... und zwar von den Eltern. Und natürlich von den "sozialen Umständen". Und den Genen, der "Veranlagung", die einer mitbekommen hat.
Die Eltern? Es kann ja auch sein, dass jemand gar keine Eltern hat, die ihn erziehen. Worauf das Nicht-Vorhandensein der Eltern dann natürlich eine, vielleicht die entscheidende Einflussgröße ist.
Die Eltern? Es kann ja auch sein, dass jemand gar keine Eltern hat, die ihn erziehen. Worauf das Nicht-Vorhandensein der Eltern dann natürlich eine, vielleicht die entscheidende Einflussgröße ist.
Aber der Reihe nach. Der Gedanke, den ich hier umkreise, ist so entstanden: Ungefähr vor einem Jahr habe ich im Autoradio eine Buchbesprechung gehört. Eine Autorin, deren Namen ich vergessen habe, hat die These aufgestellt, dass die Nachwirkungen der NS-Zeit und des zweiten Weltkriegs auf die heute 40jährigen erheblich seien. Vermittelt durch das, was die Großeltern und Eltern an sie, die jetzt Erwachsenen und mitten im Leben Stehenden, weitergegeben haben. Das, fand ich, sei ein wichtiger Gedanke. Das blieb im Gedächtnis.
Dann heute, in der Süddeutschen Zeitung, zwei gesonderte Berichte. Ein Mann, der seinen kleinen Stiefsohn umgebracht hat, wurde zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nur zu sechs Jahren und zwei Monaten.
Freiburg. Innere Verletzungen. Von Josef Lelnberger || Der Angeklagte Norbert T. ist ein drahtiger, schüchtern wirkender Mann. Den Blick gesenkt, die Hände unter dem Tisch verschränkt, so verfolgte er die Urteilsbegründung. Der 33-Jährige hob auch nicht den Blick, als sich Richterin Eva Kleine-Cosack persönlich an ihn wandte. "Sie werden noch ein junger Mann sein, wenn Sie aus der Haft entlassen werden", sagte sie und wünschte ihm, er möge verarbeiten, "was Ihnen auferlegt wurde, und was Sie sich selbst auferlegt haben". Er möge einen Weg in ein neues Leben finden. So viel Mitgefühl war zu viel für einige der Zuhörer im Gerichtssaal. Manche grummelten, andere lachten höhnisch. Auf T-Shirts die Aufschrift: "Keine Gnade für Kindermörder". Schon das Urteil hatten sie mit Empörung quittiert. Sechs Jahre und zwei Monate Haft für einen Mann, der seinen dreijährigen Stiefsohn zu Tode geprügelt hatte. Ist das Gerechtigkeit? [...] Das Bewusstsein, jemanden zu töten, hatte Norbert T. nicht, als er am Nachmittag des 12. Januar 2015 dem Kind dreimal die Faust in den Leib rammte. Verurteilt wurde er am Mittwoch wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung Schutzbefohlener. [...] Norbert T. war als Kind von seiner Mutter schwer misshandelt worden, einmal ging sie mit einem Messer auf ihn los. Er wuchs danach bei den Großeltern auf, die ihn wohlwollend, aber nach dem Motto erzogen: "Ein Klaps hat noch keinem geschadet." Die traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit musste er in einer Therapie abarbeiten; er galt als akut suizidgefährdet. Seine Erfüllung fand er in der Landwirtschaft. Er verwirklichte sich seinen Lebenstraum, als er den Zipfelhof in Lenzkirch-Kappel kaufte. 140 Kühe, 100 Hektar Grünfläche. So begann der Albtraum seines Lebens. (SZ Panorama)
Freiburg. Innere Verletzungen. Von Josef Lelnberger || Der Angeklagte Norbert T. ist ein drahtiger, schüchtern wirkender Mann. Den Blick gesenkt, die Hände unter dem Tisch verschränkt, so verfolgte er die Urteilsbegründung. Der 33-Jährige hob auch nicht den Blick, als sich Richterin Eva Kleine-Cosack persönlich an ihn wandte. "Sie werden noch ein junger Mann sein, wenn Sie aus der Haft entlassen werden", sagte sie und wünschte ihm, er möge verarbeiten, "was Ihnen auferlegt wurde, und was Sie sich selbst auferlegt haben". Er möge einen Weg in ein neues Leben finden. So viel Mitgefühl war zu viel für einige der Zuhörer im Gerichtssaal. Manche grummelten, andere lachten höhnisch. Auf T-Shirts die Aufschrift: "Keine Gnade für Kindermörder". Schon das Urteil hatten sie mit Empörung quittiert. Sechs Jahre und zwei Monate Haft für einen Mann, der seinen dreijährigen Stiefsohn zu Tode geprügelt hatte. Ist das Gerechtigkeit? [...] Das Bewusstsein, jemanden zu töten, hatte Norbert T. nicht, als er am Nachmittag des 12. Januar 2015 dem Kind dreimal die Faust in den Leib rammte. Verurteilt wurde er am Mittwoch wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung Schutzbefohlener. [...] Norbert T. war als Kind von seiner Mutter schwer misshandelt worden, einmal ging sie mit einem Messer auf ihn los. Er wuchs danach bei den Großeltern auf, die ihn wohlwollend, aber nach dem Motto erzogen: "Ein Klaps hat noch keinem geschadet." Die traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit musste er in einer Therapie abarbeiten; er galt als akut suizidgefährdet. Seine Erfüllung fand er in der Landwirtschaft. Er verwirklichte sich seinen Lebenstraum, als er den Zipfelhof in Lenzkirch-Kappel kaufte. 140 Kühe, 100 Hektar Grünfläche. So begann der Albtraum seines Lebens. (SZ Panorama)
Und dann auch noch das:
Christina Weber: Ohrfeigen für die Seele || Emotionaler Missbrauch kann bei Kindern zu Angststörungen und Depressionen führen, haben Forscher der University of Minnesota herausgefunden. || Viele Menschen kennen solche Gefühle: Die einen quält über Jahre dieser eine böse Satz von Mutter oder Vater, den sie nicht vergessen können. Andere leiden noch als Erwachsene daran, dass ihre Eltern über sie gespottet oder sie mit Worten gedemütigt haben. Nun bestätigt eine große Studie, was einzelne Forscher immer wieder vermutet haben. Die emotionale Misshandlung von Kindern wirkt sich ähnlich schlimm auf die psychische Gesundheit aus wie körperliche Gewalt und Vernachlässigung (Jama Psychiatry, online). (SZ Wissen)
Kinder haben körperliche Merkmale, eben ihre genetisch bedingten "Veranlagungen" mitbekommen. Die dann aber sofort durch die äußeren Umstände, die Situationen, in denen sie aufwachsen, modifiziert werden. Die Rollen, die ihre Eltern, erzogen von Eltern, vorleben, den Einfluss, den die Eltern direkt ausüben. Eltern, die einigermaßen hilflos sind, Die nicht überblicken können, was sie da weitergeben. Im Glücksfall entsteht ein Goethe, wenn der denn ein Glücksfall war:
Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist dann an dem ganzen Wicht
original zu nennen?
Und am anderen Ende der Skala Norbert T. und seine Schicksalsgenossen. Hätte der kleine Alessio, das Opfer, überlebt, vielleicht wäre dann er zum Mörder geworden.
Ja, und diesem Punkt aus geht es erst los mit der Analyse. Der Vergangenheit, des Jetzt und der Zukunft. Die eigene Erziehung und die Erziehung der eigenen Kinder. Wie war das, damals?
Wenn man die Sache der echten Analyse des eigenen Werdens und der Weitergabe des Werdens so anpacken will, dass etwas gelingen, etwas dabei herauskommen kann, dann geht das nur unter dem Sternenhimmel einer ewigen Größe: mit Humor!
Christina Weber: Ohrfeigen für die Seele || Emotionaler Missbrauch kann bei Kindern zu Angststörungen und Depressionen führen, haben Forscher der University of Minnesota herausgefunden. || Viele Menschen kennen solche Gefühle: Die einen quält über Jahre dieser eine böse Satz von Mutter oder Vater, den sie nicht vergessen können. Andere leiden noch als Erwachsene daran, dass ihre Eltern über sie gespottet oder sie mit Worten gedemütigt haben. Nun bestätigt eine große Studie, was einzelne Forscher immer wieder vermutet haben. Die emotionale Misshandlung von Kindern wirkt sich ähnlich schlimm auf die psychische Gesundheit aus wie körperliche Gewalt und Vernachlässigung (Jama Psychiatry, online). (SZ Wissen)
Kinder haben körperliche Merkmale, eben ihre genetisch bedingten "Veranlagungen" mitbekommen. Die dann aber sofort durch die äußeren Umstände, die Situationen, in denen sie aufwachsen, modifiziert werden. Die Rollen, die ihre Eltern, erzogen von Eltern, vorleben, den Einfluss, den die Eltern direkt ausüben. Eltern, die einigermaßen hilflos sind, Die nicht überblicken können, was sie da weitergeben. Im Glücksfall entsteht ein Goethe, wenn der denn ein Glücksfall war:
Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist dann an dem ganzen Wicht
original zu nennen?
Und am anderen Ende der Skala Norbert T. und seine Schicksalsgenossen. Hätte der kleine Alessio, das Opfer, überlebt, vielleicht wäre dann er zum Mörder geworden.
Ja, und diesem Punkt aus geht es erst los mit der Analyse. Der Vergangenheit, des Jetzt und der Zukunft. Die eigene Erziehung und die Erziehung der eigenen Kinder. Wie war das, damals?
Wenn man die Sache der echten Analyse des eigenen Werdens und der Weitergabe des Werdens so anpacken will, dass etwas gelingen, etwas dabei herauskommen kann, dann geht das nur unter dem Sternenhimmel einer ewigen Größe: mit Humor!