Wie steht es in angeblich "repräsentativen Umfragen" um die Tatsache, dass viele Leute einfach nicht mitmachen wollen und dass man nicht davon ausgehen kann, dass diese Gruppe der Nicht-Antworter gleichmäßig über alle Politik- und Lebensbereiche verteilt?
Nachdem ich mich nicht mehr genau an diese Diskussion in der Wikipedia erinnern konnte, übernehme ich sie einmal hierher. Meine Frage -- Großbereich Statistik -- habe ich seinerzeit so eingeleitet:
Mal von der demoskopischen Praxis her: Jemand macht eine Umfrage mit einer 'repräsentativen Auswahl' aus der Gesamtheit. Er lost in perfekter Weise aus der Grundgesamtheit aus.
Nun ergeben sich zunächst zwei Gruppen, nämlich a) die Gruppe derer, die bereit sind, die Umfrage mitzumachen, und b) die Gruppe derer, die, aus welchen Gründen auch immer (keine Zeit, keine Lust, Angst vor der Offenlegung, usw.), nicht mitmachen wollen.
Gehen wir davon aus, dass die Gruppe b) nicht unerheblich klein ist (Wird diese Zahl überhaupt erhoben? Ich lese bei Infratest u. a. nie was über sie.) und dass die möglichen Befragungsergebnisse nicht vollständig unabhängig von der a)-b)-Unterscheidung sind. Bei Parteienfragen also z. B.: die Anhänger der CDU, CSU, SPD, FDP, ... sind nicht in gleichen Anteilen befragungsunwillig.
Kann man unter diesen Umständen prinzipiell von einer 'repräsentativen Umfrage' sprechen?
Gibt es zu diesem Problembereich Untersuchungen und wie hieße der entsprechende Terminus, mit dem das Problem bezeichnet wird? --Delabarquera 16:54, 9. Mär. 2011
Moin, das Problem heißt Nonresponse (genauer gesagt Unit-Nonresponse) und dazu gibt es ziemlich viel Literatur. Eine Kollegin von mir hat gerade ihre Doktorarbeit zu dem Thema veröffentlicht: Proner, Hanna (2011): Ist keine Antwort auch eine Antwort? Die Teilnahme an politischen Umfragen. Eine empirische Analyse der Nonrespondenten in politikwissenschaftlichen Bevölkerungsumfragen, untersucht am Beispiel einer Zusatzstudie zum ALLBUS 2008. Wiesbaden: VS-Verlag. Viele Grüße --TRG. 18:37, 9. Mär. 2011
Vergleiche auch Repräsentativität und dort den Unterschied zwischen [1] und [2] .--Zulu55 13:21, 11. Mär. 2011
Dank für die klare und sehr hilfreiche Antworten, TRG und Zulu44! Sollte man diese Antwort nicht mit in den Artikel einarbeiten, als einen durchaus relevanten Unterpunkt? Ich hab gerade gesehen: Vorhanden ist ein Artikel mit der Eindeutschung Antwortausfall. Ich bin in diesen Dingen kein Experte, würde aber eine vorläufige Fassung hier zur Diskussion stellen, zur allfälligen Prüfung. Kann auch aber jemand anders tun, der an dem Artikel mitgearbeitet hat. --Delabarquera 10:58, 12. Mär. 2011
Dazu auch dann noch der Artikel Schweigeverzerrung. Dieses Stichwort kommt wiederum in diesen Artikeln vor: