Montag, 18. Februar 2019

Bibiana im Iran


Ein KOMMENTATOR im SPIEGEL.

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Respekt ist angesagt
vor anderen Kulturen und Religionen. Und Toleranz. Und nichts anderes. Wer das anders sieht stellt seinen kulturellen Hintergrund über den anderen und denkt, seiner sei besser oder WERTVOLLER. (spiegel.de)

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Ach so, worum ging und geht es? Um etwas, das ich eher witzig fand.

Die Übertragung des Bundesligaspiels zwischen dem FC Bayern und dem FC Augsburg am Freitagabend ist vom iranischen Staatsfernsehen Irib abgesagt worden. Grund soll die Schiedsrichteransetzung des DFB sein, der Bibiana Steinhaus als Spielleiterin ausgewählt hatte. Das berichteten diverse iranische Medien am Samstag.

Wegen der strengen islamischen Vorschriften werden im iranischen Fernsehen keine Bilder von freizügig gekleideten Frauen gezeigt. Auch kurze Sporthosen, wie sie Steinhaus als Schiedsrichterin trägt, fallen unter diese Bestimmungen.

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Was soll man da sagen? "Wir relativieren uns zu Tode", denke ich. Und, ja, natürlich: Ich stelle "meinen kulturellen Hintergrund", den zentraleuropäischen, über so manch anderen.

Ich denke, es sollte eine Untersuchung geben: Was akzeptieren wir, wenn es einen anderen "kulturellen Hintergrund" gibt?

  • Die Liebe zu Feuerwaffen aller Art (USA)
  • Die Liebe zur schnellen Fahrt auf Autobahnen (BRD)
  • Die natürliche Ungleichheit zwischen den Menschen (Intelligenz, Geld, ...)
  • Die natürliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen (Macht, Geld, körperliche Stärke, Schach-Können, Intelligenz (!), ...)
  • ...
  • Kopftuch
  • Niqab 
  • ...
  • Gewalt gegen Frauen, die dem Mann untertan sein müssen
  • Vergewaltigung, die durch Vergewaltigung gesühnt wird
  • ...
  • Beschneidung bei Jungen
  • Beschneidung bei Mädchen (uralter kultureller Hintergrund, wie auch bei den Jungen!)
  • ...
  • Ehrenmord
  • Blutrache
  • Sklaverei (an manchen Orten und manchen "kulturellen Hintergründen" auch heute noch geübte Praxis)
  • ...
Ich wollte einmal, Jahre her, einer Frau, die sich als Kosmopolitin und Kulturversteherin sah, die Relativität des Relativierens klarmachen. Mit einem Beispiel. Ich hatte gelesen, dass es einen Amazonas-Stamm gibt, der die Geburtenregelung so vornimmt: Werden zu viele Kinder geboren, werden einige Neugeborene zu einen Pfad im Dschungel gebracht, wo ihnen gemäß einem alten Ritus das Genick gebrochen wird. Dann werden die kleinen Körper im Dschungel gelassen. Meine Frage: Wenn die Brasilianer auf diesen Stamm treffen, sollten sie diese Form des Kindertötens akzeptieren, weil das eben zur Kultur dieses Stammes dazugehört? Die Antwort der weitgereisten Frau: Ja natürlich sollte man da nicht eingreifen!

Ich war erst mal baff.

Dann ergab sich das: Ein Freund, ein Mexikaner, wohnte vorübergehend bei dieser Frau, weil die Tochter im Ausland war und deren Zimmer leerstand. Es kam in kürzester Zeit zum Riesenkrach, denn: der junge Mann hielt die Wohnung der Frau nicht so klinisch sauber, wie sie es forderte. Und: Er duschte zu lang!

Soweit zur Toleranz in Theorie und Praxis.

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