Wie beweglich sie doch ist, unsere Sprache! Und unsere Vernunft noch dazu. Da lese ich gerade im SPIEGEL die folgenden Zeilen:
SPD-Forderung an GroKo | Ärzte laufen Sturm gegen Bürgerversicherung || Was könnte die SPD in einer neuen Großen Koalition durchsetzen? Gesundheitsexperte Karl Lauterbach pocht auf die Abschaffung der privaten Krankenversicherung - und erntet den wütenden Protest der Ärztelobby. || Mit heftigen Protesten haben Ärzteverbände auf SPD-Forderungen nach einer Bürgerversicherung reagiert. "Wer die Bürgerversicherung will, der startet den Turbolader in die Zwei-Klassen-Medizin", sagte Bundesärztekammer-Präsident Frank-Ulrich Montgomery.
War es bisher nicht so, dass man die privaten Krankenversicherungen als ein Symbol, nein: als eine klare Ursache für die Zweiklassenmedizin in Deutschland angesehen hat? Natürlich kann man sich denken, wie Frank-Ulrich Montgomery argumentieren wird. Da wird es also lauter angeblich Gleiche durch Gleichmacherei geben. Und dann werden die, die wirklich Geld haben, sich ihre Ärzte suchen, die allerbesten Ärzte natürlich, die sie dann wirklich privat bezahlen. Die Frage ist nur, ob dieses Argument in den konkreten Zusammenhängen wirklich trägt.
Das ist ein interessantes Spiel, wenn es darum geht, die eigenen vor Annahmen zu prüfen. In diesem Fall liege ich, wie ich finde, goldrichtig. Der Text geht nehme ich auf diese Weise weiter:
Einheitssysteme wie in den Niederlanden oder Großbritannien führten zu Rationierung, Wartezeiten und Begrenzungen der Leistungskataloge, so Montgomery. Diejenigen, die es sich leisten könnten, sicherten sich dort einen exklusiven Zugang zur Spitzenmedizin als Selbstzahler oder durch teure Zusatzversicherungen. | Die Existenz der privaten Krankenversicherung sorge für Innovationen bei Diagnostik und Therapie und setze damit die Krankenkassen unter Zugzwang, sagte Montgomery weiter. Privat Versicherte ermöglichten mit ihrem kostendeckenden Finanzierungsbeitrag zudem eine hochwertige medizinische Ausstattung von Krankenhäusern und Praxen. | Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, warnte, eine Bürgerversicherung löse kein einziges Problem in der gesetzlichen Krankenversicherung. Kritisch äußerten sich auch der Hartmannbund und der Hausärzteverband.
Worum geht es wirklich? Ich denke niemand, nicht einmal Herr Doktor Montgomery, wird widersprechen, wenn ich sage, dass es hier ganz schlicht um Interessen geht. Dass damit vielleicht noch nicht alles gesagt ist, sollte man gleich eingestehen. Denn natürlich ist es tatsächlich so, dass der Blick in andere Länder, die eine einheitliche Versicherungsstrategie fahren, vielleicht zeigt, dass es ganz grundsätzlich schwierig ist die Gleichheit unter den Menschen herzustellen. Das gilt nicht nur im Gesundheitswesen, aber da eben auch und besonders.