Wo verläuft die Grenze zwischen Panikmache und rechtzeitiger Warnung? In der Papier-SZ heute morgen gelesen. Jetzt auch online gesehen:
Gastbeitrag von Yavuz Baydar | Die Türkei steht kurz vor einem Bürgerkrieg || Türkische Polizisten gehen gegen Protestierende vor, die gegen die Festnahme von zwei Bürgermeistern in der Stadt Diyarbakir demonstrieren. | Bereits kurz nach dem vereitelten Putsch wollten AKP-Funktionäre die Partei in bewaffnete Streitkräfte verwandeln -- diesen Plan scheinen sie nun umzusetzen. | Derzeit hilft es mir nicht, Geschichtsbücher zu lesen. Im Gegenteil: Es ist grauenhaft. Der türkische Präsident hat kürzlich den Mund noch voller genommen und die aktuellen Grenzen der Türkei sowie die Gültigkeit des Vertrags von Lausanne aus dem Jahr 1924 in Frage gestellt. Seitdem zeigen die türkischen Medien neue Landkarten, die Mosul und den Nordosten Griechenlands als Teil des türkischen Großreichs darstellen. | Parallelen zur deutschen Verbitterung über den Friedensvertrag von Versailles und zum Aufstieg eines aggressiven und kriegshungrigen Nationalismus drängen sich auf. Ich habe mit Entsetzen William Sheridan Allens Buch "Das haben wir nicht gewollt" gelesen, diese mikroskopische Studie über die Stadt Northeim und ihre nationalsozialistische Entwicklung bis zum Zweiten Weltkrieg. Für mich ist daran besonders erschreckend, wie schnell es damals ging, bis der Alptraum anfing. (Süddeutsche Zeitung)
Ich muss wieder daran denken, dass ich vor längerer Zeit den SPIEGEL als Panikmacher gesehen habe, weil der, in einer Zeit, als Tito noch lebte, einen Bürgerkrieg in Jugoslawien für möglich hielt. Und dann?