Von Facebook war hier schon oft die Rede. Nun bin ich schon seit ein paar Wochen nicht mehr bei Facebook. Warum? Es wurde mir einfach zu viel. Diese dauernde Aufforderung dies und das zu tun, Auskunft zu geben und sie und ihn zu 'liken'. Diese soziale Aufgeregtheit und der Wettbewerb mit der Zahl der 'Follower'. Überhaupt diese abgeschliffenen englischen Begriff!
Nein, ich habe eigentlich nichts gegen Facebook. Jeder wie er mag. Dachte ich! Bis heute. Ein Artikel im SPIEGEL. Heute. Ich hoffe, ich darf ausnahmsweise mal ein paar Zeilen mehr zitieren:
Am 20. Februar stellte die Berliner Schauspielerin Jennifer Ulrich auf ihrer Facebook-Seite ein Video ein, das die Vorgänge im sächsischen Ort Clausnitz dokumentierte. ... | Zwei Tage nach dem Clausnitz-Post meldete sich ein Facebook-Nutzer unter dem Pseudonym Mario Weber auf der Seite der Schauspielerin und drohte damit, ihr Leben zu beenden. „Man sollte eine Kettensäge nehmen und dir deine scheiß-hässliche Kackfresse einfach zerhäckseln“, schrieb Weber: „Ulrich krepier unwertes Leben verrecke!!!“ Ein paar Minuten später folgte ein zweiter, nicht weniger eindeutiger Post: „Der Tag der Abrechnung wird noch kommen, Linksdreck, und dann werde ich da sein um jeden einzelnen von euch scheiß Dreck auf möglichst blutige Weise hinzumetzeln.“
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Zwei Tage nachdem Ulrich die Ankündigung, ihr Gesicht mit einer Kettensäge zu zerkleinern, an Facebook gemeldet hatte, erhielt sie die Antwort, man habe den Kommentar geprüft. Der Check habe ergeben, dass der Post „nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards“ verstoße. | Es gab keine weitere Erklärung. Es war auch nicht ersichtlich, wer die Prüfung durchgeführt oder ihr nach Abschluss geantwortet hatte. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen verzichtet Facebook beim Kundenkontakt auf die Angabe von Namen. Es gab, wie Ulrich feststellte, nicht einmal eine Telefonnummer, unter der sie eine Nachfrage hätte hinterlassen können. | Normalerweise würde die Geschichte hier enden, so wie bei vielen Nutzern, die auf ihren Seiten Hasskommentare entdecken. Aber weil Ulrich ziemlich stur sein kann, wenn sie sich ärgert, stellte sie die Antwort von Facebook auf ihre Seite, zusammen mit der Frage, „was dieser wahnsinnig freundliche, scheinbar rechtsgesinnte User mir hätte noch schreiben müssen, damit Facebook seine Kommentare als löschenswert empfindet“. | Diesmal erkannte das Unternehmen einen Verstoß gegen seine Richtlinien. Ulrich erhielt von Facebook eine Mitteilung, dass ihr Beitrag entfernt worden sei, sie wurde ermahnt, sich mit den „Facebook-Gemeinschaftsstandards“ vertraut zu machen. Dann war ihre Seite gesperrt. „Dein Konto ist vorübergehend nicht verfügbar“, stand auf dem Bildschirm, als sie Freunden eine Nachricht schicken wollte. Bei der Löschung habe es sich um einen „Irrtum“ gehandelt, erklärte das „Facebook-Team“ später. Ein paar Tage zuvor hatte sich der Schauspielerkollege Til Schweiger eingemischt und den Fall publik gemacht. Auch eine Berliner Boulevardzeitung war aufmerksam geworden.
Ich meine: schon klar! Das reiche Facebook hat nicht genügend Leute, um den Laden zu überblicken. Aber hier hätte ein des Deutschen Kundiger schon mal einschreiten müssen.