Samstag, 21. Juli 2018

"Ein ehemaliger Bundeswehr-Soldat" ?

Wie mit Informationen zu Straftätern in den Zeitungen umgegangen wird:

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Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) zu BILD: „Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 34-jährigen Mann – er ist deutscher Staatsbürger iranischer Herkunft. Sechs Businsassen wurden mit einem Messer verletzt.“ | Todesopfer gab es nach Angaben der Oberstaatsanwältin nicht. Die Tat geschah in einem Bus mit Fahrtziel Travemünde (Linie 30). (bild.de)

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Bei dem Mann handele es sich e. Es lägen keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund vor, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Da wird dann auf die Seite 6 derselben Ausgabe verwiesen. Dort heißt es auf einmal:

Der Mann selbst schweigt. „Er hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen eingelassen“, sagte Hingst. Die Bild-Zeitung berichtete, der Verdächtige sei ein ehemaliger Bundeswehr-Soldat. Er soll am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden.

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Nun kann natürlich ein im Iran geborener, "eingedeutschter" Mann bei der Bundeswehr gewesen sein. Aber das müsste schon ein wenig erläutert werden.

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Informationen zu der gesamten Problemstellung "personenbezogene Informationen":

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Amateurfußball: Wenn 16-Jährige den Linienrichter totprügeln

In den Niederlanden töten jugendliche Fußballer den Linienrichter. Wie in Deutschland versucht der Verband Gewalt im Amateurfußball zu sanktionieren.

Von Tobias Müller

In diesem Bericht wird nicht weiter über die Täter gesprochen. Auffallend.

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Pressekodex: Schluss mit der Selbstzensur

Der Pressekodex muss geändert werden: Journalisten sollten die Herkunft von Straftätern nennen dürfen.

Von Horst Pöttker

2. Oktober 2013, DIE ZEIT Nr. 41/2013 13 Kommentare

Dezember 2012 in Almere bei Amsterdam: Eine Gruppe jugendlicher Fußballer prügelt und tritt nach einem Regionalspiel brutal auf den 41-jährigen Linienrichter Richard Nieuwenhuizen ein, der am nächsten Tag an den Folgen stirbt. Niederländische Medien berichten sofort, dass es sich bei den drei Jugendlichen um Marokkaner handelt. In Deutschland erfährt man dies erst einige Tage später aus rechten Blogs. Warum haben seriöse deutsche Medien die Herkunft der Totschläger verschwiegen? Und haben sie damit korrekt gehandelt? Das sind Fragen, die an das grundlegende Verständnis von Journalismus rühren. Und, um es vorwegzunehmen: Mit meinem Verständnis von Journalismus ist eine derartige Selbstzensur nicht zu vereinbaren. Journalisten sollten nicht die Erzieher der Nation sein.(zeit.de)

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