Ich bin, glaube ich, nicht prüde. Aber wenn ich den Verdacht nicht loswerde, dass mit einer extremen Offenheit, gepaart mit Pseudonym, Aufmerksamkeit erreicht werden soll, dann möchte ich mich nicht vereinnahmen lassen. Nun also, in der ZEIT. Ein Mann berichtet von einer HIV-Infektion. Vier Frauen, die in Frage kommen. Drei, die ihn angesteckt haben könnten. Oder doch auch die vierte? Ich mag da nicht rechnen und prüfen.
Dann wird es deutlich. Für mich: zu deutlich.
"Wie genau ich mich ansteckte, kann ich nicht sagen. Vielleicht hatte ich Risse in den Mundwinkeln, einen kleinen Schnitt an den Fingerkuppen."
Das hier ist nicht das Deutliche. Sondern das, war vorher da steht. Mein Onkel Franz sagt da für gewöhnlich: "Nun, so genau wollte ich es gar nicht wissen!"
Aber wer weiß, vielleicht ist das die neue, die zeitgemäße Offenheit? Die Kommentar legen das ja nahe. Wo liegt denn die Grenze zu Scham und Peinlichkeit? Und ich merke in einem Kommentar vorsichtig an: "Ist die Geschichte echt? Für mich klingt sie nach Scripted Reality. Nicht zu überprüfen, wie so vieles in diesen Tagen."