Eine Wikipedia-Diskussion herüberkopiert:
"Al-Bakr übernachtete bei seinem Gastgeber und bekam die Haare geschnitten."
Arg sinnfreier Satz hier. SPIEGEL von heute: Er wollte, dass ihm seine Landsleute die Haare ganz kurz schneiden, um sein Äußeres zu verändern. 14:56, 15. Okt. 2016
Ist das eine Aussage al-Bakrs oder eine Interpretation des Spiegel? In der Online-Ausgabe zum heutigen Spiegel heißt es auf Seite 14: ''Albakr erkundigt sich bei ihnen nach einem Friseur. „Wie willst du deine Haare geschnitten haben?“, fragt Mohamed. „Möglichst kurz“, antwortet Albakr. Mohamed holt einen Rasierer aus dem Badezimmer.'' Von "ich will mein Aussehen verändern" steht da nichts. -- Benutzer:PM3 15:24, 15. Okt. 2016
Doch noch mal, weil das auch für andere Artikel verallgemeinerbar ist: Es gibt in der Sprachwissenschaft, Abt. Theorie des sprachlichen Handelns, einen Ausdruck, der heißt Präsupposition. Etwas wird präsupponiert. Ungefähr: 'als etwas wird selbstverständlich mit angenommen, und man muss es nicht ausdrücklich sagen'. Es gilt sogar: Wenn man es ausdrücklich sagt, dann verändert sich der Sinn des Satzes. Die Standardbeispiele sind immer: "Der Kapitän war nicht betrunken" bzw. "Herr Meyer betrügt seine Frau nicht". Da wird mit den Sätzen gesagt: Es gab Leute, die angenommen / behauptet haben, dass der Kapitän betrunken war bzw. dass Herr Meyer seine Frau betrügt. -- Übertragen auf unseren Fall hier: Wenn jemand sagt, dass A-B bat, ihm die Haare zu schneiden (was übrigens nicht das gleiche ist wie: ''er bekam die Haare geschnitten''; so etwas würde man von einem Kind sagen, das so etwas einfach mit sich machen lässt), dann wird automatisch das 'Warum wollte er das?' aus unserem Weltwissen heraus ergänzt. Und da ist das Naheliegende und zu Ergänzende: Er wollte sein Aussehen verändern, um nicht so leicht erkannt werden zu können, und nicht: Er fand, dass er mal wieder zum Friseur gehen müsse, um ordentlich auszusehen, es war nur kein Friseur in der Nähe'. Das muss nicht extra hingeschrieben werden. Bzw., siehe oben, wenn es hingeschrieben würde, entspräche es nicht den normalen Kommunikationsgepflogenheiten. 12:01, 23. Okt. 2016
NACHTRAG 25.10.2016, 11:54
Das ist vielleicht die Arbeitsweise im Journalismus, aber nicht in der Wikipedia. Eigene Schlussfolgerungen dürfen hier nicht wiedergegeben werden, auch wenn sie naheliegend sind. --PM3 15:39, 23. Okt. 2016
Nun gut, ich habe versucht zu zeigen, dass diese Schlussfolgerung state of the art und also nicht frei, sondern normal und zwingend ist, weshalb sie nicht im Ergebnis extra genannt ist. Wenn das zu hoch oder nicht nachvollziehbar ist, auch gut; so wichtig ist mir dieser Friseurtermin nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich muss man dann aber weiter fragen, ob, ohne eine solche Schlussfolgerung, die Haarschneide-Sache hier irgendeine Relevanz hat und nicht einfach weggelassen werden sollte. 11:51, 25. Okt. 2016
NACHTRAG 25.10.2016, 11:54
Das ist vielleicht die Arbeitsweise im Journalismus, aber nicht in der Wikipedia. Eigene Schlussfolgerungen dürfen hier nicht wiedergegeben werden, auch wenn sie naheliegend sind. --PM3 15:39, 23. Okt. 2016
Nun gut, ich habe versucht zu zeigen, dass diese Schlussfolgerung state of the art und also nicht frei, sondern normal und zwingend ist, weshalb sie nicht im Ergebnis extra genannt ist. Wenn das zu hoch oder nicht nachvollziehbar ist, auch gut; so wichtig ist mir dieser Friseurtermin nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich muss man dann aber weiter fragen, ob, ohne eine solche Schlussfolgerung, die Haarschneide-Sache hier irgendeine Relevanz hat und nicht einfach weggelassen werden sollte. 11:51, 25. Okt. 2016