst im Kino zu Ende, in Münster wird die Klamaukschraube zum Quietschen gebracht, die Kommissare in Dortmund und in Saarbrücken sind nicht ganz von dieser Welt." (Tagesspiegel)
Allerdings weiß man am Ende nicht so recht, was der Kommentator Huber denn so erwartet vom "Tatort". Das Gewöhnlich-Gewohnte? Den 1/10-Eperimentalfilm? Das ganz unspezifisch 'Ungewöhnliche', das sich mit den Zuschauergewohnheiten nicht beißt und nicht die Frage 'Was soll das' heraufbeschwört? Ich würde ihm gerne Buch und Regie für eine der kommenden Folgen übergeben. Auf dass er sich beweise.