Donnerstag, 28. Februar 2019

Liebe Hardcore-Feministinnen!*

Es beginnt eine Online-Kolumne so, wie da ganz unten einkopiert, und dazu ein Kommentar. Irgendwann, fast zwangsläufig, kommen die Avenidas vor.

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Grundlage für diese steile These ist ein spanisches Gedicht namens „avenidas“, das in großen Lettern an der Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule prangt und übersetzt wie folgt lautet:

„Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer.“

Jetzt soll es verschwinden, das fordert die Asta. „Dieses Gedicht (…) anzuschauen, wirkt wie eine Farce und eine Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige und sexualisierende Blicke überall sein können.“ Es reproduziere eine patriarchalische Kunsttradition, heißt es im dazugehörigen offenen Brief.

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Meine Überlegung aus den vergangenen Tagen: Hardcore-Weltanschauungen, tiefe Ideologien, haben eines gemeinsam: Sie können nicht historisch denken und fühlen. Sie stellen Vergangenheit und Gegenwart auf eine Stufe. Alles wird zusammengezogen in der Gegenwart, und so wird, aus dem Blick der Hardcore-Weltanschauung Recht gesprochen nach den Maßstäben der eigenen Ideologie.

Will sagen: Selbst wenn man das Gedicht von Eugen Gomringer frauenfeindlich wäre -- darauf muss man erst mal kommen und diese Ansicht dann aushalten --, selbst wenn es frauenfeindlich wäre, dann müsste es da bleiben, als Zeichen einer von heute aus besehen: bösen, frauenfeindlichen Vergangenheit. Auf dass man es anschauen und als historisch bedingt erklären könnte. Wenn das Gedicht "weg muss", was fällt einem dann noch ein. Ja, genau! All jene Islamisten fallen einem ein, die Kulturdenkmäler der Vergangenheit wegsprengen, weil sie nicht streng islamisch, sondern  irgendwie heidnisch sind.



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Ach ja, und auch das noch: Seid doch nicht immer so verdammt empfindlich, liebe Hardcore-Feministinnen! Wenn ihr euch -- jetzt mal im Bild -- in die Niederungen des Ideologie-Boxens begebt, dann wird da eingesteckt und ausgeteilt. Ihr steht da, haut dem Martenstein ein ums andere Mal auf die Nase, dass sie heftig blutet, und wenn der oder jemand anders mal zurückschlägt, dann steht ihr vor dem Türchen zum radikalfeministischen Gärtchen und heult laut auf: "Er hat mich geschlagen!" Am besten noch hinterher ein: "Frauen schlägt man nicht!" Das ist einfach lächerlich!

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* Hardcore-Feministinnen: Der hier kreierte Begriff will sagen, dass es Abstufungen unter den Feministinnen gibt. Die noch herauszuarbeiten wären. Und auf einem Nebenschauplatz wäre dann auch noch zu erörtern, ob es denn Feministen -- Männer also -- geben kann. Wobei klar ist, dass manche Männer behaupten, Feministen zu sein. Von dem jungen Trudeau in Kanada, Sohn seines Vaters, liest man das immer mal wieder. Was ja noch nicht heißt, dass der Begriff sinnvoll ist.

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Eingefügt / nachgetragen (SPIEGEL 02.03.2019, S. 71)


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Nike Jane – 01.11.2017 – Feminismus, Kolumne

Immer Donnerstags muss ich aufpassen, dass ich mir kein Pipitropfen entwischt. vor lauter Kringeln und Lachen und Schmunzeln über die neueste ZEITmagazin-Kolumne von Harald Martenstein. Es ist wahr: Selten muss ich mich so sehr beömmeln, über die Komik und Tragik der Dinge, die der durchaus streitbare Autor und Journalist regelmäßig offenlegt. Auf seine ganz eigene, scharfzüngige Art und Weise. Nicht immer geht er dabei politisch korrekt vor, er liebt das Stilmittel der sprachlich einwandfreien Provokation durch einen stets belustigt anmutenden Unterton, der es Kritiker*innen zuweilen schwer macht, sich für voll genommen zu fühlen. Deshalb habe ich neulich auch viel, viel Ärger bekommen. Verdient? Bestimmt. Irgendwie aber auch nicht.

Martenstein sei im Grunde nämlich so etwas wie ein Mario Barth für Zeitungslesende. Keiner, der dem Feminismus frönt, einer, der hin und wieder sogar regelrecht misogyn daher käme. All das möchte ich einmal so dahin gestellt lassen, weil ich mir gut vorstellen kann, dass die Harald’sche Art des Anstoßens großer Diskurse und des professionellen Aneckens es eindeutig vermag, für Wutausbrüche zu sorgen. Auch ich möchte diesem frechen Teufel gelegentlich den Hals umdrehen.

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Dann kommen Kommentare, unter anderem der:

MAGDALENA | 01.11.2017 | Liebe Nike, | dass du bei Martenstein lachst, macht dich natürlich nicht zur schlechten Feministin, wie du in deinen Stories (vermutlich aufgrund der Nachrichten, die ich erreicht haben) ironisch anmerktest. Ich weiß, was du meinst, und trotzdem stieß mir diese Aussage sauer auf, weil du dadurch suggerierst, dass es DEN Feminismus gibt, der eben Menschen, die über Martenstein lachen, als Feminist:in disqualifiziert. Für mich bedient so eine Aussage genau den Tenor, der mich schrecklich nervt und den ich in der feministischen Diskussion so destruktiv finde: DER Feminismus ist es, der Hausfrauen und Vollzeitmüttern vorwerfe, Lebensmodelle von vorgestern zu bedienen, DER Feminismus nervt, weil er jedes Wort auf die Goldwaage legt. Weil man keine Komplimente mehr machen darf und überhaupt: Anstrengend! Frustiert! Hässlich! Das ist so undifferenziert und zwingt mich als Feministin ständig dazu, mich für Meinungen und Ansichten rechtfertigen zu müssen, die ich so nicht vertrete, für die ich aber Ansprechpartnerin zu sein scheine, weil ich mich selbst als Feministin bezeichne.

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