Montag, 10. Oktober 2016

Malewitsch und Kishon

Dieses Bild, diese Idee! Eines der großen Ereignisse, in der sich -- nach Meinung von Kishon* und nach Meinung der einfachen Leute -- das Volk von der Kunst weggedrängt wurde. An die Macht kamen die Höflinge der nackten Kaiser. Natürlich gibt es viele, viele andere, die nach Meinung des Volkes da auch genannt werden müssen, nicht wahr, Mr Pollock? Und auch gleich Sie, Mr Serra!

Kunst: Schwarzer Stoff || Kasimir Malewitsch, das »Schwarze Quadrat« und seine Folgen – eine Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle. | Von Petra Kipphoff | 29. März 2007 / 1. April 2007 | DIE ZEIT, 29.03.2007 Nr. 14 Der Weg zu Kasimir Malewitsch, dem Gottvater des Schwarzen Quadrats, beginnt in der Hamburger Kunsthalle im Makart-Saal, einem Raum, der hält, was er verspricht. Auf einer abendfüllenden Leinwand drängeln sich leicht und schwer bekleidete Figuren rund um den gloriosen Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen, so, wie sich Hans Makart, der Malerfürst der Wiener Gründerzeit, das Geschehen von 1520 im Jahr 1878 ausmalte. An anderen Wänden, auf- und übereinander gereiht in der sogenannten Petersburger Hängung, Dokumente derselben großbürgerlichen Bilderseligkeit, Porträts bedeutender Männer oder wackerer Bauern, Szenen der nahen Idylle und fernen Exotik. Nur ein Grubenwagen mit angekokelten Holzscheiten von Jannis Kounellis löst eine leichte Irritation aus. Wer hier steht, der begreift auch ohne lange Einleitung, dass er ein Erdbeben der Kunst nacherlebt. Zwei Zitate von Malewitsch sieht er im Durchgang zum nächsten Raum, der Makart von Malewitsch trennt, dazu Claes Oldenburgs großen Lichtschalter aus schmuddligem, weißen Leinen (1963). Malewitsch, 1927: »Die Welt als Empfindung der Idee, unabhängig vom Bild – das ist der wesentliche Inhalt der Kunst. Das Quadrat ist nicht das Bild. So, wie der Schalter und der Stecker auch nicht der Strom sind.«

»Die Welt als Empfindung der Idee ...« Das sind doch Sätze, die später von den nicht-geisteswissenschaftlichen Aufklärern leichthin und mit fester Stimme als Geschwurbel bezeichnet wurden. Zumindest, wenn nicht gleich klar war, dass die Sätze von einem Anerkannten stammten. Auf der anderen Seite war die Nackte-Kaiser-Verteidigung -- die Menschen, die solche Sätze als schwurbelig und vollkommen beliebig bezeichnen, das seien reaktionäre Kleinbürger ohne jedes Verständnis für moderne Kunst --, dieses Verteidigung war höchst wirkungsvoll. Wer will sich, auf dem Weg ins Bürgertum, so etwas schon gerne nachsagen lassen? Es ist extrem schädlich für das eigene bürgerliche Leben, wenn man im Ruf steht, ein Kunstbanause zu sein.

Und auf der anderen Seite? Ich habe mir dann irgendwann doch das Büchlein "Das kann ich auch" über Amazon gekauft. Nachdem ich es in Murnau im Museum noch liegengelassen hatte. Ich erwartete einen ironisch aufgeladenen Anti-Kishon. Und siehe da -- es war Kishon im Quadrat. Vielleicht sollte ich die Diskussion, ganz ruhig, ohne vorschnelle Parteinahme noch einmal aufrollen. Ob sich jemand dafür interessiert oder nicht ...

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* Auf der Suche nach irgendeiner Besprechung von Kishons Büchern -- keine größere Zeitung hat offenbar seinerzeit etwas dazu gebracht -- stoße ich auf diese Stelle bei faz.net:

"... Ich werde das Einschreiben trotzdem nicht abholen. Seit gut sechs Jahren ist der Briefkasten mein Feind. Der Briefkasten ist, zusammen mit meiner unschwer auffindbaren Adresse, das Einfallstor für Leute, die, unhöflich formuliert, schwer einen an der Waffel haben. Ich erwarte hier ansonsten keine Einschreiben, das ist nur mein Zweitwohnsitz, und die Hauptadresse steht nicht im Netz. Wenn hier Einschreiben oder dicke Briefe kommen, stammen sie meistens von Frauen. Frauen, denen die Abgeordneten des Bundestags ihr Treiben erleichtern, sollte jemand das Pech haben, mit ihnen mehr als das Ablehnen von Post zu tun zu haben. | Der klassische männliche Stalker in meinem Fall wünscht mich – der ich Atheist bin – zu meiner 'Kinderfickersekte nach Rom', ist linksextrem und belästigt mein FAZ-Blog mit einer IP-Adresse des Norddeutschen Rundfunks, oder bastelt mutmasslich zusammen mit seinem in München arbeitenden Kumpel Fakeprofile in meinem Namen, um andere anzupöbeln. Das ist der Normalzustand in der Migrationskrise, auch Martenstein und andere Kollegen sahen sich massiven Anfeindungen auf vielen Ebenen ausgesetzt. Der klassische männliche Feind im Netz lässt gern durchblicken, dass er meine Artikel für Folgen meines ungestillten sexuellen Verlangens hält, aber die Sache mit den Frauen begann 2010 an einem Samstag im Sommer, als meine Freundin bei mir war und wir zum Wochenmarkt gingen. Aus dem Briefkasten schaute ein dickes Couvert, ich zog es heraus, öffnete es und schaute hinein. ..."

Na, wenn das nicht neugierig macht, dann weiß ich nicht.