Früher, als ich studiert habe, waren Orchideenfächer so was wie Asyrologie oder die kleinen Sprachen wie Baskisch oder Gälisch. Literaturwissenschaft war ein Großfach, quer durch die Philologie, nicht nur wegen der Deutsch-, Englisch- und Französischlehrer. Gestandene ältere und auch jüngere Herren nannten sich stolz "Professor für Literaturwissenschaft" und machten sich viele Gedanken, wie man Rilkes nun wirklich schwer zu verstehenden Grabspruch zu verstehen habe. Und was lese ich heute, eher zufällig?
"Schade, dass Literaturwissenschaft anscheinend unsexy ist. Auch wenn das nur ein seltsamer, unbedeutender Typ sagt, der selbst ziemlich unsexy ist. Es mag ein Orchideenfach sein, doch warum betrachtet man davon nur die negativen Aspekte?" (Melina Brüggemann, Was es heißt, ein Orchideenfach zu studieren. unikatmuc.de)
Also, wenn mich da ein Jurist auf einer Party anmachen würde, weil ich Literaturwissenschaft studiere, ich würde sehr kühl kontern: "Ich tue was für mich und die Ewigkeit, und du, Juristendödel, tust was für's Geld und den Tag!" Und vielleicht würde ich noch hinzufügen: "Ich erwarte aber nicht, dass du das verstehst. Du studierst ja schließlich so ein komisches Nützlichkeitsfach und nicht Literaturwissenschaft."