Mittwoch, 14. Oktober 2015

Wer hat Recht / recht?

Wie schreibt man das denn nun neuerdings? Er hat Recht / recht. Ein schöner Fund, wert aufgehoben zu werden:


Kommentar von Stefan Stirnemann, verfaßt am 03.01.2006 um 21.07 Uhr

Mit dem Spiegel verhält es sich so. Er will den Empfehlungen des Rates für Rechtschreibung folgen. Der Rat empfiehlt aber in sehr vielen Fällen, verschiedene Möglichkeiten gelten zu lassen. Herr Aust muß also festlegen, welche der empfohlenen Möglichkeiten er übernimmt. Wenn er das wählt, was bis 1996 üblich war, wählt er in den meisten Fällen gut, aber er folgt damit eigentlich den Empfehlungen des Rates nicht, welcher ja die Reform möglichst leben lassen möchte.

Man kann freilich den Empfehlungen oft gar nicht folgen, da sie so schlecht sind. Es gibt im Rat für Rechtschreibung zuwenig Sprachwissenschaftler, die in der Lage sind, die Geheimnisse von freisprechen und Kopf stehen zu erfassen.

Das ‚Recht haben’ wird der Rat wahrscheinlich ändern. Wie ich kürzlich nebenan schrieb, sagte auf der letzten Pressekonferenz des Rates für Rechtschreibung Prof. Eichinger, Leiter des famosen Instituts für deutsche Sprache: „Recht haben ist sicher so was Ähnliches wie leidtun, das ist irgendwie fehl eingeordnet worden, kann man fast sagen.“

Peter Müller war so liebenswürdig, den Wortlaut der Konferenz aufzuschreiben.

Man bedenke, was für Kosten solche „Fehleinordnungen“ verursachen. Schon allein deswegen dürfen die Lehrer nicht einfach still sein: sie müssen den Schulleitern und Eltern sagen, was los ist, und sie davor warnen, neue Wörterbücher zu kaufen. Vor allem aber geht es um unsere Sprache. Ängstlich muß man nicht sein. Wird sich ein Kultusminister oder Erziehungsdirektor darauf einlassen, vor Gericht über Wortarten zu streiten? Und wenn sich einer darauf einläßt, wird es sicher sehr unterhaltsam.

Teilnehmer der Unterhaltung wäre Konrad Duden: „In: ich habe recht und ich habe unrecht schwankt die Schreibung, offenbar weil man nicht wie haushalten, teilnehmen auch rechthaben und unrechthaben zu schreiben pflegt. Doch ist die Verbindung beider Wörter zu Einem Begriff darum nicht minder innig, und der Schreibung mit kleinem Anfangsbuchstaben ist daher der Vorzug zu geben.“